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Mittelstand: "Das Wetter wird rauer!"

Betriebsführung

Bürokratie, Fachkräftemangel und geopolitische Unsicherheiten lähmen den Mittelstand. Noch geht es den Firmen gut, aber sie blicken laut BVR und DZ Bank nicht mehr so optimistisch in die Zukunft.

Knapp 90 Prozent der Mittelständler bewerten ihre aktuelle Lage noch als " gut" oder " sehr gut". Aber die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate geben deutlich nach. Sie sind von 32,5 Punkten im Frühjahr 2018 auf 21,1 Punkte im Herbst dieses Jahres zurückgegangen. Das ist weniger als der langfristige Mittelwert, der bei 23,5 Punkten liegt. Das ist das Ergebnis der Studie "Mittelstand im Mittelpunkt"  der DZ BANK und des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). 

Besonders positiv ist die Eigenkapitalausstattung der Mittelständler, die aktuell 28,1 Prozent beträgt. 2001 lag die durchschnittliche Eigenkapitalquote noch 7,5 Pozent. Seither ist sie kontinuierlich angewachsen. 

"Noch ist die Geschäftslage gut, aber das ist die Ruhe vor dem Sturm"

Nach Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn machen die kleinen und mittelgroßen Unternehmen mehr als 99 Prozent aller deutschen Unternehmen aus. In ihnen sind mehr als 58 Prozent aller Beschäftigten und 82 Prozent der Auszubildenden angestellt.Warum also die getrübte Stimmung? Als Hauptursachen werden in der repräsentativen Umfrage unter 1.500 Unternehmen geopolitische Unsicherheiten, der Fachkräftemangel und zunehmende Bürokratie genannt. 

"Lange hat sich der Mittelstand erfolgreich gegen geopolitische Risiken wie den Handelsstreit zwischen den USA und China oder den bevorstehenden Brexit behauptet. Inzwischen belasten diese Faktoren den Ausblick sichtbar. Hinzu kommen hausgemachte Probleme Deutschlands wie der Fachkräftemangel", berichtet Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK.

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"Noch ist die Geschäftslage gut, doch das ist so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm. Das Wetter wird rauer", so Berghaus. Der Saldo der Geschäftslage habe sich gegenüber seinem im Frühjahr erreichten Allzeithoch nur leicht von 84,6 Punkten auf 79,3 Punkte vermindert.

Gut gerüstet für die Zukunft

Foto: © Elnur/123RF.comDie insgesamt nach wie vor solide Verfassung des Mittelstands beruhe auch auf einer bilanziellen Stärke, heißt es. Anhand der Jahresabschlussdaten der mittelständischen Firmenkunden von Volksbanken und Raiffeisenbanken wurde ein "Bilanzqualitätsindex" errechnet. Und der tendiert weiterhin aufwärts.

Mittelständische Unternehmen würden erfreulicherweise ihre Eigenkapitalbasis kontinuierlich stärken. Ihre durchschnittliche Eigenkapitalquote nahm 2017 gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Prozentpunkte auf 28,1 Prozent zu", betont Andreas Martin, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR). Die Unternehmen würden eine verantwortungsvolle Risikovorsorge betreiben.

Fachkräftemangel und Bürokratie hemmen das Wachstum

Die Bürokratie und insbesondere der Fachkräftemangel  bereiten den Firmenchefs Sorgen. 79 Prozent der befragten Firmen sehen im Mangel an Arbeitern und Fachkräften ein Problem und 70 Prozent in der Bürokratie.

"Beide Aspekte entwickeln sich immer mehr zu Dauerbrennern und kosten die deutsche Wirtschaft bereits Wachstumspotentia", heißt es.  Der Fachkräftemangel koste die Firmen bereits unmittelbar Geld, zum Beispiel in Form abgelehnter Aufträge oder höherer Lohn- und Gehaltskosten.

Beim Fachkräftemangel muss der Staat die Unternehmen unterstützen

Foto: © Elnur/123RF.comWährend beim Bürokratieabbau der Staat gefordert sei, würden sich die Unternehmen bemühen, auch eigene Antworten auf den Fachkräftemangel zu finden. Sie bilden ihre Mitarbeiter konsequent weiter und versuchen die Experten mit viel Aufwand zu halten. Angesichts der Bedeutung dieses Problems seien aber zusätzlich der Staat und die Ausbildungsstätten gefragt - beispielsweise, indem die IT-Ausstattung in Bildungseinrichtungen verbessert wird, so der BVR und die DZ Bank in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung.

Mittelstand investiert in neue Technologien wie "Internet der Dinge"

Erfreulich sei, dass die Mittelständler die Herausforderung der Digitalisierung erfolgreich angenommen hätten Den Umfrageergebnissen zufolge nutzen heute schon 65,5 Prozent der Firmen moderne digitale Technologien wie das "Internet der Dinge" nutzen.   

Quelle: BVR 

Die Daten für die VR Mittelstandsumfrage wurden vom 10. September bis 16. Oktober 2018 im Rahmen einer telefonischen Umfrage erhoben. Die Stichprobe von 1.502 Unternehmen ist repräsentativ; befragt wurden Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen in Deutschland. Grundlage für die VR Bilanzanalyse sind die Jahresabschlüsse (Bilanzen und Erfolgsrechnungen), die die mittelständischen Firmenkunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rahmen ihrer Kreditantragstellungen für die Jahre 2001 bis 2017 einreichten. Insgesamt liegen für den genannten Zeitraum knapp 2,2 Millionen Abschlüsse vor.

Text: / handwerksblatt.de

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