Andreas Ehlert (l.) und Yvonne Gebauer diskutierten über die Schulpolitk in Nordrhein-Westfalen.

Andreas Ehlert (l.) und Yvonne Gebauer diskutierten über die Schulpolitk in Nordrhein-Westfalen. (Foto: © Wilfried Meyer / Handwerkskammer Düsseldorf)

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In allen Bereichen gute bis sehr gute Entscheidungen

Handwerkspolitik

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer blickt selbstbewusst auf die Arbeit der Landesregierung in der Corona-Pandemie. Für ihr eigenes Krisenmanagement im Bereich Schule würde sich die Note zwei minus geben. Nicht alle sind damit einverstanden.

Die Landesregierung habe in allen Bereichen, die durch die Pandemie tangiert wurden, gute bis sehr gute Entscheidungen getroffen. Das sagte die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bei der zweiten Ausgabe der Diskussionsrunde "Handwerk spricht mit …" der Handwerkskammer Düsseldorf. Die dynamische Pandemie erzeuge einen starken Zeitdruck. Das führe dazu, dass möglicherweise die eine oder andere Entscheidung "ein wenig" anders ausgefallen wäre, wenn mehr Zeit zur Verfügung gestanden hätte. Speziell beim Thema Schule würde Gebauer sich die Note zwei minus geben und wies dabei auf viele fehlende Mitarbeiter im Schulministerium hin.

"Zwei minus kann man glaube ich nicht stehen lassen", kommentierte Andreas Ehlert. "Wir hatten jetzt nahezu ein Jahr Zeit. Ich finde schon, wir müssten weiter sein", so der Präsident der Kammer Düsseldorf. "Aber dann frage ich, wo sollen wir wie weiter sein? Dann muss man konkrete Beispiele nennen", forderte Gebauer. Ehlert nannte den von ihm in die Diskussion eingebrachten Vorschlag, Schulklassen in die leeren Kinosäle zu verlegen, um Unterricht mit genügend Abstand zu ermöglichen. "Haben wir alles diskutiert", so die Ministerin. Aber es sei die Meinung der Schulfachleute, dass das organisatorisch nicht möglich sei.

Katastrophales Jahr im Bereich Ausbildung

Das Handwerk habe in puncto Ausbildung ein katastrophales Jahr hinter sich. Es sei keine wirklich gute Nachricht, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge, die zwischenzeitlich einen hohen zweistelligen Rückgang aufwies, schließlich nur zu einem einstelligen Prozentsatz gesunken ist. "Wir müssen im neuen Jahr besser werden. Das Handwerk braucht den Nachwuchs, die Arbeit in den Betrieben ist da", betonte Ehlert.

Die Betriebe stünden hier genauso wie die Schulen bei der Berufsorientierung vor besonderen Herausforderungen. "Wir haben uns darauf verständigt, dass wir mehr auf digitale Formate gehen müssen, um die Schülerinnen und Schüler zu erreichen", erklärte Gebauer. Auch in diesen Zeiten sei das Thema Praktikum wichtig. Sie wolle daran festhalten, dass wenigstens für ältere Schüler mindestens fünftägige Betriebsaufenthalte möglich blieben.

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Abschlussprüfungen auch im Handwerk durchführen

Es sei kein Fehler gewesen, so lange wie möglich am Präsenzunterricht festzuhalten, sagte Gebauer. Der sei besonders für lernschwache Schüler wichtig. Ein anderer Aspekt sei das Emotionale und Soziale. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Seelen der Kinder verkümmern." Dennoch müsse sich auch das Schulministerium immer weiter mit dem digitalen Lernen und Lehren beschäftigen. Ehlert bekräftigte seine Forderung nach mehr schulischen Betreuungsangeboten. Durch die Schließung der Schulen und Kitas komme es zu Mitarbeiterengpässen bei den Betrieben. Er wünschte sich verlässlichere und frühzeitigere Ankündigungen, damit sich die Menschen besser vorbereiten können. Gebauer machte ihm diesbezüglich aber wenig Hoffnung, da auch der Landesregierung wenig Zeit bleibe, um bestimmte Maßnahmen zu ergreifen.

Der Kammerpräsident wies die Ministerin darauf hin, dass das Thema Abschlussprüfungen auch im Handwerk eine Rolle spielt. Es sei wichtig, auch hier weiter zu prüfen. "In der Öffentlichkeit wird nur vom Abitur gesprochen. Die Gesellenprüfung ist mindestens genauso wichtig", so Ehlert. Gebauer stimmte zu und kündigte an, über die Schulträger sicherzustellen, dass geeignete Prüfungsräume für die Durchführung von Abschlussprüfungen bereitstünden. "Ich bin ganz bei Ihnen, das müssen wir sicherstellen."

Text: / handwerksblatt.de

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