Handwerk

Dokumentationfotos kann in das digitale Verwaltungstool Scaffeye einpflegen, wer mit dem Gerüst arbeitet – ob Nutzer oder Prüfer. (Foto: © PHNM GmbH / Scaffeye)

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Tolles Tool für den Gerüstbau

Betriebsführung

Sicherheit garantieren, die Verwaltung vereinfachen – das ist das Ziel des digitalen Verwaltungstools Scaffeye für Gerüste. Erfunden von Gerüstbaumeisterin Jeanette Spanier und bereits prämiert.

Ein Gerüst aufzustellen und zu benutzen ist gefährlich. Deshalb verlangt der Gesetzgeber, die Sicherheit jeden Morgen vor Arbeitsbeginn zu kontrollieren und zu dokumentieren. "Mit Stift, Zettel und Aktenordner finden wir das umständlich und zeitaufwendig", äußert Jeanette Spanier, die im 26 Jahre alten Gerüstbauunternehmen Spanier & Wiedemann der Eltern in Longuich bei Trier als Meisterin mitarbeitet, "ich habe nach einer besseren Lösung gesucht." 

"Die Idee ist mir auf dem Rennrad gekommen", lacht die Erfinderin. "Ein Computerprogramm kam mir in den Sinn, eine Art BIM für die digitale Verwaltung und die Sicherheitsprüfung von Gerüsten", erinnert sie sich. Scaffeye hat sie es genannt. "Mit Scaffeye würde sich das Gerüst nicht nur einfach kontrollieren und die Kontrolle dokumentieren lassen", erklärt Spanier, "mithilfe dieses Tools könnten Nutzer und Ersteller des Gerüsts auch einfach und schnell miteinander kommunizieren." Vor allem bei Mängeln wäre das ein Gewinn. Gespräche mit Malern aus ihrem Kundenkreis bestätigten schnell, dass ein solches Programm sinnvoll sei. "Ich habe mir dann einen Programmierer gesucht und Kapital bei einer Bank besorgt."

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Mit Scaffeye Unfälle verhüten

Das Kernziel von Scaffeye ist, Unfälle zu verhüten. Allein im Jahr 2017 gab es in Deutschland zehn tödliche Unfälle auf Gerüsten. "Eine gute Planung und Logstik ist das A und O, um so etwas zu verhindern", weiß Spanier aus ihrem Berufsalltag. "90 Prozent unserer Arbeit fließen dort hinein, nur zehn Prozent betreffen den Aufbau des Gerüstes." Genau hier setzt Scaffeye an: Das Programm schafft zunächst Transparenz für alle Beteiligten. Der Gerüstbauer kann mit dem Tool alle seine Baustellen auf seinen Computer im Betrieb aufnehmen und die Details der Gegebenheiten vor Ort und der Gerüste eintragen, einschließlich der Aufbaupläne und der Traglastenberechnung. Alle Änderungen, Prüfungen und Auffälligkeiten lassen sich von den Nutzern vor Ort ebenfalls in das System einpflegen, denn über Schnittstellen sind alle per Smartphone eingebunden, die mit dem Gerüst arbeiten. Am Gerüst selbst gibt es beim Prüfzertifikat einen QR-Code, mit dem es sich aufrufen lässt. Alle Veränderungen, Auffälligkeiten und vor allem die morgendliche Freigabe können dort dokumentiert werden. Handyfotos der aktuellen Situation lassen sich einbinden. So wird die Dokumentation für jeden leicht nachvollziehbar. "Stellt der Prüfer einen Mangel fest, dann kann der Gerüstbauer das über Scaffeye sofort online erfahren, sich mithilfe der Fotos genau informieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen", erklärt Spanier. "Eine schnelle Reaktion wird möglich, damit das Gerüst so bald wie möglich repariert werden kann."

Am 4. Oktober ging Scaffeye an den Markt. "Wir haben vorher Tests von unserem Gerüstbauunternehmen aus gemacht, um zu prüfen, ob die Abläufe auch problemlos funktionieren", erzählt Spanier. "Pro Baustelle haben wir etwa 20 Minuten Zeit gespart. Nun kann man Scaffeye mieten", strahlt die Gerüstbaumeisterin. Für einen monatlichen Beitrag erhält ein Nutzer einen Zugang zu einer Clowd, in der Scaffeye abgelegt ist. "In Deutschland gibt es 3.500 Gerüstbaubetriebe, für die unser Tool nützlich sein könnte", so Spanier, "außerdem viele Handwerksunternehmen aus Baugewerken." Schon drei Wochen nach dem Start hat Scaffeye über 100 Abonnenten. "Etliche nutzen zudem unsere kostenlose Testversion, um das System auszuprobieren", freut sich die Jungunternehmerin. Wer eine der gesetzlich vorgeschriebenen Gerüstnutzerschulungen im Hause Spanier besucht, kann sich in Scaffeye einweisen lassen. "Wir erklären es auch bei Kunden vor Ort."
Um Scaffeye zu vermarkten, hat Jeanette Spanier ein eigenes Unternehmen gegründet und dafür schon einen Preis gewonnen. Im Rahmen des Ideenwettbewerbs Rheinland-Pfalz wurde sie beim Regionalpreis Trier mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Inzwischen ist Scaffeye für weitere Preise nominiert. In Luxemburg, wo dieselben Bestimmungen für Gerüste wie bei uns gelten, wird Scaffeye bereits angeboten, "den europäischen Markt möchten wir uns nun erschließen".

Text: / handwerksblatt.de

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