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Die Deutsche Telekom stellt bis Ende 2018 alle ISDN- und Analog-Kunden auf IP Technologie um. (Foto: © shotsstudio/123RF.com)

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Telekom stellt auf IP-Technik um

Klassische Telefonanschlüsse wird es bei der Deutschen Telekom künftig nicht mehr geben. Bis Ende 2018 soll es nur noch die All-IP-Technologie geben.


Bis Ende 2018 will das Bonner Unternehmen alle Analog- und ISDN-Kunden bundesweit auf die All-IP-Technologie umstellen. Telefonate laufen dann automatisch über das Internet. Doch was bedeutet das für Handwerksbetriebe? Die Ankündigung der bevorstehenden Umstellung kommt per Brief ins Haus: Rund 20 Millionen Analog- und ISDN-Anschlüsse legt die Telekom still und setzt stattdessen künftig ausschließlich auf IP-Technologie. Die Buchstaben IP stehen für "Internet Protokoll" und beschreiben den Technik-Wechsel: Künftig wird auch für Telefongespräche die Internetleitung genutzt.

Die Gründe für die Umstellung sind vielfältig: Neben wirtschaftlichen Vorteilen für die Telekom, weil die alten Netze nicht mehr gepflegt werden müssen, sollen auch die Anschlussinhaber profitieren: "Wir investieren Milliarden in neue Netze, damit unseren Kunden mehr Geschwindigkeit zur Verfügung steht und sie ihre Anwendungen immer und überall nutzen können", erklärt Klaus Müller, Leiter Strategische Entwicklung Geschäftskunden und Leiter Geschäftskunden-Transformation bei der Telekom Deutschland GmbH. "Deshalb stellt die Telekom ihr gesamtes Netz schrittweise auf die neue Technik um, um es zukunftssicher zu machen. Das heißt, alle Dienste – Telefon, Fernsehen und Internet – werden in Zukunft in unserem Netz auf dem einheitlichen Internet-Protokoll laufen."

Keine oder kaum Veränderungen durch neue Technik 

Rein formal müssen Bestandskunden der Telekom deshalb einen neuen Vertrag abschließen, um die neue Technik nutzen zu können. Durch die Umstellung auf All-IP entstehen keine direkten Kosten und für den Anschlussinhaber ändert sich nur wenig: Er behält seine bisherigen Rufnummern und kann in vielen Fällen sogar seine Telefone weiter nutzen. Wer der Umstellung seines Telefonanschlusses nicht zustimmt, erhält von der Telekom eine Kündigung zum Ende der Vertragslaufzeit. In diesem Fall muss sich der Kunde einen anderen Telefondienstleister suchen oder künftig auf das Festnetz verzichten.

Laut einer repräsentativen Studie des unabhängigen Verbraucherportals Verivox unter Kunden verschiedener Telekommunikationsunternehmen im November 2015 bemerkte die Mehrheit von 55 Prozent nach der Umstellung auf die IP-Technik keine oder kaum Veränderungen. 23 Prozent bemängelten häufigere Ausfälle, rund 13 Prozent der Befragten beanstandeten eine schlechtere Sprachqualität. Den meisten Telefonkunden falle im Alltag aber gar nicht auf, dass ihr Anschluss internetbasiert ist, meint Telekommunikationsexperte Sven Ehrmann, Mitglied der Geschäftsleitung bei Verivox: "Die Technik hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Seit der Einführung von HD-Voice ist die Sprachqualität oft sogar besser als beim herkömmlichen Festnetz."

Kein ISDN mehr nach 2018 Ein ausführliches Interview mit Klaus Müller, Leiter Strategische Entwicklung Geschäftskunden und Leiter Geschäftskunden-Transformation bei der Telekom Deutschland GmbH, gibt es hier zu lesen.

Doch die IP-Technik bringt auch Nachteile mit sich: Bei einer Störung der Internetleitung funktioniert gar nichts mehr – kein Telefon, kein Surfen und bei Buchung eines TV-Pakets auch kein Fernsehen. Das gleiche gilt für einen Stromausfall oder einen Defekt des Routers. Außerdem sind IP-Anschlüsse etwas anfälliger für Störungen und Ausfälle. Dies wirkt sich besonders auf Geräte aus, die auf eine bitgenaue Übertragung angewiesen sind, wie Alarmanlagen, EC- und Kreditkarten-Terminals, Hausnotruf- und teilweise auch Faxgeräte. Diese Geräte funktionieren in einigen Fällen außerdem nicht einwandfrei, wenn Gesprächsdaten für die IP-Telefonie automatisch komprimiert werden. Zudem können sich Schwankungen der DSL-Bandbreite negativ bei der Sprachqualität bemerkbar machen. Dies gilt besonders für Anschlüsse mit wenig Bandbreite (bis zu 1 Mbit) im Zusammenspiel mit Routern, die IP-Telefonate nicht priorisieren.

Handwerksbetriebe, die aktuell einen Analog- oder ISDN-Anschluss besitzen, können diesen maximal noch drei Jahre nutzen: "Die heutige ISDN-Technik wird nach jetzigem Planungsstand nur noch bis 2018 für Bestandskunden zur Verfügung stehen. Die Umstellung auf die neue Technologie erfolgt in enger Abstimmung mit unseren Geschäftskunden", so Klaus Müller. "Um den Geschäftskunden Planungssicherheit zu geben, informieren wir sie individuell und mit entsprechendem Vorlauf, sodass genug Zeit für eine entsprechende Planung und Umstellung bleibt."

Text: / handwerksblatt.de