Handwerk

Nicht jeder ist für den Hörsaal geeignet. Eine Studentencoachin der Handwerkskammer der Pfalz hilft Studienabbrechern, den Weg ins Handwerk zu finden. (Foto: © Andreas Buck)

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Ausstieg ist kein Abstieg!

Manchmal ist eine Neuorientierung in der Berufswahl nötig. Ein Studentencoach hilft Studienaussteigern dabei, den Weg ins Handwerk zu finden.

Wenn es mit dem Studium nicht klappt, steht eine berufliche Neuausrichtung an. Dabei kann ein Studentencoach helfen, den Studienaussteigern den Weg ins Handwerk zu weisen: "Unser Ziel ist es, Studierende, die im Laufe ihres Studiums andere berufliche Optionen suchen, auf eine Ausbildung im Handwerk aufmerksam zu machen und Handwerksbetriebe für die Ausbildung von Studienaussteigern zu sensibilisieren", fasst Carmen Winkelmann, Studentencoach der Handwerkskammer der Pfalz, ihre Aufgabe zusammen. Das ist zunächst nichts Brandneues, denn die Handwerkskammer unterstützt bereits seit 2015 im Rahmen des Projektes "Vom Hörsaal zum Handwerk" Studienabbrecher dabei, eine neue Heimat im Handwerk zu finden. Neu ist allerdings die Ausrichtung des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes: Kooperationspartner der Handwerkskammer ist seit Januar die Hochschule der Stadt Kaiserslautern. Sie beweist mit ihrer Unterstützung Verantwortung für alle, die sich während des Studiums mit dem Gedanken tragen, einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen.

Daher macht die Handwerkskammer mit dem neu aufgelegten Projekt "Vom Hörsaal zum Handwerk II" ihre Betriebe auf die Möglichkeit aufmerksam, Studenten für eine Ausbildung zu gewinnen. Wie das geht und wie der Betrieb sich ins rechte Licht rückt, ist Teil der Beratungsleistung, die Winkelmann anbietet. Vorteilhaft sei, wenn sich ein Handwerksbetrieb einem Interessenten vorab etwa durch eine Besichtigung vor Ort oder Probearbeitstage präsentieren könne. Darüber hinaus sei es positiv, das Einstellungsdatum flexibel handhaben zu können, da etliche Studienaussteiger auch während des laufenden Semesters ihr Studium abbrechen und eine Ausbildung beginnen möchten. In jedem Fall sei es sinnvoll, sich in einer Datenbank der Handwerkskammer registrieren zu lassen, die im Vermittlungsfall zugrunde gelegt wird. Zusätzlich sei es erfolgversprechend für die Betriebe, über ihre medialen Kanäle öffentlichkeitswirksam mitzuteilen: "Studienaussteiger sind willkommen."

Nicht für jeden ist ein Studium geeignet

Foto: © Christian Mueringer/123rf.com"Viele Studienaussteiger bringen schon fachliche Vorkenntnisse und eine ausgeprägte soziale Reife mit, die man von einem jüngeren Menschen, der direkt von der Schulbank in die Arbeitswelt kommt, nicht unbedingt erwarten kann", stellt die Studentencoachin einen echten Mehrwert für die ausbildenden Betriebe heraus. "Da die Teilnehmer oft schon etwas älter sind, verfügen sie über eine gewisse Selbständigkeit und sind entsprechend motiviert." Neben den Ausbildungsbetrieben möchte das Projekt auch die Studierenden erreichen und ihnen als Alternative zum Studium einen Weg ins Handwerk aufzeigen. Carmen Winkelmann hat selbst an der Hochschule studiert und weiß, dass ein Studium eben nicht für jeden das Richtige ist. Nach wie vor pflegt sie gute Kontakte zur Studierendenvertretung und zum Studierendenwerk der Hochschule, die sie ihr bei ihrer Arbeit unterstützen. Bereits in den vergangenen Jahren hat ihr Kollege Roger Bier ein tragfähiges Netzwerk initiiert, das sich ausbauen lässt und sich für die direkte Ansprache der Studienabbrecher anbietet.

Nach Erfahrung der Handwerkskammer spielen auch die Perspektiven, die ein Betrieb bietet, eine nicht unerhebliche Rolle beim Finden von Auszubildenden. Punkten kann der Betrieb mit der in diesem Modell grundsätzlich möglichen Verkürzung der Ausbildungszeit auf zwei Jahre und der Unterstützung beim Erlangen des Meisterbriefs oder einer sonstigen Zusatzqualifikation. Attraktiv ist immer auch die Gelegenheit betrieblicher Auslandsaufenthalte. Im besten Fall kann ein Studienaussteiger nach drei bis dreieinhalb Jahren Aus- und Fortbildung seinen Meisterbrief in den Händen halten. Winkelmann berät interessierte Betriebe und Studienabbrecher vertraulich und kostenlos. Gerne hilft sie auch bei der Suche nach einem Praktikums- oder Ausbildungsbetrieb. "Die Noten spielen dabei gar keine so große Rolle", versichert sie. "Wichtig ist, dass man auslotet, wo die Interessen des Bewerbers liegen und welcher Beruf zu ihm passt."

Auch Hochschule zeigt Interesse

Auch die Kaiserslauterer Hochschule interessiert sich dafür, wie sich der weitere berufliche Werdegang der Studienaussteiger gestaltet. Sie hat sich das Mentoring und Monitoring auf die Fahne geschrieben um ihren ehemaligen Studierenden dabei zu helfen, andere berufliche Wege zu finden und sie dabei aktiv zu begleiten.

Durch Vorträge und Workshops informiert die Hochschule Studierende im Falle eines Abbruchs über die Chancen einer dualen Ausbildung im Handwerk. Zwei Beratungstermine im Format einer offenen Sprechstunde bietet die Handwerkskammer in Kooperation mit der Hochschule im Mai an. "Das Handwerk sollte sich die interessante Zielgruppe der Studienaussteiger unbedingt erschließen", rät die Studentencoachin der Handwerkskammer ausbildungswilligen Betrieben.

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Text: / handwerksblatt.de