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Die Zahl der Firmengründer geht zurück. Momentan ist sie auf einem Rekordtief angelangt. Foto: © stylesphotograph/123RF.com

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So wenige Firmengründer gab’s noch nie

Die Konjunktur boomt, es gibt viele offene Arbeitsstellen. Die Schattenseite: Die Zahl der Gründer ist auf einem Rekordtief.

So wenige Menschen haben noch nie den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt: Die Anzahl der Existenzgründer ist im Jahr 2016 auf einen neuen Tiefstand gesunken. Das hat der KfW-Gründungsmonitor 2017 ergeben. Nur 672.000 Menschen machten sich 2016 selbstständig – 91.000 weniger als im Jahr 2015. Der andauernde Rückgang der Gründungstätigkeit sei volkswirtschaftlich mit Sorge zu betrachten: "Denn fehlen heute die Gründer, leidet morgen die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft." Die Ursache sei vor allem die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt: Durch die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften hätten Erwerbstätige aktuell die Qual der Wahl, heißt es in dem Gründungsmonitor: "Die Entscheidung fällt immer häufiger gegen die Selbstständigkeit aus, weil bessere Jobchancen die teilweise erheblichen Risiken einer Gründung überwiegen."

Einen kleinen Lichtblick gebe es trotzdem: Noch nie habe es weniger Notgründer gegeben – also Menschen, die sich selbständig machen, weil sie keine bessere Erwerbsalternative haben. Und noch nie sei das Verhältnis von Chancengründern zu Notgründern besser gewesen. Als Chancengründer bezeichnet der KfW-Gründungsmonitor Menschen, die sich selbstständig machen, um eine explizite Geschäftsidee umzusetzen. Rund 115.000 Personen (17 Prozent) sind laut KfW-Gründungsmonitor sogenannte Wachstumsgründer: "Wachstumsgründungen sind digitaler, innovativer und kapitalintensiver als andere Gründungen – eine gute Grundlage für Erfolg".

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Weniger Frauen werden Gründer

Dienstleister bilden übrigens die größte Gruppe der Gründer: Seit Jahren beträgt ihr Anteil etwa 70 Prozent. Wie in den Vorjahren starteten sieben von zehn Gründern im Dienstleistungsbereich, gefolgt von 16 Prozent im Handel und 12 Prozent im Produzierenden Gewerbe. Im aktuellen Bundesländervergleich gibt es einen neuen Spitzenreiter: Hamburg übernimmt im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2016 erstmals die Tabellenführung vor Berlin. In beiden Stadtstaaten ist die Gründungsaktivität stark von der Medien- und IT-Branche mit ihren hohen Anteilen von freiberuflichen Gründern gespeist. Hessen behauptet dahinter den dritten Platz.

Der Anteil der Frauen unter den Existenzgründer ist zurückgegangen – auf 40 Prozent, nachdem er drei Jahre lang hintereinander bei 43 Prozent lag. Ein Grund dafür sei ebenfalls die Lage am Arbeitsmarkt, so der Gründungsmonitor "Diese war 2016 besonders für Frauen erfreulich." Hoffnung gibt der Ausblick auf 2017. Die Talfahrt scheint zu enden, heißt es in dem aktuellen KfW-Gründungsmonitor. Ein Indiz dafür: Der Anteil der Personen, die ernsthaft darüber nachdenken zu gründen, sei 2016 geringfügig angestiegen. Weil der Planungsprozess von Idee bis Umsetzung häufig mehrere Monate dauert, könne dies ein Anzeichen für eine neutrale bis positive Entwicklung der Gründerquote 2017 ein.

Foto: © stylesphotograph/123RF.com

Text: / handwerksblatt.de

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