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Berichtsheft: Online statt Sauklaue

Betriebsführung

Der eine sollte es ständig führen, der andere muss es fortwährend kontrollieren – sofern die Sauklaue des Azubis überhaupt zu entziffern ist.

Das Berichtsheft dürfte für die meisten Ausbilder und ihre Schützlinge eher in die Kategorie "lästige Pflicht" fallen. Das es auch anders geht, zeigt ein Projekt der Technischen Universität (TU) Dresden. Für die Facebook-Generation haben die TU-Forscher einfach den Ausbildungsnachweis mit innovativen Kommunikationstechnologien kombiniert. Herausgekommen dabei ist BLok – das Online-Berichtsheft zur Stärkung der Lernortkooperation. "Azubis, die BLok genutzt haben, waren motivierter und haben sich mehr mit den Inhalten ihrer Ausbildung auseinandergesetzt als Auszubildende, die das klassische, papierbasierte Berichtsheft verwendet haben", erklärt Andreas Ueberschaer, ehemaliger Projektmitarbeiter und nun Produktmanager BLok bei der BPS Bildungsportal Sachsen GmbH, mit Blick auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung. Mit einbezogen waren "weit über 70 Unternehmen und über 700 Auszubildende" aus Sachsen. 

Mehr Aufwand für die Ausbilder, der sich aber auszahlt

Einen passwortgeschützten Zugang zum digitalen Berichtsheft BLok haben Auszubildende und ihre betrieblichen Ausbilder. Doch auch die Berufsschule und die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜBL) können Zugriff bekommen. Der Lehrling hat die Möglichkeit, jeden Tag am Computer einzutragen, was er im Betrieb, in der Berufsschule oder in der ÜBL geleistet hat. Alle Einträge kann er dabei mit den jeweiligen Teilen des Berufsbildes verknüpfen, die im Ausbildungsrahmenplan festgeschrieben sind. Ist er sich unsicher oder tauchen andere Fragen auf, kann er seinem Ausbilder eine Nachricht senden. "Für die Ausbilder bedeutet das mehr Aufwand, doch das wird durchaus positiv gesehen, weil sich die Jugendlichen mehr mit ihrer Ausbildung beschäftigen", so Ueberschaer. 

Ausbilder kann Einträge des Azubis kommentieren

Das interne Nachrichtensystem ist allerdings keine Einbahnstraße. So kann auch der Ausbilder darauf hinweisen, dass Einträge im Berichtsheft falsch, unvollständig oder noch gar nicht gemacht worden sind. Am Ende der Woche setzt der Ausbildungsverantwortliche sein Häkchen unter den Wochenbericht – entweder, dass er ihn akzeptiert oder abgelehnt hat. Wie weit der Azubi innerhalb des Ausbildungsjahres ist, lässt sich im Entwicklungsportfolio ablesen. Dort werden die Soll- und Ist-Stunden aller Teile des Berufsbildes abgeglichen. "Das sagt aber nichts darüber aus, ob der Auszubildende den Stoff auch tatsächlich verstanden hat", relativiert Andreas Ueberschaer. Abgerundet wird das Blok-Angebot noch durch eine Dokumentenablage, in die ausbildungsbezogene Schriftstücke hochgeladen werden können.

Am Ende der Ausbildung kann das Online-Berichtsheft in eine pdf-Datei umgewandelt und per E-Mail an die Handwerkskammer gesendet werden. Einen Stift brauchen Azubi und Ausbilder aber trotzdem noch. Mit ihrer Unterschrift bestätigen sie, dass die Angaben auf den mehrseitigen, ausgedruckten Übersichtsblättern zum Ausbildungsnachweis – darunter zu den Fehlzeiten und abgenommenen Wochenberichten – stimmen und schicken sie per Post an die Prüfungsabteilung der Kammer. 

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Zwei Preismodelle für Betriebe

In der Projektphase konnten die Betriebe das Online-Berichtsheft kostenlos testen. Das wird sich zum kommenden Ausbildungsjahr ändern. Zwei Preismodelle bietet das BPS Bildungsportal Sachsen, die E-Learning-Initiative der sächsischen Hochschulen, an. Bei einer jährlichen Abrechnung fallen pro registriertem Azubi 7,99 Euro an. Plant der Betrieb das elektronisch geführte Berichtsheft von vornherein für die gesamte Ausbildungsdauer ein, investiert er dafür 19,99 Euro. In beiden Fällen kommt noch die gesetzliche Mehrwertsteuer dazu. Wird dem Azubi während der Probezeit gekündigt, entstehen dem Betrieb keine Kosten, versichert Ueberschaer.

Oberstufen in Brandenburg wird BLok nutzen

Jörg Wiesniewski ist vom Online-Berichtsheft überzeugt. Für den Ausbildungsberater der Handwerkskammer Frankfurt/Oder bedeutet es eine große Vereinfachung und deutlich weniger Papier in seinem Büro. Im Vorfeld habe man sich davon überzeugt, ob die elektronisch eingereichten Unterlagen ausreichend für die Prüfungszulassung sind. "Das ist bei uns abgenickt worden", versichert er. Nun wolle die Kammer bei allen Ausbildungsbeteiligten für BLok werben. Mindestens einen Vorreiter gibt es in seinem Kammerbezirk schon. "Das Oberstufenzentrum I + II in Barnim will das Online-Berichtsheft zum Ausbildungsjahr 2012/2013 ausprobieren." Wichtig sei nun aber noch, dass auch die Betriebe und die Auszubildenden mitmachen.

Text: / handwerksblatt.de