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"Bauen statt streiten"

Betriebsführung

Preissteigerungen am Bau? Weniger Angebote auf öffentliche Ausschreibungen? Das darf nicht auf einen Kapazitätsmangel in den Unternehmen zurückgeführt werden. Der Bau reagiert auf entsprechende Kritik.

Deutschlands Bauunternehmen haben ihre Kapazitäten in den vergangenen neun Jahren um rund 130.000 Beschäftigte ausgeweitet. Für 2019 erwartet das Baugewerbe einen Anstieg auf insgesamt 850.000. "Wir arbeiten also auf Hochtouren, die hohe Nachfrage an Bauleistungen auch weiterhin zu bedienen", das betonen die Präsidenten des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Dipl.-Ing. Peter Hübner, und des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Dipl.-Ing. Reinhard Quast, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin.  

Die Kritik, dass aktuelle Baupreissteigerungen oder weniger Angebote auf öffentliche Ausschreibungen allein auf einen Kapazitätsmangel am Bau zurückzuführen sind, sei "nicht haltbar".  

Preise für Betonstahl und Bitumen haben sich verdoppelt

Auch mit den aktuellen Preissteigerungen habe das nichts zu tun, versichern die Verbandspräsidenten in Berlin. Das sei größtenteils auf gestiegene Kosten zurückzuführen. Der Preis für Betonstahl habe sich seit Januar 2016 um 50 Prozent erhöht, der Preis für Bitumen im Straßenbau hätte sich sogar mehr als verdoppelt.

Dazu komme eine Erhöhung der Tariflöhne um 5,7 Prozent. "Trotz dieser Entwicklung werden die Baupreise 2018 insgesamt nur um 4,5 Prozent zulegen. Auf der Zeitachse – mit Beginn der Baukrise 1995 – liegt die Preisentwicklung auch weiterhin unter den Verbraucherpreisen", betonen Quast und Hübner.

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Risiken des Baugeschäfts angemessen bepreisen

Die Preisentwicklung würde auch eine Normalisierung darstellen. "In den Jahren der Baukrise haben sich die Unternehmen an der Preisuntergrenze bewegt. Erstmals seit langem sind wir heute wieder in der Lage, die Risiken des Baugeschäfts angemessen zu bepreisen und die schwache Eigenkapitalbasis zu stärken."

Dies zahle sich am Ende auch für den Auftraggeber aus, der nicht mehr mit den enormen Insolvenzrisiken im Bauhauptgewerbe rechnen müsse, die in der Vergangenheit viele Bauprojekte in die Schieflage gebracht hätten.

Der öffentliche Auftrag ist oft unattraktiver

Die beiden Präsidenten wehren sich auch dagegen, dass weniger Angebote auf öffentliche Ausschreibungen auf Kapazitätsengpässe in den Unternehmen zurückzuführen seien. Der Grund, warum sich die Firmen weniger um öffentliche Aufträge bemühen, sei ein ganz anderer: "Die Unternehmen schauen heute genauer hin, unter welchen Bedingungen Aufträge ausgeschrieben und umgesetzt werden. Daher erscheint der öffentliche Auftrag aktuell oftmals unattraktiver als der private."

Gründe seien der hohe bürokratischen Aufwand bei öffentlichen Aufträgen, langwierige und komplizierte Ausschreibungsverfahren, aber auch fehlende Kapazitäten in den Bauämtern. Entscheidungen würden im Streitfall meist vor Gericht und nicht auf der Baustelle getroffen.

"Wir möchten gemeinsam mit der öffentlichen Hand daran arbeiten, die Attraktivität der öffentlichen Auftragsvergabe wieder zu erhöhen. Allen voran steht dabei der Wunsch, partnerschaftlicher zusammenzuarbeiten, kurz um: zu bauen statt zu streiten." 

Quelle: ZDB

Text: / handwerksblatt.de

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