Chaïm Soutine. Gegen den Strom
Intensiv: Die Gemälde von Chaïm Soutine bewegen die Gemüter bis heute. Die Kunstsammlung NRW stellt in einer umfangreichen Ausstellung frühe Werke des Außenseiters vor.
Prägnant, drastisch, anziehend. Die Malerei von Chaïm Soutine zeigt Menschen, die vermeintlich am Rande der Gesellschaft leben. Seine Gemälde sind wahre Farbexplosionen und trotz aller widrigen Umstände Liebeserklärungen an das Leben und an die Menschen, die wie er auf der untersten Stufe der Gesellschaft stehen. Pagen, Zimmermädchen oder Köche sind seine Modelle. Die ausdrucksstarken Bilder spiegeln sein Leben als jüdischer Emigrant wider. Geboren 1893 in Smilovitschi, wuchs Chaïm Soutine in einem Shtetl in der Nähe von Minsk im heutigen Belarus auf. Armut und Diskriminierung prägen sein Leben.
Dennoch gelingt es ihm als Vierzehnjährigem Malunterricht zu nehmen. Erst in Minsk, später an der Akademie in Vilnius und ab 1913 Paris. Wenngleich die Stadt seine Wahlheimat wird, bleibt er ein Außenseiter. Er spricht die Sprache nur schlecht. Ein andauerndes Magenleiden hindert ihn, an einem normalen Leben teilzunehmen.
Le Groom - der Page, 1922. Foto: © Centre Pompidou, Paris, Musée national d'art moderne Centre de création industrielle bpk | CNAC-MNAM | Philippe Migeat
Ausstellungsfokus liegt auf den frühen Werken zwischen 1918 und 1928
In Paris studiert Soutine die alten Meister im Louvre. Bei seinen Arbeiten bezieht er sich auf Motive von El Greco, Diego Velázquez, Rembrandt van Rijn oder Jean Siméon Chardin. Leidenschaftlich widmet er sich der Farbe als Möglichkeit, seinen Gemälde Ausdruck zu verleihen. Sein Thema in der Malerei ist die Emigration und die daraus entstehende Entwurzelung der Menschen. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt ab dem 2. September rund 60 Gemälde des Künstlers. Dabei hat sich Kuratorin Susanne Meyer-Büser auf die frühen Werke konzentriert. In der Düsseldorfer Ausstellung liegt der Fokus daher auf Serien, die zwischen 1918 und 1928 entstanden sind.
Le Petit Pâtissier - Der kleine Konditor. Foto: © Centre Pompidou, Paris, Musée national d'art moderne Centre de création industrielle bpk | CNAC-MNAM | Philippe MigeatDie Menschen, wankende Landschaften oder geschlachtete Tiere spiegeln dabei eine Epoche wider, die durch Krieg, soziale Missstände und den Streit religiöser und politischer Weltanschauungen gezeichnet ist. Schon früh findet Soutine in seiner Arbeit einen persönlichen Weg zwischen Abstraktion und Figuration. Zu Lebzeiten ein Vertreter der Moderne, wurde er nach seinem Tod 1943 zur Leitfigur des abstrakten Expressionismus. Bis in die heutige Zeit fällt sein Name, werden zeitgenössische Künstler nach ihrer Schlüsselfigur gefragt.
Wenngleich seine Bilder vor über 100 Jahren entstanden sind, ist sein Sujet von immerwährender Zeitlosigkeit. Die Ausstellung geht daher der ungebrochenen Faszination seiner Werke nach. Die Bilder des Einzelgängers waren zuletzt 1981 in Münster zu sehen. "Chaïm Soutine. Gegen den Strom" bietet vom 2. September bis zum 14. Januar 2024 die Gelegenheit, seine intensiven und prägnanten Werke kennenzulernen.
Weitere InfoANFAHRT
K20
Grabbeplatz 5
40213 Düsseldorf
Haltestelle
Heinrich-Heine-Allee
Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag, Feiertag
11 bis 18 Uhr
Katalog
Chaïm Soutine. Gegen den Strom
Herausgeber
Susanne Gaensheimer/Susanne Meyer-Büser, Kunstsammlung NRW
Verlag
Hatje Cantz, Berlin
176 Seiten, Preis: 32 Euro
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Text:
Brigitte Klefisch /
handwerksblatt.de
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