Friedrich-Wilhelm Blömker, viele Jahre Obermeister seiner Innung, und Beatrix Blömker (v. l.) haben ihre Bäckerei, einen von seinem Großvater 1911 gegründeten handwerklichen Familienbetrieb, an Bäckermeister Pascal Klinker übergeben, der ihn zusammen mit seiner Lebensgefährtin Christina Aßmuth (v. r.) führt. Der Coup – für beide Seiten war es ein kühner Schritt, bei dem sie auch die Sympathie füreinander vorangebracht hat – erwies sich als glückliche Lösung für die alte und die junge Generation – und natürlich für den Fortbestand der Lengericher Traditionsbäckerei samt 40 Arbeitsplätzen. (Foto: Peter Leßmann)

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"Wollten unsere Mitarbeiter in guten Händen wissen"

Friedrich-Wilhelm Blömker, Bäckermeister mit fünf Geschäften im Münsterland, hat symphathische Nachfolger für seinen Betrieb gefunden. Hilfe gab es von der Handwerkskammer.

Was tun, wenn es an der Zeit ist, den eigenen Betrieb an die folgende Generation zu übergeben? Wo findet sich ein würdiger Nachfolger und was gibt es rechtlich zu beachten? Diese Fragen stellte sich auch Friedrich-Wilhelm Blömker, als ihm klar wurde, dass er seine Bäckerei "nicht ewig würde selber leiten können". Bei der Handwerkskammer fand er Ansprechpartner.

Ein bisschen muss Friedrich-Wilhelm Blömker lachen, wenn er an die Zeit vor zwei Jahren zurückdenkt. Damals fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Er war nicht mehr der Jüngste. Wie sollte es auf Dauer mit der Bäckerei und seinen fünf Geschäften weitergehen? Keine seiner Töchter wollte den Betrieb übernehmen. Um ihn zu erhalten, würde er also einen Käufer finden müssen.
"Was ist der Betrieb eigentlich wert?"
"Der Gedanke kam für mich selber überraschend", erinnert sich der heute 62-Jährige, zählte er sich selbst doch noch längst nicht zum alten Eisen. Dennoch begann er, gemeinsam mit seiner Frau Beatrix, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Über die Handwerkskammer erhielt er wertvolle Hinweise und konnte den Geschäftswert seines Betriebes inklusive der dazugehörigen Immobilie schätzen lassen.

Nun stand eine Summe im Raum. Blömker "ging einige Wochen mit der Entscheidung schwanger", dann inserierte er in einer Internetbörse: "Bäckereibetrieb mit fünf Geschäften im Münsterland sucht Altersnachfolge". Es dauerte eine Weile, dann kamen die ersten Anfragen. Doch die Kaufbereitschaft eines Interessenten allein war den Blömkers zu wenig. Sie wollten ihre Mitarbeiter sowohl fachlich als auch menschlich in guten Händen wissen. "Das ist ein Familienbetrieb mit vielen kleinen Facetten und Eigenheiten", erklären sie rückblickend. 1911 gründete Blömkers Großvater die Bäckerei in Lengerich. Friedrich-Wilhelm führte sie erfolgreich in der dritten Generation. "Unsere Kundschaft erwartet, dass auch nach der Übernahme vieles so weitergeht wie bisher", sagt er.
Sympathisch waren sich beide Paare auf Anhieb
Als schließlich das Bäckermeisterpaar Pascal Klinker und Christina Aßmuth Interesse am Betrieb bekundete, ließ man es daher langsam angehen. Sympathisch waren sich beide Paare auf Anhieb. Mehrere Monate war Klinker nach einem ersten Kennenlernen jedoch zunächst als Angestellter in der Bäckerei tätig. Als Betriebswirt des Handwerks unterstützte er im Büro und lernte so die Strukturen im Betrieb kennen. "Das war eine gute Entscheidungsgrundlage", sagt er. "Insgesamt eine sehr gute Einarbeitung und Begleitung. Es ist schon eine große Verantwortung mit knapp 40 Mitarbeitern."
Bis zur Rente bleibt Friedrich-Wilhelm Blömker nun als Angestellter im Betrieb
Nach intensiver Prüfung aller wichtigen Aspekte auf beiden Seiten wurde man sich einig. Gemeinsam absolvierten Käufer und Verkäufer Termine bei der Bank und den Behörden. "Für den Zustand einer Firma ist es förderlich, wenn ab und zu jemand Externes reinkommt", lobt Friedrich-Wilhelm Blömker das Engagement und die Ideen der jungen Leute. Als Angestellter steht er bis zur Rente auch weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Hauptverantwortung aber hat er inzwischen abgegeben.

Seit dem 1. Juli 2015 sind Klinker und Aßmuth nun offiziell die neuen Chefs im Bäckereibetrieb Blömker. Die Blömkers genießen die neu gewonnene Freiheit. "Wir machen jetzt auch mal Dinge, die wir früher nicht machen konnten", freut sich Beatrix Blömker. "Wir hatten unser Leben der Firma untergeordnet." Jetzt ist die nächste Generation am Zug.
Foto: Peter Leßmann

Text: / handwerksblatt.de

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