Silke Ogryssek (IKK), Iris Bittner, Ralf Mensing, Denis Buschek (IKK) und Claudia von Diepenbroick-Grüter (HWK, v.l.) zeigen, wie schon einfache Hilfsmittel zu Bewegung motivieren (Foto: © Peter Leßmann)

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Gesundheit ist das wichtigste Gut

Mitarbeiter im Handwerk sind zum Teil hoher körperlicher Belastung ausgesetzt. Wie die Betriebe gesundheitsfördernde Maßnahmen umsetzen können, darüber informierten Experten in der Handwerkskammer Münster.

Zahlreiche Betriebsinhaber und Führungskräfte waren der Einladung der Handwerkskammer Münster und der IKK classic zu einer Informationsveranstaltung im Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) gefolgt. Zum Thema "Gesundes Handwerk – starker Betrieb" diskutierten Fachleute aus Handwerk und Wissenschaft mit Unternehmern über die Möglichkeiten des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM).

Gerade in Handwerksbetrieben sind Mitarbeiter im Alltag höherer körperlicher Belastung ausgesetzt als in vielen anderen Berufen. Eine Analyse der IKK classic zur Gesundheitssituation zeigt beispielsweise, dass bei Handwerkern 30,1 Prozent aller Fehltage auf das Konto von Muskel-Skelett-Erkrankungen gehen – gegenüber 27,2 Prozent aller Berufsgruppen. Auch der Anteil der Langzeiterkrankungen von mindestens sechs Wochen steigt immer stärker an und im Durchschnitt fehlte jeder Arbeitnehmer im Handwerk 2016 krankheitsbedingt 19,2 Tage im Betrieb. Der Durchschnitt aller Berufsgruppen lag bei 18,7 Tagen.

Betriebliches Gesundheitsmanagement von besonderer Bedeutung

Die Schlussfolgerungen, die Kammerpräsident Hans Hund daraus zog, waren eindeutig: "Die Gesundheit ist das wichtigste Gut, auf das wir stets achten müssen." Denn motivierte und leistungsstarke Führungskräfte und Mitarbeiter seien das wichtigste Kapital für einen erfolgreichen Handwerksbetrieb und hierfür sei das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) von besonderer Bedeutung.

Durch den demographischen Wandel rückt die Gesundheit der Mitarbeiter noch mehr in den Fokus. Der Grund: In den nächsten Jahren nimmt die Zahl der Fachkräfte um rund 30 Prozent ab und es gibt immer weniger junge Menschen, die eine Ausbildung beginnen können. Darum müssten sich die Unternehmen jetzt schon die Frage stellen, wie sie ihre Mitarbeiter so lange wie möglich gesund und leistungsfähig im Unternehmen halten könnten, um ihren Fachkräftebedarf zu decken, so Hund.

Höhere Attraktivität und Bindekraft des Unternehmens

Cona Ehresmann von der Fachhochschule Münster stellte dar, was das BGM für die Betriebe leisten kann. Ihr Grundtenor: Es sorgt nicht nur für gesunde Mitarbeiter, sondern auch für eine höhere Attraktivität und Bindekraft des Unternehmens. Sie nannte Zahlen: Mitarbeiter, die die Unternehmenskultur schlecht bewerten, fehlen im Durchschnitt zwölf Tage im Jahr wegen Krankheit, bei einer mittleren Bewertung sind es neun Fehltage, bei einer guten sind es dagegen lediglich fünf Tage.

Auch bei der Produktivität konnte der Nutzen von BGM nachgewiesen werden. Verglichen mit einem Betrieb, der keine Maßnahmen durchführte, steigert ein Unternehmen mit Betrieblichem Gesundheitsmanagement seine Produktivität innerhalb von drei Jahren um rund 17 Prozent. Bei der Umsetzung sei es wichtig, so Ehresmann, dass es eine klare Zielstellung gebe, die Mitarbeiter beteiligt würden und dass man an bestehende Strukturen anknüpfe.

85 Prozent der Deutschen bewegen sich zu wenig

Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln verdeutlichte, dass körperliche Aktivität letztendlich der Schlüssel zu einem erfolgreichen Betrieblichen Gesundheitsmanagement ist. 85 Prozent der Deutschen bewegen sich zu wenig, mit den entsprechenden gesundheitlichen Folgen. "Jede Bewegung ist besser, als keine", so der Sportwissenschaftler. Wichtig dabei sei, dass es im Betrieb ein Vorbild gebe, am besten sogar den Chef selber. "Darum machen Sie mit, zeigen Sie ihren Mitarbeitern, wie gut Bewegung tut".

"Dran bleiben, es lohnt sich"

In der folgenden Podiumsdiskussion schilderten der Handwerksunternehmer und Maler- und Lackierermeister Ralf Mensing (Schöppingen) und Iris Bittner von der Fleischerei Bittner (Steinfurt) ihre Erfahrungen mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement im eigenen Betrieb. "Die Einführung war definitiv die richtige Entscheidung. Die anfängliche Skepsis der Mitarbeiter war schnell verschwunden. Das Betriebsklima hat sich deutlich verbessert und auch die Fehlzeiten sind gesunken", so das Resümee von Ralf Mensing. Iris Bittner bestätigte: "Mein Motto lautet jetzt: Dran bleiben, es lohnt sich".

Kontakt und Informationen:

Zur Betrieblichen Gesundheitsförderung berät bei der Handwerkskammer Münster
Claudia von Diepenbroick-Grüter
Tel.: 0251/ 5203-112.
gesundeshandwerk.de 

Text: Michael Lobscheid
Foto: © Peter Leßmann

 

Text: / handwerksblatt.de

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