Im Herbst lohnt es sich, die Versicherung zu überprüfen. Denn ab dem 1. Januar  verlängern sich die meisten Policen automatisch um ein Jahr.

Im Herbst lohnt es sich, die Versicherung zu überprüfen. Denn ab dem 1. Januar verlängern sich die meisten Policen automatisch um ein Jahr. (Foto: © convisum/123RF.com)

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Höchste Zeit für Ihren Versicherungs-Check

Herbstzeit ist Versicherungszeit. Handwerker können dabei die Gunst der Stunde nutzen. Wer seine Versicherungen länger nicht aktualisiert hat, dem bringt ein Update erst Recht Vorteile.

Gegen Ende des Jahres ist es höchste Zeit seinen Versicherungsschutz zu überprüfen. Die meisten Policen verlängern sich ab Januar automatisch um ein weiteres Jahr. Das ist im Prinzip gut. Aber es verleitet zur Trägheit. Und die kann einen teuer zu stehen kommen – sei es, dass der Betrieb zu hoch, zu niedrig, teuer oder schlecht versichert ist. Das rächt sich spätestens, wenn etwas passiert. Lassen Sie es nicht soweit kommen! Besser, Sie unterziehen Ihren Versicherungsordner möglichst schon im Herbst einem gründlichen Check. Wir erklären, worauf es ankommt. 

Vom Wechsel der Gesellschaft oder einzelner Verträge profitieren

Die Zeit ist günstig, weil der Versicherungsmarkt noch relativ weich ist. Die Finanzkonzerne leiden unter der Flaute im Geschäft mit Lebensversicherungen. Deshalb sind sie auf der Suche nach Wachstum in anderen Bereichen. Das Handwerk ist äußerst willkommen. Diese Situation sollten Betriebe nutzen. Insbesondere, wer seinen Versicherungsschutz länger nicht angefasst hat, kann von einem Wechsel der Gesellschaft oder einzelner Verträge profitieren. Mit dem richtigen Berater und einer guten Schadenhistorie lassen sich günstigere und mitunter oft bessere Konditionen herausschlagen. Am besten fragen Sie gleich nach Rabatten für Drei-Jahres-Verträge. Auch für Sicherheitsvorkehrungen sind Prämiennachlässe drin.

Gleich wichtig: Preis und Leistung!

Doch Vorsicht: Gerade im Umgang mit wichtigen Versicherungen sollte man nicht bloß auf den Preis fixiert sein. Mindestens ebenso wichtig sind die Leistungen, im Versicherungsjargon "Bedingungen" genannt. Denn im Kleingedruckten manifestiert sich der wahre Charakter einer Versicherung – sprich, was sie im Schadenfall taugt. "Für wenig Mehrprämie können Deckungen deutlich besser sein", rät Geschäftsführer Christian Wiemann. Er hat den Marktüberblick, denn sein Unternehmen eXulting GmbH & Co. KG betreibt die Ausschreibungsplattform brokingX, die für unsere Leser die Preistabellen erstellt hat.

Die enormen Preisunterschiede, wie auf dieser Übersichtstabelle zu sehen, verblüffen auf den ersten Blick. Der Preis allein wiegt jedoch in trügerischer Sicherheit. Bei näherem Hinschauen erklärt manche Differenz sich mit besseren Leistungen – leider nicht jede. Vergleiche können damit nicht mehr und nicht weniger als einen Anhaltspunkt bieten. Auch Selbstbeteiligungen werden überschätzt. Wiemann: "Sie lohnen sich meistens nicht. Der Beitragsnachlass ist häufig nur recht gering." Umgekehrt ist der Aufpreis für eine höhere Versicherungssumme oft niedrig. Deshalb rät Wiemann: "Keine Scheu vor hohen Deckungssummen." Denn sie sind im Schadenfall maßgeblich, weil sie die Entschädigung deckeln.

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Ein regelmäßiger Check lohnt

Was sich auf jeden Fall lohnt, ist ein wenig Beschäftigung mit dem Thema Versicherungen. Diese Aufgabe sollte der Handwerksmeister auch auf Dauer ausschließlich einem Außenstehenden überlassen. Es geht immerhin um sein Geld – im Zweifel hängt die gesamte berufliche Existenz daran. Außerdem summieren sich die Beiträge zu den verschiedenen Einzelversicherungen schnell in die Tausende Euro. Das sollte einem ein regelmäßiger Check wert sein. Der beginnt schon damit, sich auf dem Laufenden zu halten. Das geht etwa über Fachmagazine und Broschüren der Handwerkskammern. Auch Vergleichsportale, wie Finanzen.de oder Check24, sind als Informationsquellen durchaus geeignet. Man muss sich nur bewusst sein, dass sie Erstkontakte und Versicherungen vermitteln.

Letztlich geht die ganze Chose aber nicht ohne einen Fachmann. Das ist bei so komplexen Themen nicht anders als im Handwerk. Nur, je besser man sich vorab informiert hat, desto besser kann man nachvollziehen, wovon der Experte redet.

Umfassende Betriebsbeschreibung

Mit einer umfassenden Betriebsbeschreibung geht‘s weiter. Die ist die Grundlage für den betrieblichen Versicherungsschutz. Nur, wenn hier alle Angaben korrekt sind, passt der Versicherungsschutz zu Ihrem Betrieb. Aber dann hält er im Fall des Falles auch was er verspricht. Deshalb muss diese Beschreibung immer "up to date" gehalten werden. Ein paar Beispiele, wofür Ihre Versicherung sich alles interessiert:

  • Lager: Gibt es eine neue Halle? Ist der Lagerbestand mehr oder weniger geworden? Dies sind beitragsrelevante Informationen für die Inhaltsversicherung.
  • Die Adresse muss grundsätzlich aktuell sein, ebenso Umsatzhöhe, Mitarbeiterzahl, Fuhrpark, Mieten oder Pachtaufwand. Die Versicherer passen dann gegebenenfalls die Beiträge an.
  • Gründung einer Tochtergesellschaft oder eine Umfirmierung ist für zum Beispiel für die Betriebshaftpflicht von Bedeutung.
  • Geschäftserweiterungen sind in vielen Policen relevant. Im Zweifel interessiert die Versicherung jede Veränderung. Und sie hat ein Recht darauf! Das wissen viele nicht oder denken, der Vermittler kommt im Zweifel schon auf mich zu und kümmert sich. Doch mal ehrlich, woher soll der wissen, was in Ihrem Betrieb passiert? Ob Sie Mitarbeiter einstellen/entlassen oder eine neue Maschine anschaffen? Das sind ja letztlich Interna. Und machen Sie solche Angaben grundsätzlich schriftlich. Dann gibt es im Schadenfall keine böse Überraschung

Reden ist Gold

Peter Pietsch ist einer, der tagtäglich Firmen in Versicherungsfragen berät. Er unterstreicht: "Denken Sie nicht, die Versicherung weiß schon alles". Pietsch ist Generalvertreter der R+V Versicherung in Wiesbaden und in Kloster Eberbach. Sein Tipp: Im Zweifel informieren Sie die Versicherung lieber einmal zu viel als zu wenig. Sämtliche Tätigkeiten, die ausgeführt werden, sollte man dem Versicherer mitteilen. Erst Recht, wenn neue Geschäftsfelder erschlossen werden.

Beispielsweise, wenn ein Fliesenleger zusätzlich Hausmeisterservices anbietet oder neuerdings auch als Subunternehmer tätig wird. "Womöglich gelten hier andere Verjährungsfristen", erklärt Pietsch. Aus der Praxis von Subunternehmern weiß er: "Es kann auch sein, dass die vertragliche Haftung über die gesetzliche hinausgeht. Denn je größer das Unternehmen ist, desto eher hat es eigene Vertragswerke und dann ist der Versicherungsschutz des Subunternehmens nicht mehr deckungsgleich." Deshalb ist Reden für ihn gold-wichtig – mit einer Ausnahme: "Lasse Dich nie auf mündliche Zusagen ein."

Vorsicht vor Fallstricken!

Qualität und Individualität kennzeichnen für Michael H. Heinz das Handwerk. "Das gilt für den Versicherungsschutz genauso" ist seine Devise. Sein Maklerbüro in Siegen ist seit Jahrzehnten auf Gewerbeversicherungen spezialisiert. Zugleich ist er Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute, der sich den Regeln der ehrbaren Kaufleute verschreibt. Deshalb macht es ihn auch so wütend, dass das Geschäftsgebaren mancher Banken und Sparkassen so gar nicht diesem Leitbild folgt. "Die Banken unterliegen ganz klaren Umsatzvorgaben. Deshalb drängen sie aggressiv ins Versicherungsgeschäft."

Heinz hat die Folgen selbst schon bei einem Kunden erlebt, ein Maschinenbauunternehmen: "Da wurde eine neue Produktionshalle gebaut. Die Sparkasse wollte die aber nur finanzieren, wenn sie auch die Gebäudeversicherung bekam." Ein Klassiker. Heinz sind solche "Deals" zwischen Hausbank und Handwerker ein Dorn im Auge. Dabei geht es ihm weniger darum, dass der Fachmann und seine Beratung zu kurz kommen. Vielmehr warnt er "vor den enormen Abhängigkeiten, in die der Kunde sich durch die Verquickung von Kredit- und Versicherungsgeber begibt". Im Zweifel habe die Bank als erste die Hand auf der Entschädigungsleistung.

Einen ähnlichen Fallstrick schildert Vertreter Pietsch: Wenn das Betriebsgebäude dem Inhaber privat gehört, die Gebäudeversicherung aber über die Firma läuft, zum Beispiel eine GmbH. Die ist dann Versicherungsnehmer und erhält im Schadenfall auch die Versicherungsleistung. Ein Problem wird daraus, wenn der Betrieb durch den Schaden insolvent geht. Dann behält der Insolvenzverwalter als erstes die Entschädigung ein. Und der Inhaber steht mit leeren Taschen da. Die wenigen Beispiele zeigen, dass es beim Thema Versicherungen auf weit mehr als den Abschluss ankommt.

Kleine Betriebe sparen am Versicherungsschutz

Die Mehrheit der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland spart an der Sicherheit. Diesen Schluss legt die untenstehende Statistik nahe. Demnach haben KMU oft nicht mehr als drei Versicherungen. Zudem haben nur Wenige einen Notfallplan in der Schublade. Am schlechtesten sind jüngere Betriebe versichert. Mit der Größe wächst das Sicherheitsbewusstsein. Vernachlässigt wird jedoch die regelmäßige Überprüfung des Versicherungsschutzes. Dadurch laufen sie Gefahr, dass der Schutz mit der Zeit Lücken aufweist. Das rächt sich spätestens im Schadenfall.

Für eine Checkliste bedarf es keiner elektronischen Versicherungsakte. Ein Zettel genügt. Entscheidend ist nur, dass die wichtigsten Daten zu allen betrieblichen Versicherungen an einer Stelle übersichtlich zusammengetragen sind und stets aktuell gehalten werden. Es empfiehlt sich eine Tabelle anzulegen, in der am linken Rand alle bestehenden Versicherungen untereinander aufgelistet werden, also Betriebshaftpflicht, Inhaltsversicherung usw.. In den horizontalen Spalten sollten Sie folgende Überschriften abtragen und dann die jeweiligen Informationen in die so entstandenen Kästchen eintragen:

Text: / handwerksblatt.de

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