Der Hafen von Wismar (Foto: © Annchen Witt)

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Malerische Reise zur "Kunst Offen" an die Ostsee

Derzeit laufen die Vorbereitungen für die "Kunst Offen" auf Hochtouren. Seit Jahren laden Künstler aller Genres Tausende Besucher zum kreativen Erlebnis ein.

Vor allem im Sommer gehört das im Norden liegende Bundesland Mecklenburg- Vorpommern mit seinen weitläufigen Sandstränden, der sich daran anschließenden Boddenlandschaft, seinen riesigen Acker- und Weideflächen, Alleen mit knorrigen Kopfweidenbäumen, romantischen Schlössern, restaurierten Herrenhäusern und Backsteinkirchen und nicht zuletzt den glitzernden, schillernden Gewässern der Mecklenburgischen Seenplatte zu den beliebtesten Urlaubszielen Deutschlands. Es locken die Hansestädte, wie Wismar oder die Residenzstadt Schwerin, mit ihren historischen Bauwerken und märchenhaften Schlössern. Wobei der Charme vergangener Jahrhunderte sichtbar wird und das malerisch geprägte Land sich für Einheimische und Gäste zugleich reizvoll, liebens- und erhaltenswert zeigt. Mittlerweile hat sich auch die Moderne eingeschlichen. Trotzdem werden die Werte des Vergangenen geschätzt, was die beschauliche Lebensweise mit noch echten, zwischenmenschlichen Kontakten, den künstlerischen Ambitionen in unserer schwindelerregenden schnellen Welt, zeigt.

Natur inspiriert Kunst

Egal ob man mit dem Fahrrad, Zug, Auto oder doch lieber zu Fuß die herrliche Natur erkundet, beherrschen fantastische Farbspiele und Kontraste die Region. Besonders Künstler werden seit Jahrhunderten magisch angezogen und sind von diesem naturbelassenen Landstrich fasziniert. Gerade durch die Naturszenerie scheint die kreative Ader hier besonders zu pulsieren. Denn wie sehr das künstlerische Herz des Landes schlägt, zeigt sich alljährlich zu Pfingsten, wenn große, gelbe Schirme signalisieren: "Unsere Ateliers sind offen, es kann über die Schulter geschaut, gestaunt und auch selbst gewerkelt werden." Derzeit laufen die Vorbereitungen für die "Kunst Offen" auf Hochtouren. Seit Jahren laden Künstler aller Genres tausende Besucher zum kreativen Erlebnis ein. Die Tage "Kunst Offen" sind ein Event für alle, die Natur, Kunst und Inspiration nicht nur für ihren Alltag suchen, sondern selbst aktiv werden wollen. Während die Einen nur die Natur genießen, wandeln die Anderen auf den Spuren der Künstler und kleiner Künstlergemeinschaften direkt am Ort des Geschehens.

Lebensgroße Klinkerfiguren 

Foto: © Annchen WittFoto: © Annchen Witt

So sollte ein Besuch bei Dörte Michaelis, einer talentierten Künstlerin unbedingt eingeplant werden. Ihre Ausstellung im eigenen Grundstück besticht durch die Größe der Keramikarbeiten, lebensgroßer Klinkerfiguren, Porzellan, Glas, Metall, Beton und bietet vielfältigste Erfahrungen mit Kunstwerken an öffentlichen Bauten. Seit 1983 lebt Dörte im Ort Vogelsang in der Nähe von Wismar und hat weit über die Region hinaus ihre Spuren hinterlassen. Eine ihrer jüngsten Arbeit ist in Wismar im Hof des Welt-Erbe-Hauses an der Sitzmauer zu sehen. Sie wählte dort für die Anordnung der Klinker verschiedene Mauerverbände, die mit denen an der mittelalterlichen Kemlade korrespondieren. Sie arbeitet gern mit Ziegelsteinen und schwärmt: "Das ist mein Beitrag als Künstlerin die traditionelle Backsteinarchitektur im Norden zu erhalten und fortzuführen." Für Kunstinteressierte hält sie im blühenden Obstgarten eine Ferienwohnung, das sogenannte "Vogelhaus", ein liebevoll ausgebautes ehemaliges Trafohaus, zum Mitmachen und Entspannen, bereit. Der Urlaub bietet hier eine individuelle Balance zwischen Naturgenuss, Kreativität und Erholung.

In der Abgeschiedenheit liegt die Kraft

Weiter führt der Weg ins abgelegene, aber hübsche Kunst-Dorf Heidekaten, wo sich Filzdesignerin Martina Weiß niedergelassen hat, in ihren Naturgarten einlädt und zugleich ihre Filzarbeiten vorstellt. Während in den Nachbarhäusern Maler oder Bildhauer in der Abgeschiedenheit ihre Kunstwerke erschaffen, geht es bei Martina Weiß etwas lebhafter zu. Ihre Kurse werden gut besucht und auch Tanzwillige versuchen ihre innere Balance in einem Tanztempel wieder zu finden. Sie hat erkannt, dass man beim Tanz mit fremden Menschen die Maske verliert und sich völlig dem Rhythmus hin gibt. Kindern wird bewusster Umgang mit der Natur angeboten und sie lernen aus der Schönheit der Natur gemeinsam Kreatives zu schaffen.

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Kurse im Bogenbau

Rund um das Gutshaus am Rothener See, hat sich ein sehr zentraler Ort für Kultur, Gewerbe und Kunst etabliert. Der Ort liegt in der Sternberger Seenlandschaft etwa neun Kilometer südöstlich von Sternberg im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Bereits 2002 kaufte der aktive Förderverein Rothener Hof e.V. den alten, denkmalgeschützten Kuhstall vom Rothener Gutshof und seitdem werkeln unentwegt Künstler, Mitglieder und zeigen heute stolz das Erreichte. Hier vereinen sich viele künstlerische Handwerke wie Metall, Holz, Emaille, Transparente Welten, Mosterei, Zirkus und Malerei. Die Holzwerkstatt mit dem Tischler und Holzgestalter Joachim Behrens, bietet 2-Tages-Kurse für Bogenbau an. Er ist überzeugt von seiner außergewöhnlichen Idee und sagt: "Mit einem gewissen Maß an Fingerfertigkeit, Geduld und Ausdauer ist man in der Lage sich in die Kunst des Bogenbaus zu vertiefen." Ebenso gibt es Kurse in der Emailliere- und Metallwerkstatt. In den Sommerferien können Kinder eine Woche zum Malkurs kommen und alle zwei Jahre findet der einwöchige Zirkuskurs für Kinder statt. Der Verein unterstützt all diese Handwerke und gibt ihnen einen Ort zum Erschaffen von seltenen Werken, erklärt Vereinsmitglied Andrea Klein. Sie sei vor 25 Jahren hierher verschlagen worden und lenkt seitdem die Geschicke des Rothener Hofes entscheidend mit. Selbst für die Kulinare sei gesorgt, freut sich Andrea Klein.

Zittow zeigt Kunst

Foto: © Annchen WittFoto: © Annchen Witt

Wer allerdings Töpferkunst liebt, ist in Woserin bei Töpferin Katrin Otolski richtig. Man kann sich selbst ausprobieren oder aus einer Vielzahl gut gebrannter Keramikwaren ein Andenken aussuchen. In unmittelbarer Nähe lohnt der Besuch der restaurierten Hubertus-Backsteinkirche, bevor es nach Zittow geht. Hier scheinen fast alle Bewohner künstlerisch tätig zu sein und zeigen unter dem Thema "Zittow zeigt Kunst", ihre vielfältigen Kreationen. Wegweisend wird auch der gelbe Schirm zu den einzelnen Künstlern führen. Allerdings sollte in Zittow wegen der vielfältigen künstlerischen Aktivitäten viel Zeit eingeplant werden. Auch ein Gang zur historischen Kirche mit Blick auf den See lohnt sich. Wer in Zittow Halt macht, sollte zum Abschluss die Privatgalerie von Dorothea Franz in Banzkow mit sehr kompetenten Künstlerinnen besuchen. Sie zeigen ein breite Palette feinster Arbeiten von Aquarell-Malerei über Filzarbeiten bis hin zu filigranen Spinnennetzarbeiten. Wobei die Älteste der Künstlerinnen über 90 Jahre alt und die Jüngste unter 50 ist.

Erste Mecklenburgische Porzellanmanufaktur

Etwa 30 Minuten von Schwerin entfernt trifft man in Sukow auf Kerstin Behrens. Sie zeigt, die von Hand gefertigten und von ihr bemalten Porzellanstücke. Das Handwerk lernte sie in der Meißner Manufaktur kennen und lieben. Bis es die junge Frau wieder in den Norden zog, wo sie 2003 die Erste Mecklenburgische Porzellanmanufaktur gründete. Hier erlebt man das Porzellan als Handwerk, als Kunst und Design. Sie verwendet eine besondere Brenntechnik und erklärt, Sukow sei für sie eine besondere Inspirationsquelle. Hier finde sie Dekorideen und Accessoires von heimischen Bäumen, Blumen oder Insekten. Ihre Begeisterung und ihr Wissen für das dünnwandige, weiß schimmernde Porzellan, dass so hart wie Diamant sind, gibt sie gern in Kursen weiter. 

Eigenwillig und spirituell

Wer aber lieber in den Städten auf Künstlersuche ist, kann in Schwerin im "Kontor Schwerin" mit Künstlerin Coco Radsack Kontakt aufnehmen oder bei Interesse im "Atelier Ziege" am Ziegenmarkt (Handweberei & Schmuckdesign) bei Stefanie Hoerenz und Christiane Wermann einen Stopp einlegen. Ebenso Spannendes an Kunst und Kultur gibt es in Wismar an einigen besonderen Orten. Irgendwie hat dieser Landstrich etwas Eigenwilliges und Spirituelles. Wismar zeigt sich dem Besucher im Wandel der Zeit mit faszinierenden Klinkerbauten. Mit liebevollen Boutiquen, aber auch jungen Künstlern, die sich in einem beschaulichen Hinterhof, zu einer Kreativwerkstatt zusammen geschlossen haben und ein ganzes Bouquet aus (Lebens-)Kunst, Schmuckdesign, Grafik und Keramik anbieten. Ein lebensbejahendes Programm mit Yoga, Kalligrafie- und Goldschmiedeworkshops, Quigong, systemischen Aufstellungen und homöopathischen Angeboten bereichert regelmäßig das Erlebnisprogramm. 

Auch am Hafen am Schiffsbauerdamm findet man Holzkunst in der privat geführten Goertz Möbelmanufaktur, vom ansprechenden Souvenir bis hin zum angefertigten edlen Holzmöbelstück. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in der Region vom Landgasthof bis hin zum Schloss und für jeden Geldbeutel das Richtige. Wer nun nicht in Wismar nächtigen möchte, sondern in einem Schloss, der sollte 20 Minuten Fahrt von Wismar nach Gamehl einplanen und kann eine traumhafte Nacht in einem der hübsch eingerichteten Schlosszimmer erleben. Vielleicht sogar mit einem delikaten Dinner zu zweit? Oder gar eine Hochzeit mit Trauung auf der romantischen Parksee-Insel feiern? Oder nur 30 Minuten von Schwerin entfernt, bezaubert das Schloss Kaarz mit seinem sieben Hektar großen, denkmalgeschützten Schlosspark, wo 500-jährige Eichen, Mammutbäume, Zypressen sowie historische Obstsorten gehütete Kleinode sind und weltweit nicht nur die Dendrologen bezaubert. Das Schloss Kaarz hält sogar für stürmisch, abenteuerliche Tage Regenmäntel, Gummistiefel und Wärmflaschen bereit. Die Hoteldirektorin erzählt, dass sie mit speziellen Arrangements jede Jahreszeit erlebbar machen möchte. Das Landleben macht hungrig und nicht nur Schlossküchen sondern viele Restaurationen laden nach interessanten Besichtigungstouren zur Einkehr ein. Sehr zu empfehlen ist das Hofcafé SaBö in Nantrow. Hier gibt es saisonal, was das Herz begehrt und aus eigenem SaBö-Hofanbau, wie Spargel.

Informationen
ostseeferien.de/kunstoffen oder mecklenburg-schwerin.de/kunst-offen

Text: / handwerksblatt.de

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