Für einen Miniauftrag einer Gemeinde sollte Jochen Refordt 27 Seiten lesen und ausfüllen. Foto: © Björn Braun / www.fotos-braun.de

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Überraschende Post aus dem Ministerium

Der Bürokratiewahnsinn und seine unerwarteten Folgen: Malermeister beschwert sich auf seinem Blog über die Ausschreibung einer Kommune und bekommt Post vom Wirtschaftsministerium.

Eine Ausschreibung für 14 Quadratmeter Raufasertapete und den Anstrich eines Raumes mit 46 Quadratmetern? Das ist Bürokratiewahnsinn pur findet Malermeister Jochen Renfordt aus Iserlohn. Das beschreibt er in seinem Blog über die Ausschreibung einer Kommune in NRW.  Es geht um einen Wasserschaden in einem Kindergarten, der beseitigt werden muss. Renfordt postet: 

"In dieser Email befinden sich folgende Dokumente für den Bereich Malerarbeiten:

1. Eine GAEB Datei zum Einlesen in unsere EDV
2. Ein pdf mit der "Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes"  (3 Seiten)
3. Der "Angebotskennzettel bei elektronischen Vergabeunterlagen" (1 Seite)
4. Die "Teilnahmebedingungen" (3 Seiten)
5. Die "Besonderen Vertragsbedingungen" (3 Seiten)
6. Die "Zusätzlichen Vertragsbedingungen" (1 Seite)
7. Die "Eigenerklärung zur Eignung" (3 Seiten)
8. Das "Angebotsschreiben" (2 Seiten)
9. Das "Leistungsverzeichnis" als pdf (8 Seiten)
10. Eine Anlage mit Plänen und Fotos (3 Seiten)

Wow-Riesenauftrag, sollte man meinen, aber weit gefehlt: Es geht im Bereich Malerarbeiten um den Austausch von 14 m² Rauhfasertapete und den Anstrich eines Raumes mit 46 m² Wandflläche. Ein geschätzter Gesamtauftragswert von ca. 350 Euro/netto!

Es werden zwar noch Stundenlöhne abgefragt, es ist aber aus der Ausschreibung nicht zu erkennen, dass diese notwendig sind und diese dürfen auch nur auf ausdrückliche Aufforderung des Auftraggebers ausgeführt werden.

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Wenn ich jetzt mal ambitioniert mit 5 % Reingewinn rechne, erlöst dieser Auftrag 17,50 € , wenn alles glattgeht.

Dafür lese und beachte ich 27 DIN A4 Seiten und fülle diese aus!!! ...""

Der Protest erreichte das NRW-Wirtschaftsministerium

Der  Beitrag wurde auch bei Facebook veröffentlicht. Leser schrieben ihm, dass sich dieVergabestelle nicht an die aktuellen Rechtsvorschriften gehalten hat. Darüber erreichte der Protest des Handwerkers auch das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium. 

"Da war ich wirklich von den Socken"

Und folgende überraschende Antwort kam von Staatssekretär Christoph Dammermann persönlich:

http://malerrenfordt.de/  

Foto: © Björn Braun / www.fotos-braun.de

Text: / handwerksblatt.de

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