Tischlermeister Bernd Rotterdam aus Köln setzt seit sechs Jahren auf Factoring. Er findet, "das ist eine ganz normale Dienstleistung". (Foto: © Inga Geiser)

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Das Geld ist sofort auf dem Konto

Betriebsführung

Forderungsverkauf: Warum Tischlermeister Bernd Rotterdam aus Köln kaum einen Gedanken daran verschwendet, welcher Kunde wann seine Rechnung bezahlt.

Ein Kunde, der sich 30 Tage Zeit lässt, seine neue Küche zu bezahlen? Während die Rechnung für das Material längst durch den Handwerksbetrieb beglichen wurde. Ein Geschäftskonto, das mit 30.000 Euro in den Miesen ist, während sich Außenstände über 120.000 Euro angesammelt haben? Für Bernd Rotterdam ist das alles kein Thema – nicht mehr.

Seit sechs Jahren setzt er auf Factoring. Jede Rechnung, die er rausschickt, ist innerhalb von maximal zwei Arbeitstagen durch seine Factoringgesellschaft beglichen. Egal, ob der Kunde sofort zahlt oder die ihm eingeräumten 30 Tage Zahlungsziel ausreizt. Oder ob er vielleicht sogar mit der Zahlung in Verzug gerät. Immer hat der Kölner Tischlermeister sein Geld sofort auf dem Konto. "Das ist ein enormer Liquiditätsvorteil, ich kann ganz anders planen als früher."

Angebote und Rechnungen schreibt der Chef selbst

Rotterdam führt einen kleinen Schreinerei- und Tischlerbetrieb, den er selbst 1997 gegründet hat. Mit drei Mitarbeitern und einer Auszubildenden fertigt er individuelle Möbel für Bauherren, Architekten und Innenarchitekten. Angebote und Rechnungen schreibt der Chef selbst, eine Bürokraft hat er nicht. Stattdessen arbeitet der Unternehmer mit der Teba Kreditbank aus Landau an der Isar zusammen. Das ist die Factoringgesellschaft der örtlichen Volks- und Raiffeisenbank, die bundesweit agiert und sich als eine von wenigen Anbietern auch dem Handwerk geöffnet hat. 

Der Kunde erhält seine Rechnung ganz normal von der Tischlerei. Er wird darin auch nicht direkt über die Abtretung und den Verkauf der Forderung informiert, aber die angegebene Bankverbindung ist die der Teba Kreditbank. Dorthin schickt Rotterdam eine Kopie jeder Ausgangsrechnung. Die Teba überweist ihm umgehend die Summe und kümmert sich um die Abwicklung der Forderung mit dem Kunden. Bis hin zum Mahnwesen, sofern das mal nötig wird.

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Für den Tischler rechnet sich das

So wie im Fall eines Geschäftskunden, der unverschuldet Zahlungsschwierigkeiten bekommen hatte. "Ihm wurde eine Ratenzahlung für die ausstehende Summe von 30.000 Euro angeboten, was ich sehr fair fand", erinnert sich Rotterdam. Überhaupt sei der Kontakt zu der Factoringgesellschaft sehr angenehm, denn man habe immer einen persönlichen Ansprechpartner. Pro angekaufter Forderung zahlt der Handwerksmeister eine Gebühr in Höhe von etwa 3,5 Prozent des Forderungswerts.

Für den Tischler rechnet sich das. "Ich hätte ja nie die Garantie, dass jeder Kunde in so kurzer Zeit die Rechnung begleicht. Und ein Überziehungskredit, den man andernfalls benötigt, kostet deutlich mehr." Auch die Personalkosten für das Forderungsmanagement spart er sich. "Ist die Rechnung verschickt, ist sie aus dem Sinn." Das biete viel Sicherheit. "Und auch bei Bankverhandlungen hilft das, wenn man einen regelmäßigen Zahlungseingang ohne Forderungsausfälle hat."

Vor Vertragsabschluss die Hosen runtergelassen

Bevor die Teba mit ihm den Vertrag geschlossen hat, musste der Handwerker allerdings "die Hosen runterlassen". Er musste seine umsatzstärksten Kunden benennen und seine Umsätze offenlegen. Die Factoringgesellschaften arbeiten nur mit gesunden Unternehmen mit guter Bonität zusammen. Bernd Rotterdam hat den Schritt nie bereut und kann die Vorbehalte einiger Kollegen nicht nachvollziehen. "Am Ende ist das ganz normale Dienstleistung, die nur Vorteile hat, auch für die Kunden."

Text: / handwerksblatt.de

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