Handwerk

Josef Vorndieck (M.) hat die neuartige Abschleppvorrichtung "CarCaddy" erfunden, die mit Hilfe der Wissenschaft entwickelt wurde. Claudia Börgel stellt das Produkt mittlerweile in ihrem Maschinen- und Metallbaubetrieb Laumann her; l.: Betriebsleiter Alexander Schonhauer. (Foto: Peter Lehmann)

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Meister und Professor als Team

Erfinderische Handwerksbetriebe können wissenschaftliches Know-how von Hochschulen nutzen.

Reißende Abschleppseile waren gestern. Inspiriert von der Betriebspraxis seines "1a Autoservice" in Ibbenbüren erfand Kraftfahrzeugtechnikermeister Josef Vorndieck die Vorrichtung "CarCaddy" für das sichere Abschleppen von liegen gebliebenen Autos. Die Idee war, die als Nachläufer bekannte Abschleppachse wieder aufleben zu lassen und gleichzeitig ein innovatives Produkt zu schaffen. 2013 reifte die Vision zur praktischen Umsetzung. In Kooperation mit der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik der Hochschule Osnabrück wurde die Vorrichtung umfassend entwickelt. Das Ergebnis: Die Innovation bietet ein Optimum an Sicherheit beim Abschleppen von Pannenfahrzeugen und wird ähnlich wie ein Fahrradträger auf der Anhängerkupplung des Zugfahrzeuges transportiert.

Handwerksbetriebe sind innovativ; dokumentiert wird dies durch eine Vielzahl von erfolgreichen Entwicklungsprojekten. "Aufgrund der vielen Aufgaben, die ein Handwerksmeister im Rahmen seiner Tagestätigkeit wahrnehmen muss, verzögert sich die Umsetzung geplanter Entwicklungsvorhaben aber häufig", das erlebt Hans-Dieter Weniger, Technologieberater bei der Handwerkskammer Münster. "Durch die Zusammenarbeit mit Hochschulen lässt sich dieser Missstand häufig abstellen", lautet dann seine Empfehlung.

Hochschulen sind auch interessiert

Hochschulen seien ebenfalls sehr an Kooperationen mit Handwerksbetrieben interessiert, so Weniger. Dadurch hätten Studierende die Möglichkeit, die Praxis besser kennenzulernen. Eine mögliche Kooperationsform ist die Ausarbeitung einer Bachelor- oder Masterarbeit für die Neuentwicklung. Die angehenden Akademiker beschäftigen sich in ihrer Abschlussarbeit intensiv mit der Umsetzung des Entwicklungsvorhabens. Zudem erhalten die Betriebe exakte Berechnungen und Auslegungen von entsprechenden Komponenten und können um Jungakademiker werben. Eine weitere Variante der Zusammenarbeit ist, dass sich ein wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Professor in das Innovationsprojekt einbringt. Beide Kooperationsmöglichkeiten und der Zugang zu den Laboren mit Versuchseinrichtungen verkürzen die Entwicklungszyklen merklich.

Damit die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Handwerksbetrieben gefördert wird, hat das Land den Innovationsgutschein NRW aufgelegt. Darüber hat ein Unternehmen die Möglichkeit, einen Zuschuss in Höhe von 15.000 Euro für die Dienstleistung zu erhalten. Bei Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern beträgt der Zuschuss 80 Prozent.

Handwerkskammer vermittelt Zusammenarbeit

Die Handwerkskammer Münster vermittelt die Zusammenarbeit zwischen Handwerksunternehmen und Hochschuleinrichtungen. Sie organisiert Kontakte und moderiert die Kommunikation zwischen den Partnern. So brachte Weniger beispielsweise auch Metallbauermeister Hubertus Haking, der Wintergärten in Ladbergen baut, mit Prof. Dr. Klaus Baalmann vom Fachbereich Maschinenbau der Fachhochschule Münster ins Gespräch. Haking plante eine neuartige Terassenüberdachung mit motorisierten Fensterelementen und wandte sich für eine Beratung über Schutzrechte an die Handwerkskammer.

Weniger schlug die Kooperation mit der Fachhochschule vor. Meister und Professor wurden ein Team. Mittlerweile steht die Neuentwicklung kurz vor der Markteinführung. "Ohne die Unterstützung wäre eine rasche, unbürokratische Realisierung des Vorhabens nicht möglich gewesen", ist Haking sicher. Und auch Baalmann "machte die Kooperation Spaß".

 


 

Innovationspreis: Ideen aus NRW

Bis zum 31. Mai läuft die Bewerbungsfrist für den Innovationspreis 2017 des Landes Nordrhein-Westfalen. 150.000 Euro stehen für die Preisträger in drei Kategorien bereit: In den Kategorien "Innovation" und "Nachwuchs" können Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Verbände und Stiftungen Kandidaten benennen. Darüber hinaus wird ein "Ehrenpreis" vergeben, der ein großes wissenschaftliches Potenzial, exzellente Forschungsarbeiten und einen konkreten Wachstumsbezug würdigt.

 

Ansprechpartner: Der Beauftragte für Innovation und Technologie der Handwerkskammer Münster, Hans-Dieter Weniger, beantwortet weitere Fragen telefonisch unter der Nummer 0251/5203120.
Internet: Weitere Informationen gibt es auch im Internet.

Foto: Peter Leßmann

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Text: / handwerksblatt.de