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Salzburg und seine Mozartkugeln

Panorama - Reise

Im Advent verkürzen Punsch, gebrannte Mandeln und die Kulisse der UNESCO-Weltkulturerbestadt Salzburg das Warten aufs Christkind. Aber was wäre sie ohne Mozartkugel?

Die engen Gassen und weiten Plätze der Altstadt laden zu märchenhaften Spaziergängen ein, die berühmten Christkindlmärkte verzaubern mit traditioneller, weihnachtlicher Stimmung. Besuchermagnet im Herzen der Altstadt ist seit 1491 der Salzburger Christkindlmarkt am Dom- und Residenzplatz. Ganz in der Nähe lädt das berühmte Café Fürst ein und bietet den Gästen ein fein abgestimmtes Angebot an süßen Spezialitäten, an weihnachtlichen Geschenkideen und kulinarischen Gaumenfreuden.

Zu weiteren Höhepunkten zählt das Salzburger Turmblasen an den Adventssamstagen, wenn Bläsergruppen aus dem ganzen Land jeweils um 18.30 Uhr auf drei Türmen rund um den Residenzplatz weihnachtliche Weisen spielen. Nicht zuletzt erklingt das weltberühmte Stille Nacht Lied, welches von Joseph Mohr getextet wurde. Es ist in mehr als 30 Sprachen übersetzt worden und wird rund um den Erdball gesungen. Das Salzburger Glockenspiel lässt am 24. Dezember die berühmte Melodie um 7.00, 11.00 und 18.00 Uhr erklingen. In den Salzburger Kirchen wird zur Christmette traditionell die Originalversion von "Stille Nacht! Heilige Nacht!" gespielt.

Verzaubert von der bekanntesten Praline der Welt

Foto: © Annchen Witt Foto: © Annchen Witt

Ebenso sinnlich nur ganz anders, lässt sich die Menschheit von der bekanntesten Praline, der Mozartkugel, seit Generationen verzaubern. Sie verspricht himmlische Gaumenfreuden. Die Salzburger kennen den ursprünglichen Standort in der Brodgasse 13 genau und erzählen gern überlieferte Geschichten zur "Original Salzburger Mozartkugel" von Paul Fürst. Im "Fürst", einem der historischen Cafés, einen Platz zu ergattern, kommt fast einem Lottogewinn gleich. Schon um 11 Uhr vormittags duftet es verführerisch und lässt erahnen, welche Köstlichkeiten hier genossen werden.

Norbert Fürst, Urenkel von Paul Fürst und jetziger Inhaber der Konditorei Fürst führt in vierter Generation das Lebenswerk seines Urgroßvaters erfolgreich weiter. Er weiß um die große Verantwortung, die bekannteste Praline der Welt genau nach dem überlieferten Rezept und bewährten Herstellungsverfahren absolut traditionell ins Geschäft zu bringen. Er zeigt stolz auf die in Silber und Blau verpackten Köstlichkeiten mit dem Konterfei Mozarts darauf und sagt zu Recht, das hier sind die "original Salzburger Mozartkugeln".

Die Geschichte der Mozartkugel

"Mein Urgroßvater Paul Fürst wuchs nach dem Tod seiner Eltern bei seinem Vormund auf, dem in Salzburg lebenden Onkel Paul Weibhauser, der eine Konditorei in der Brodgasse 13 besaß. Das schon damals bekannte Haus wurde 1830 von Pauls Großvater erworben und diente zeitweise als 'Hofbäckerhaus'. Hier lernte Paul Fürst das Konditorhandwerk von der Pike auf und sammelte anschließend in renommierten Konditoreien der Welt, in Metropolen wie Wien, Pest und Nizza viele wertvolle Erfahrungen", so Fürst.

Dann schrieb man das Jahr 1884. Paul Fürst kehrte in seine Heimat Salzburg zurück und gründete in der Brodgasse 13 seine eigene Konditorei, wo noch heute die "original Salzburger Mozartkugeln" manuell hergestellt werden. Diese Konditorei erfreute sich damals, wie auch heute beim Salzburger Publikum und den Gästen aus aller Welt großer Beliebtheit. 1890 kreierte Paul Fürst eine Praline namens "Mozartkugel" oder anfangs auch Mozartbonbon genannt. "Den Namen wählte er aus, um dem damals noch nicht so bekannten, großen ‚Salzburger Sohn Mozart' zum 100. Todestag seine Referenz zu erweisen", so Fürst. Dass es ein Welterfolg werden sollte, ahnte noch keiner. Doch bereits 1905 erhielt Paul Fürst bei der internationalen Pariser Gewerbeausstellung eine Goldmedaille für seine berühmt gewordene edle Praline.

Pralinen in bewährter Qualität

Norbert Fürst mit der wohl bekanntesten Praline der Welt; Foto: Annchen Witt Norbert Fürst mit der wohl bekanntesten Praline der Welt; Foto: Annchen Witt

Norbert Fürst: "Ich bin wie mein Vater mit den herrlichen Süßigkeiten herangewachsen und habe schon als Bub gern dem Großvater und Vater über die Schultern geschaut." Er weiß aus Erfahrung, dass einem im Familienbetrieb nichts geschenkt wird, denn jedes Familienmitglied hat seine Aufgaben zu erfüllen und seinen speziellen Beitrag zu leisten.

Genascht habe er auch mal vom süßen Gemisch, aber keine Schelte bekommen. Großes Interesse und viel Aufmerksamkeit schenkte Norbert Fürst auch technischen Dingen, was ihm heute trotz echter Handarbeit als Unternehmenschef sehr zugute kommt. "Mein Vater legte auch großen Wert auf eine gute Ausbildung und nach erfolgreichen Abschlüssen im College, erwarb ich den Meisterbrief zum Konditor. So ist und war es auch für mich eine selbstverständliche Entscheidung die wunderbare Aufgabe, das Erbe meiner Vorfahren anzunehmen und in ihrem Sinne weiterhin die lokalen Köstlichkeiten in bewährter Qualität herzustellen", erzählt Fürst. Heute seien die Zutaten noch edler und auserlesener. "Ich kaufe nur wirklich hochqualitative Ware ein, um ein Spitzenprodukt zu erzielen. Das macht nicht nur uns glücklich, sondern die interessierte Kundschaft weiß das zu schätzen", so Fürst. Natürlich laufe ein Produkt mit solch einem hohen Anspruch nicht von allein. Eine ständig gleichbleibende Güte oder noch bessere Qualität zu halten, basiere auf der vertrauensvollen Mitarbeit aller verlässlicher Partner. Sein Vater sei dabei sein bester Berater, betont Fürst.

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Käufer kommen aus aller Welt

Die Zutaten für die berühmte originale Mozartkugel; Foto: Annchen Witt Die Zutaten für die berühmte originale Mozartkugel; Foto: Annchen Witt

Norbert Fürst zeigt auf das Innenleben einer halbierten Mozartkugel. Zu sehen ist der hellgrüne Kern aus feinstem Lübecker Marzipan mit ein wenig Pistazie, nur erlesene, gut gereifte Früchte. Dieser Kern wird mit edlem Nougat umhüllt, auf ein Holzstäbchen gespießt und in dunkle Schokolade getaucht. Nach der Trocknungszeit wird die Kugel vom Stäbchen entfernt und das vom Stäbchen verursachte Löchlein mit Schokolade verschlossen. Manuell wird die edelste Praline der Welt mit Fingerspitzengefühl in Stanniolpapier eingewickelt.

Der feine Geschmack hat dieser Spezialität einen großen Erfolg bescherte. Mittlerweile werden auf diese traditionelle Weise drei Millionen Mozartkugeln im Jahr bei Fürst hergestellt. Die Käufer kommen aus aller Welt. Norbert Fürst betont, dass seine "original Salzburger Mozartkugeln" nur vier eigenen Geschäften in Salzburg exklusiv verkauft werden. Da sie nicht industriell hergestellt werden und keine Zusätze für längere Haltbarkeit haben, sollten sie frisch verzehrt werden.

Nachahmer machen Praline weltbekannt

Aufgrund des großen Erfolges gibt es mittlerweile zahlreiche Nachahmer und die Industrie bringt die Mozartkugeln fast weltweit auf den Markt. Wie geht man damit um?

Norbert Fürst gibt gelassen zu, dass diese Konkurrenz und die Industrialisierung die Mozartkugel noch bekannter gemacht hat. Wir stellen doch die "Originale" her, und darauf legen wir Wert, das ist unsere Philosophie. Da sich Paul Fürst für seine Erfindung den Namen "Mozartkugel" nicht patentieren ließ, führte das Ganze zwar in den 90er Jahren zu einem Rechtsstreit, aber inzwischen ist der Name "original Salzburger Mozartkugel" geschützt und das genügt dem Anspruch des Unternehmers. "Wir wollen mit unserer süßen Verlockung die Feinschmecker hauptsächlich vor Ort in Salzburg beglücken", sagt Fürst.

Text: / handwerksblatt.de

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