(Foto: © kesu87 /123RF.com)

Vorlesen:

Dortmunder Kfz-Handwerk zur Diesel-Lösung

Eindeutig zu kurz gedacht sind für Christoph Haumann, Obermeister der Kfz-Innung Dortmund und Lünen, die Ergebnisse des Berliner Diesel-Gipfels, heißt es in einer Pressemitteilung der Innung.

"Wir haben immer gesagt, dass die Hardware-Nachrüstung machbar und richtig ist", so Haumann. "Diese Entscheidung war längst fällig und wird von uns begrüßt. Allerdings scheint uns die Koalition gerade ein `Dieselpaket´ als Meilenstein verkaufen zu wollen, das mangels fester Finanzierungszusagen der Hersteller eher eine Mogelpackung ist. Und den Flickenteppich der städtischen Lösungen halten wir für ganz misslungen." Hier zeige der Gipfel vor allem Unkenntnis der Gegebenheiten im Ruhrgebiet.

Foto: © Kfz-Innung Dortmund und Lünen "Wir haben hier fließende Stadt-grenzen in einem der größten Ballungsgebiete Europas. Wenn wir Westwind haben, kommen die Abgase von Bochum nach Dortmund und bei Ostwind von Dortmund nach Bochum. Es ist absoluter Unsinn, hier eine virtuelle Mauer zu bauen", so der Obermeister. "Die Menschen im Ruhrgebiet pendeln nicht nur in die Innenstadt und zurück. Sie fahren auch über die A40 und A43 durch Bochum auf dem Weg zur Arbeit. Sie ziehen in Berlin ja auch keine Grenze zwischen den Bezirken Charlottenburg und Mitte."

Prävention statt Fahrverbote

Fahrverbote für Diesel, so Christoph Haumann, wolle niemand. Deshalb müssten regionale Lösungen mit Weitsicht beschlossen werden. "Es macht gar keinen Sinn, Umtausch-prämien und Nachrüstungen nur auf Bochum und einen kleinen Kreis von Pendlern zu begrenzen. Eine vernünftige Lösung muss auch die umliegenden Städte Dortmund, Her-ne, Gelsenkirchen und Essen sowie den Ennepe-Ruhr-Kreis und den Kreis Recklinghausen einschließen," vertritt Haumann den Vorschlag der Kraftfahrzeug-Innung Dortmund und Lünen. "Das ist aktive Prävention gegen drohende weitere Fahrverbote. Sie warten ja auch nicht, bis sie die Grippe erwischt hat, sondern gehen vorher zum Impfen."

Hilfe brauchen auch die Betriebe

Für absolut verantwortungslos hält Haumann den Umgang mit den Kfz-Betrieben. "Die Automobilhersteller haben manipuliert, die Politik hat geschludert und die Verbraucher und unsere Betriebe müssen es ausbaden. Schon heute stehen auf den Höfen der Händler bundesweit rund 300.000 unverkäufliche Euro-5 Diesel. Durch die Umtausch-prämien kommen noch mehr alte Dieselfahrzeuge dazu. Die müssen auch alle umgerüstet werden und wer bitte soll die dann alle kaufen?", empört sich der Obermeister der Kfz-Innung. "Wo sind im Berliner Diesel-Kompromiss die Interessen der Unternehmen, ihrer Tausenden von Mitarbeitern und deren Familien berücksichtigt?"

Das könnte Sie auch interessieren:

Wert-Vernichtung von guten Autos

Fakt sei, so Haumann, das weiterhin eine aktive Wert-Vernichtung von guten Autos betrieben werde, die die Existenz vieler Betriebe bedrohe. Solange es Insellösungen statt einer flächendeckenden Hardware-Nachrüstung gebe, sei der Wettbewerb darüber hinaus regional verzerrt. "Die aus unserer Sicht zu begrüßenden Umweltprämien helfen bundesweit nur den Betrieben in deren Region Fahrverbote drohen", so Haumann.

Dass Betriebe des Kfz-Gewerbes in Bochum bald mit vermehrten Umrüst-Aufträgen und einen höheren Absatz an Neu- und Gebrauchtwagen rechnen können, hält Haumann zwar ebenfalls für ein Ungleichgewicht, aber das sei vernachlässigbar. "Auch Dortmunder Kfz-Betriebe haben langjährige Kunden in Bochum und werden Aufträge bekommen", so der Obermeister. "Wir stehen an der Seite unserer Kunden und unserer Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Kfz-Innungen – auch über Stadtgrenzen hinaus."

Text: / handwerksblatt.de

Das könnte Sie auch interessieren: