Auf dem Ausbildungsmarkt gehen junge Männer und junge Frauen nicht mehr in die gleiche Richtung. Während die Zahl der neu gewonnenen Auszubildenden 2018 zugelegt hat, ist sie bei den weiblichen Lehrlingen gesunken.

Auf dem Ausbildungsmarkt gehen junge Männer und junge Frauen nicht mehr in die gleiche Richtung. Während die Zahl der neu gewonnenen Auszubildenden 2018 zugelegt hat, ist sie bei den weiblichen Lehrlingen gesunken. (Foto: © hanohiki/123RF.com)

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Viel Licht und Schatten am Ausbildungsmarkt

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Der Ausbildungsmarkt hat 2018 viele Spitzenwerte hervorgebracht – positive wie negative. Es gibt mehr betriebliche Lehrstellen. Doch junge Frauen ziehen sich immer stärker aus der Ausbildung zurück.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat eine Bilanz des Ausbildungsjahres 2018 gezogen. So sei das betriebliche Ausbildungsplatzangebot gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent gestiegen. Das bedeutet ein Plus von 17.800 Lehrstellen. Insgesamt wurden 574.200 Ausbildungsplätze registriert.

Doch auch die Zahl der unbesetzt gebliebenen Lehrstellen ist gestiegen. Mit 57.700 falle sie dreimal so hoch aus wie im Jahr 2009 und liege um 8.700 bzw. 17,7 Prozent höher als 2017. Rein rechnerisch seien die Chancen der jungen Menschen auf einen Ausbildungsplatz nach Einschätzung des BIBB so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr. Auf 100 Ausbildungsnachfragende kamen 2018 rund 97 Angebote.

Vor allem bei den jungen Männern steigt das Interesse an einer dualen Berufsausbildung. 384.900 fragten einen Ausbildungsplatz nach. Völlig gegensätzlich verlaufe allerdings die Entwicklung bei den jungen Frauen. Lediglich 225.100 neue weibliche Auszubildende seien gezählt worden – ein historischer Tiefstand. Dieser Negativrekord dämpfe auch den Zuwachs bei der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Sie fiel mit 531.400 um 8.000 (+ 1,6 Prozent) höher aus als im Vorjahr.

Laut den Analysen des BIBB kommt der Rückgang der Nachfrage bei den jungen Frauen weniger überraschend als die stark gestiegene Nachfrage auf Seiten der jungen Männer. Denn in den letzten Jahren sanken bei beiden Geschlechtern die Schulabgängerzahlen, und bei beiden Geschlechtern setzte sich der Trend zu höheren Schulabschlüssen sowie zum Studium weiter fort.

Infolgedessen brach vor allem in den primären Dienstleistungsberufen mit bislang hohen Hauptschülerinnenanteilen die Zahl der Ausbildungsanfängerinnen stark ein. Hierzu zählen zum Beispiel Berufe wie Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk oder Restaurantfachfrau.

Bei den Männern sei es deutlich stärker als bei den Frauen gelungen, neue Interessentengruppen außerhalb der aktuellen Schulabgängerjahrgänge für die Berufsausbildung zu gewinnen. Hierzu zählen:
 
• männliche Abiturienten, die im Schnitt nicht so gute Abiturnoten erzielen wie junge Frauen und deshalb verstärkt eine Berufsausbildung in Betracht ziehen,
• männliche Studierende, die im Schnitt häufiger als Frauen ihr Studium abbrechen und anschließend eine duale Berufsausbildung aufnehmen möchten, sowie
• männliche Migranten, die weitaus häufiger unter den jungen Geflüchteten zu finden sind als Migrantinnen und in den letzten drei Jahren zunehmend für eine Berufsausbildung gewonnen werden konnten.
 
Aufgrund dieser Entwicklungen sei es möglich gewesen, die Zahl der mit Männern abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2018 auf 335.500 zu steigern, 9.900 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der mit jungen Frauen abgeschlossenen Verträge sei dagegen mit 195.900 nochmals um 1.800 niedriger ausgefallen als im Vorjahr.
 
BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser wertet es als Erfolg für die duale Berufsausbildung, dass es offensichtlich gelungen ist, neben den aktuellen Schulabgängerklassen in größerem Umfang neue Interessenten zu gewinnen. "Dennoch zeigt die hohe Zahl von unbesetzten Ausbildungsplätzen, dass bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs keine Entwarnung angesagt ist. Wenn das Interesse junger Frauen an bestimmten Berufen stärker sinkt, als es vom demografischen Trend her zu erwarten ist, dann ist dies ein Alarmsignal." Es müsse überprüft werden, wie junge Frauen bestimmte Berufe wahrnehmen und ob gegebenenfalls Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung erforderlich seien. Ausbildungsplätze zu besetzen, werde zunehmend zu einer Herausforderung für die Wirtschaft, denn inzwischen gebe es bereits Berufe, in denen mehr als ein Drittel aller betrieblichen Ausbildungsplatzangebote ungenutzt blieben. 

Text: / handwerksblatt.de

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