Die Staatspreise wurden in sechs Kategorien vergeben. Zurzeit ist leider ein Besuch der Ausstellung nicht möglich.

Die Staatspreise wurden in sechs Kategorien vergeben. Zurzeit ist leider ein Besuch der Ausstellung nicht möglich. (Foto: © Andrea Borowski)

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Manufactum – best of Kunsthandwerk

Panorama

Qualität: Bei der Jubiläumsausgabe des Staatspreises Manufactum 2021 wurden sechs Kunsthandwerker aus Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Die Preisverleihung wurde erstmals in einem Livestream übertragen.

Zum 30. Mal wurde der Staatspreis Manufactum des Landes NRW vergeben. Sechs Arbeiten aus 375 wählte eine Expertenjury zum "Best of Kunsthandwerk". Die perfekte Verbindung von Handwerk, Design und Angewandter Kunst gehörte dabei zu den Bewertungskriterien. Der Wettbewerb ist mehrstufig. So wurden in einem ersten Auswahlverfahren aus den insgesamt eingereichten Arbeiten 121 ausgewählt. Eine achtköpfige Jury wählte daraus die Gewinner des Staatspreises. Besonderes Augenmerk legten die Experten auf die technische Umsetzung als auch auf die Gestaltungstiefe.

Alle 121 Arbeiten sind noch bis zum 27. Juni* im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund (MKK) zu sehen. Die Arbeiten wurden in sechs Kategorien eingereicht:

  • Wohnen,
  • Möbel,
  • Schmuck,
  • Bild und Druckmedien,
  • Objekt und Skulptur sowie
  • Textil und Kleidung.

"Die Konkurrenzsituation war in diesem Jahr besonders hart", sagte Beate Amrehn, die den Wettbewerb federführend betreut. "Alle, die in der Ausstellung dabei sein können, haben allen Grund, sehr stolz auf sich zu sein", hob die Formgebungsberaterin der Handwerkskammer Aachen hervor.

"Am Anfang steht eine Idee", lobte NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach im Rahmen der Preisverleihung das handwerkliche Können und die künstlerische Leistung der teilgenommenen Gestalter. Alle zwei Jahre können Kunsthandwerker, die in NRW leben und arbeiten, an dem mit insgesamt 60.000 Euro dotierten Wettbewerb teilnehmen. In diesem Jahr haben es zwei Männer und vier Frauen auf das Treppchen geschafft: Jan Göller aus Kerken, Sharokina Golpashin aus Düsseldorf, Oliver Trepper und Theresa Wedemeyer aus Münster, Maria Pohlkemper aus Billerbeck sowie Carola Kosche aus Lüdenscheid sind die neuen Träger des Staatspreises für das Kunsthandwerk 2021.

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ZITAT"Kunsthandwerk ist Qualität und steht für Nachhaltigkeit statt Kurzlebigkeit. All das macht das Wesen des Kunsthandwerks aus." Andreas Ehlert, Präsident Handwerk.NRW 

Nachhaltigkeit statt Kurzlebigkeit

Auf die hohe Qualität der eingereichten Unikate verwiesen in ihrer Festrede auch der Dortmunder HWK-Präsident Berthold Schröder sowie der Präsident von Handwerk.NRW, Andreas Ehlert: "Die schöpferische Kraft des Handwerks kommt nirgendwo so zum Tragen wie im Kunsthandwerk", verwies Präsident Schröder auf die Einzigartigkeit der Objekte, die im starken Kontrast zur Gleichförmigkeit der industriell gefertigten Massenware steht. "Kunsthandwerk ist Qualität und steht für Nachhaltigkeit statt Kurzlebigkeit. All das macht das Wesen des Kunsthandwerks aus", betonte Andreas Ehlert. Ein Thema, das sich auch in den diesjährigen Arbeiten widerspiegelt.

Die Preisverleihung wurde in einem Livestream aus dem Dortmunder Konzerthaus übertragen. Auch wenn die Staatspreisträger in diesem Jahr nicht vor einem großen Publikum für ihre Arbeit geehrt werden konnten, erklärte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Aachen, Nicole Tomys: "Heute ist ein guter Tag für das Kunsthandwerk. Und es ist ein guter Tag für die Kunst und die Kultur."

The winner is...

Jan Göller

Er fotografierte Algen in einem Aquarium. Mit seiner fünfteiligen Arbeit "Verve" möchte der Fotograf aus Kerken auf den Zustand unserer Gewässer aufmerksam machen. Zugleich machte er deutlich, wie zart und schön die im Wasser lebenden Organismen sind. "Die Präsentation im schaukastigen Rahmen lässt zuerst an Zeichnungen oder Drucke des 18 Jahrhunderts denken. Sie verführen den Betrachter zum genauen Studium dieser Organismen mit ihren filigranen Strukturen", so die Jury.

Sharokina Golpashin

Ein Stück Leder. Keine Nähte. 100 Prozent Handarbeit. Bei der Handtasche "UNA PURE" hat die Düsseldorferin die besonderen Eigenschaften von pflanzlich gegerbtem Leder dazu genutzt, Volumen ohne Nähte entstehen zu lassen. Die Jury überzeugte, dass die Techniken des traditionellen Lederhandwerks auf experimentelles, zeitgenössisches Design treffen. Positiv wurde auch der ökologische und nachhaltige Ansatz der Modedesignerin bewertet.

Oliver Trepper

Die Sitzfläche des Hockers "Parabola" aus gebogenen Holzleisten erinnert an ein Geflecht. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet ergibt sich eine durchschaubare graphische Überlagerung aus sich wiederholenden, floralen Schleifenkonturen. Die Verbindung der unter Spannung stehenden Massivholzleisten und dem Stahlgestell ist simpel, aber dennoch handwerklich anspruchsvoll gelöst. "Parabola" des Münsteraner Tischlers überzeugte die Jury als erfrischende Neuinterpretation eines eigentlich durchdeklinierten Möbelstücks, welche Funktionalität und Ästhetik gekonnt miteinander vereint.

Maria Pohlkemper

Die beiden ähnlichen, aber unterschiedlichen Arbeiten "WISP – WHAT IS PERFECT" überzeugten die Jury durch die Präsentation und Gegenüberstellung sowohl des gelungenen Objektes als auch der scheinbar misslungenen Arbeit der Keramikerin aus Billerbeck. Die Herstellung der frei aufgebauten Porzellanobjekte aus Bone China Porzellan ist handwerklich sehr aufwendig.

Carola Kosche

Bei der Halsschmuckserie "From line to space" SQUARE-FOURSQUARE-CUBE-GRID aus Silber und Stahlseide fädelte die Goldschmiedin aus Lüdenscheid Silberröhrchen auf einen durchgehenden Faden aus Stahlseide. "Die Arbeit besticht durch die Reduktion in Form einer fokussierten Auseinandersetzung mit linearen Strukturen. Jedes Collier steht dennoch für sich. Und auch im getragenen Zustand ergibt sich ein überraschend frisches Tragebild", urteilte die Jury.

Theresa Wedemeyer

Da in diesem Jahr in der Kategorie "Objekt und Skulptur" kein Preis vergeben werden konnte, erhielt die Buchbinderin aus Münster für das Buchprojekt I BM G III einen Sonderpreis. Die Sammlerausgabe ist eine flexible koptische Haftung mit goldener Prägung. "Die Arbeiten, die in traditioneller Buchbindearbeit, altem Bleisatz und Druckverfahren erstellt wurden, bestechen durch ihre konzeptionelle Stringenz", erklärte die Jury.

*Die Ausstellung im MKK in Dortmund ist zurzeit geschlossen. Die Arbeiten können im Online-Katalog eingesehen werden.

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Text: / handwerksblatt.de

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