Gesunde Mitarbeiter sind produktiver, wie ein betriebliches Gesundheitsmanagement im Handwerk zu erheblichen Ersparnissen führen kann.

Gesunde Mitarbeiter sind produktiver, wie ein betriebliches Gesundheitsmanagement im Handwerk zu erheblichen Ersparnissen führen kann. (Foto: © Brian Jackson/123RF.com)

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Mit kleinen Schritten zum gesunden Betrieb

Kranke Mitarbeiter kommen Unternehmen teuer zu stehen. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement kann auch im Handwerk Abhilfe schaffen - wie eine Veranstaltung in Trier zeigt.

In Zeiten des Fachkräftemangels muss das Handwerk alle Mann an Deck halten. Die Gesundheitsprävention rückt dabei immer mehr in den Vordergrund. Das wurde auf der Veranstaltung der Trierer Wirtschaftskammern IHK und HWK zum Thema "Betriebliches Gesundheitsmanagement" einmal mehr deutlich. Nur: Innovativ, attraktiv und effizient muss es sein, so auch der Untertitel aus der Reihe "Demografischer Wandel – unsere Region handelt" der Initiative Region Trier (IRT). Rund 100 Teilnehmer informierten sich, wie betriebliche Bewegungsangebote, Ernährungsberatung, Gesundheitstage und andere Aktionen die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit fördern können.

Die meisten Krankschreibungen im Handwerk beruhen auf Muskel- und Skeletterkrankungen. Psychische Erkrankungen jedoch sind auf dem Vormarsch. Auf ihr Konto gehen schon jetzt 40 Prozent aller Frühberentungen wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Das berichtete Prof. Bernhard Allmann von der Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken. Diese Zahl steige auch im Handwerk.

Maßnahmen müssen passen und umsetzbar sein

"Um Gesundheitsprävention für Mitarbeiter dauerhaft zu verankern, muss sie zum Unternehmen passen und umsetzbar sein. Ein kleiner Betrieb bringt dafür ganz andere Voraussetzungen mit als ein großer", räumte Allmann ein. "Außerdem gilt es, Krankheitsursachen genauer unter die Lupe nehmen, bei Rückenschmerzen etwa: Sind die Lasten zu schwer, ist der Rücken zu schwach? Ist eine falsche Bewegung oder Zugluft Schuld? Hat der Mitarbeiter Stress – privat oder beruflich?" Größeren Betrieben empfiehlt Allmann, vorab Daten und Fakten zum Krankenstand anhand von Mitarbeiterbefragungen, Fehlzeiten- und Unfallstatistiken sowie Arbeitsplatz- und Tätigkeitsanalysen auszuwerten.

Nicht nur personalpolitische, sondern auch wirtschaftliche Gründe treiben Unternehmer an, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu fördern. Denn dauerhaftes Rasten und Rosten schaden  auch dem Betrieb selbst. Das belegen eindrucksvolle Zahlen. 60 Prozent der Handwerker waren 2012 mindestens einen Tag lang krankgeschrieben. "Die Fehlzeiten für einen kranken Mitarbeiter kosten den Betrieb im Jahr 1.200 Euro ", erklärte Martina Becker (IHK), Referentin für Fachkräftesicherung, "und doppelt so viel, wenn der Kranke trotzdem zur Arbeit kommt." Betriebe mit Gesundheitsmanagement haben Studien zufolge weniger krankheitsbedingte Ausfälle. 

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Gemeinsames Interesse im Betrieb wecken

Als praktischen Startschuss empfiehlt Mégane Vallet, Gesundheitsmanagerin der HWK Trier, die Teilnahme an einem Vortrag oder einem Gesundheitstag: "Ob im eigenen Unternehmen oder außerhalb, ist zweitrangig. Die Hauptsache ist, dass der Beitrieb ein gemeinsames Interesse an Gesundheitsthemen weckt und zum Mitmachen anregt." Zudem plädiert sie dafür, sich von Fachleuten unterstützen zu lassen: "Sprechen Sie Ihre Kammer an! Deren Gesundheitsexperten beraten Sie fachkundig und sind auch bei der Durchführung behilflich." Betriebe sollten auch die Belegschaft in den Prozess einbeziehen, anstatt fertigte Konzepte überzustülpen. "Das steigert das Vertrauen, schafft Motivation und gesunde Arbeitsbedingungen", bestätigte Allmann.

Ein Leitfaden der IHK Trier zeigt, wie sich diese Schritte konkret umsetzen lassen. Die Publikation enthält außerdem Vorschläge für einen Gesundheitstag "Mini", "Midi" oder "Maxi", jeweils einen Frage- und Rückmeldebogen zum Gesundheitstag, Informationen über gesetzliche Grundlagen sowie ein Infoblatt zur finanziellen Förderung der Mitarbeitergesundheit.      
Auch die Podiumsdiskussion zeigte: Je größer das Gesundheitsbewusstsein in der Chefetage, umso eher fließt es in die Unternehmenskultur ein. "Der Inhaber muss dafür offen sein. Noch besser ist es, wenn er eine gesunde Lebensführung vorlebt", sagte Fliesenlegermeister Wolfgang Scholtes aus Trier, der sich mit Schwimmen und Radfahren fit hält. Ein Gesundheitsmanagement hat er in seinem Betrieb bereits eingeführt. Innerhalb von zwei Jahren, so rechnet er, sollte es sich etabliert haben.

Auch bei Türelemente Borne in Trierweiler sind die Chefs dabei, wenn die Mitarbeiter sich in der "Aktiven Minipause" unter Anleitung von Mégane Vallet fit halten oder bei Tai Chi entspannen. "Wir verstehen diese Kurse nicht als Störung des Arbeitsalltags, sondern als Unterstützung", so Personalleiterin Uta Weber.

Auf soziales Miteinander im Betrieb setzt auch Wolfgang Reuter (AGT Abgastechnik, Bitburg): "Es ist wichtig, den Bedürfnissen von Mitarbeitern entgegenzukommen und betriebliche Probleme in persönlichen Gesprächen zu lösen. Dann sinkt auch der Krankenstand."

Lieber heute als morgen anfangen

Dass die Motivation zu gesunder Lebensführung ein langfristiger Prozess ist, darüber waren sich alle Beteiligten einig. "Vertrauensvolle Zusammenarbeit und gegenseitiger Ansporn sind hilfreich", fasste Andrea Richertz (IT-Haus, Föhren) zusammen. Erfolgversprechend sind, so die Veranstalter und Gäste, realistische Ziele und die "Salamitaktik": lieber heute als morgen anfangen, konkrete Ziele stecken, zunächst kleine Schritte machen, sich über erste Erfolge freuen – und danach langfristig dranbleiben.

Text: / handwerksblatt.de

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