Zwei Geschäftsführer, ein Projekt: Winfried Häder (r.) übergibt seinen Betrieb stufenweise an Manuel Rosenthal (l.). Das Unternehmen hat sich auf die Verarbeitung von Naturstein spezialisiert. Schwerpunkt ist die Restaurierung von historischen und denkmalgeschützten Objekten. Daneben zählt die Neugestaltung von Wohnräumen zum Angebotsrepertoire.

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Selbstständigkeit war nicht in die Wiege gelegt

Steinmetz- und Bildhauermeister Manuel Rosenthal wird bald den Betrieb von seinem Chef Winfried Häder in Greven übernehmen. Bei der stufenweisen Betriebsübergabe hilft die HWK Münster.

Seine Eltern hatten sich für Manuel Rosenthal einen anderen beruflichen Werdegang vorgestellt. Doch weil der nicht seinen Vorstellungen entsprach, wählte der heute 30-Jährige seinen eigenen, nicht immer einfachen Weg und ist jetzt als Steinmetz- und Bildhauermeister Junior-Chef im Steinmetzbetrieb von Winfried Häder in Greven. Seine Eltern sind inzwischen sehr stolz auf ihren Sohn.

Manuel Rosenthal stieg vor zwei Jahren als Mitgesellschafter in den Betrieb von Winfried Häder ein. Der heute 60-jährige Senior-Chef plant, sich In absehbarer Zeit ganz aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Rosenthal wird dann die alleinige Verantwortung für den Betrieb tragen.

"Dabei waren mir Handwerk und Selbstständigkeit nicht gerade in die Wiege gelegt", erinnert sich der junge Geschäftsführer rückblickend an den anfänglichen Widerstand von Mutter und Vater, beide Ingenieure im Anstellungsverhältnis. Denn erst als Volljähriger setzte Manuel Rosenthal entgegen dem elterlichen Willen seine eigenen beruflichen Ideen um. Über Freunde stieß er auf das Steinmetzhandwerk und absolvierte die Berufsausbildung. Nach dreijähriger Gesellenzeit schloss er die Meisterqualifikation an. Dass er bereits mit 28 Jahren zum Mit-Unternehmer wurde, begeistert seine Eltern heute. "Schließlich sind viele Gleichaltrige im Bekannten- und Freundeskreis trotz Studium bisher beruflich nicht so weit aufgestiegen wie ich", berichtet Rosenthal.

Winfried Häder bemerkte gleich beim Eintritt des damals 24-Jährigen, welche Fähigkeiten der junge Mann für die Selbstständigkeit mitbringt. "Nicht jeder meiner Meister zeigte von Anfang an ein so starkes Interesse an Führungsaufgaben wie Manuel Rosenthal", vergleicht Häder. Viele der Vorschläge seiner neuen Führungskraft setzte er deshalb unmittelbar in seinem Betrieb um. "Es ist wichtig, die jüngeren Generationen in den Wandel des Unternehmens einzubeziehen, schließlich sind sie die Zukunft", betont Häder.

Bereits ein Jahr später sprach der langjährige Unternehmer den potenziellen Nachfolger auf die Übernahmeperspektive an. Nach kurzer Überlegungszeit wurde mit Hilfe der betriebswirtschaftlichen Beratung der Handwerkskammer Münster die Übergabe des Betriebes in mehreren Teilschritten geplant. Winfried Häder spürt seither, mit welcher Dynamik er zusammen mit Manuel Rosenthal neue Projekte angeht: "Durch den Junior habe ich ‚gefühlt‘ plötzlich ein ganz junges Unternehmen mit einer 25-jährigen Erfahrung. Zusammen verströmen wir eine regelrechte Aufbruchsstimmung."

Den stufenweisen Übergang bewertet auch der Junior-Chef als außerordentlich positiv: "Auf diese Weise habe ich den großen Vorteil, über einen längeren Zeitraum hinweg in die alleinige Selbstständigkeit hinein begleitet zu werden. Unnötige Risiken werden so weitgehend ausgeschlossen." Bei Naturstein Häder werde er in seiner neuen Aufgabe zudem nicht nur vom Senior-Unternehmer, sondern auch vom langjährigen Betriebsleiter Ewald Varelmann unterstützt.

Da jeder der Drei in alles eingebunden sei, können Ideen und Entscheidungen bei Bedarf gemeinsam durchdacht werden. "Das klappt natürlich nur, weil die ‚Chemie‘ zwischen uns so hervorragend stimmt", erklärt der Jung-Unternehmer, wohl wissend, dass dieses bei Betriebsübergaben – insbesondere innerhalb einer Familie - nicht selbstverständlich ist. Unter diesem Aspekt sei er sogar außerordentlich froh, sich eigeninitiativ und nicht aus familiärer Firmentradition für die Selbstständigkeit entschieden zu haben.

naturstein-haeder.de

HWK Münster ist zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, die übergeben möchten

Die Handwerkskammer Münster ist die zentrale Anlaufstelle für Handwerksunternehmen im Kammerbezirk Münster, die ihren Betrieb übergeben möchten. Sie hilft bei der Planung und dem Prozess der Betriebsübergabe und bietet Informationen und Beratungen an. Zentrales Instrument ist dabei die Betriebsbörse. Sie vermittelt den Kontakt zwischen dem Unternehmer und möglichen Interessenten an einer Betriebsübergabe oder Unternehmensbeteiligung.

Abgestimmt auf die betriebliche beziehungsweise private Situation unterstützt die Kammer individuell bei allen relevanten Berechnungen und Unterlagen. Auf der Webseite der Handwerkskammer Münster steht auch der Leitfaden „Betriebsübergabe im Handwerk zum Herunterladen:

www.hwk-muenster.de/betriebsuebergabe

Text: / handwerksblatt.de

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