Foto: © khwanchais/123RF.de

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Eigenes Café eröffnen? Sieben Tipps für Gründer

Betriebsführung

Die Deutschen trinken nicht nur gerne Kaffee, seit Jahren steigt auch die Zahl der neu eröffneten Cafés hierzulande. Die Experten vom Gastro-Gründerpreis geben sieben Tipps, wie aus der Idee ein florierendes Geschäft wird.

Tagtäglich berät Irena Markovic angehende Café-Inhaber bei der Berlin School of Coffee. Ihr Tipp: "Oft reicht der Blick über den eigenen Tellerrand, um zu sehen, was sich die Gäste eigentlich wünschen. Kundenorientierung muss sich im Angebot und Service spiegeln. So lassen sich Gäste begeistern und als Stammkunden gewinnen."

Für den Gründer bedeutet der Wechsel ins Unternehmertum oft eine große Umstellung: "Das Gründerdasein im Café-Bereich zeichnet sich stark durch das Management einer Person, also einer ,One-Man-Show' aus – von der Auswahl und dem Führen des Teams, der Buchführung, dem Einkauf, den Rezepturen und natürlich bis hin zum täglichen Geschäft", erklärt Markovic. Zum alljährlichen "Tag des Kaffees" hier noch sieben weitere Tipps vom Gastro-Gründerpreis-Team:

1. Der Geschäftsplan: Vorbereitung ist alles:
Eine gute Vorbereitung zahlt sich aus – das gilt erst recht für das eigene Café. Aus dem reinen Gründungswunsch entwickelt sich eine langfristig tragende Geschäftsidee. Dafür legt der Gründer eine Leitvision und klare Ziele für die Zukunft seines Unternehmens fest. Hierbei hilft ein Geschäftsplan, um Konzept, Organisation und Marketing zu beschreiben sowie Investitionen und Finanzierung gegenüberzustellen. Daraus leiten sich der finanzielle Bedarf sowie die erwarteten Erträge ab. Für potenzielle Geldgeber bildet der Businessplan einen roten Faden für die Entwicklung des Unternehmens und zeigt Perspektiven für eine Finanzierung auf. Zudem gibt er Auskunft über die angestrebte Zielgruppe, die Lage und die Abgrenzung zum Wettbewerb.

2. Die Auswahl der Location: Die Lage macht's:
Kaffee mit Gebaeck 123rfEs klingt so einfach, aber gerade bei einem ortsgebundenen gastronomischen Betrieb entscheidet die Lage oft über Erfolg oder Misserfolg. Eine perfekte Location ist leicht für Gäste zu erreichen und verfügt über viel Laufkundschaft, ganz besonders in den Morgenstunden. Denn so bringt sie die Kundschaft direkt vor die Tür. Bevor ein Mietvertrag unterschrieben wird, lohnt es sich, den Ort an verschiedenen Zeiten und Tagen zu beobachten. Dabei zeigt sich schnell, ob es genügend potenzielle Kunden gibt, ob die Laufkundschaft vom ersten Eindruck zur anvisierten Zielgruppe passt und wie der Wettbewerb aufgestellt ist. Bietet die Immobilie genügend Raum für Außenwerbung, eine adäquate Bestuhlung, Platz für Produktionsflächen, Laufwege und Lagerräumlichkeiten? Perfekt! Dann nichts wie zuschlagen und fleißig um die Miete oder Pacht handeln. Übrigens erzielen Ecklagen in der Regel ein Drittel mehr Umsatz als eingeschlossene Reihenimmobilien.

3. Formelle Gründung: Den Kampf im Papierkrieg gewinnen:
Insbesondere in der Gastronomie werden Gründer zum Unternehmensstart mit einer Menge gesetzlicher Vorschriften und Auflagen konfrontiert – von Hygienevorschriften über Gaststättenverordnungen bis hin zu Bauvorschriften und so weiter. Diese beeinflussen beispielsweise die Wahl der Immobilie, das Angebot und damit auch die Finanzplanung. So erfordert der Ausschank von alkoholischen Getränken etwa eine Konzession. Um hier den Überblick zu behalten, empfiehlt sich eine auf Gastronomie spezialisierte Gründungsberatung. Die Industrie- und Handelskammern bieten für einen schmalen Taler sehr gute Vorbereitungskurse an, damit sich Unternehmer nicht im Bürokratie-Dschungel verirren. Eine fundierte Beratung in der Gründungsphase erspart spätere Belastungen durch erforderliche Umbauten und ähnliches.

4. Finanzierung: Über die Startfinanzierung hinausdenken:
Euromuenzen Stapel In der Gründungsphase dreht sich alles um die Startfinanzierung. Gute Anlaufstellen für die Finanzierung sind lokale Banken und regionale Fördermöglichkeiten, aber auch die Familie und Freunde können sich in die Café-Gründung als Investoren einbringen. Je besser das Wissen über die Café-Branche, den Wettbewerb, über attraktive Nischenmärkte wie beispielsweise Zusatzeinnahmequellen durch mobile Café-Bikes oder Kurse für Kaffee-Gourmets ist, desto überzeugender lässt sich eine Finanzierung gewinnen. Doch gerade für Gründer sind die beiden Punkte Refinanzierung und Geldfluss (Cash-flow) unerlässlich: Was sind die geplanten Umsatzbringer, die Renner und Penner des Geschäfts, wann sind große Zahlungen für Anschaffungen fällig?

5. Klare Prozesse und Organisation:
Dort, wo auf kleiner Fläche Großes vollbracht wird, sichern klare Prozessabläufe, Verfahrensanweisungen und Zuständigkeiten einen runden Arbeitsablauf. Inspirationsquellen für die Organisation im eigenen Café liefert die Systemgastronomie, die mit viel Struktur ihren wirtschaftlichen Erfolg und Wachstum sicherstellt. Effiziente Zubereitungsprozesse und kurze Laufwege sollten vorher mit Hilfe von Skizzen und Testläufen vor Ort erörtert werden, um gegebenenfalls Umbauten noch vor der Eröffnung vorzunehmen. Für eine einheitliche Qualität und eine standardisierte Zubereitung der Speisen und Getränke leistet ein Handbuch mit Rezepturen und Zubereitungsweise für Mitarbeiter gute Dienste.

6. Die Qual der Auswahl: Dein Produkt lebt von Produkten:
Was macht ein Café so besonders? Die Atmosphäre, der Service und das Warenangebot machen hier den Unterschied. Hier gilt es zu scheinen und zu strahlen. Mit den Speisen und Getränken definiert sich der unternehmerische Erfolg. Schmeckt es den Gästen und sind Wareneinsatz und Preise gut kalkuliert, klingelt auch die Kasse. Gerade beim Rösten und Zubereiten von Kaffee sind Lieferanten Gold wert, denn die individuelle braune Bohne und gutes Equipment sichern langfristig exzellente Qualität und das unvergleichliche Geschmackserlebnis. Gute Lieferanten bieten Preisnachlässe auf Großeinkäufe und eine schnelle portofreie Lieferung in einem vorgegebenen Zeitfenster an. Einige locken Gastronomiebetriebe sogar mit besonderen Preisvorteilen, um eine dauerhafte Lieferantenbeziehung aufzubauen.

7. Marketing: Auf dem Weg zu den ersten Stammgästen:
Wenn alle Hausaufgaben gemacht und alle Höhen und Tiefen durchstanden sind, kommt der große Tag: die Eröffnung. Doch wie auf das neue Café aufmerksam machen? Oft wird das Einfachste vergessen: Flyer in der Umgebung austeilen, Anwohner und Unternehmen zur Eröffnung einladen. Je nach Zielgruppe bieten sich anfangs Gutscheine an, wobei gerade Rabatte vorsichtig und zeitlich begrenzt eingesetzt werden sollten. Ein entscheidender Kanal eröffnet sich über das Internet – das Café bei Google Maps eintragen, eine eigene Website und eine Facebook-Seite, um über das eigene Angebot und Highlights zu informieren. Zusätzliche Absatzpotenziale bieten sich durch Kooperationen, Sonderveranstaltungen oder auch Cateringangebote.

Fotos: © khwanchais/123RF.de; Vadym Boyshenko/123RF.de; scyther5/123RF.de

Text: / handwerksblatt.de

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