Künftig produziert die Deutsche Post ihre Elektrotransporter StreetScooter "Work" selbst. Die Fabrik dafür soll in NRW gebaut werden.

Künftig produziert die Deutsche Post ihre Elektrotransporter StreetScooter "Work" selbst. Die Fabrik dafür soll in NRW gebaut werden. (Foto: © Andreas Kühlken)

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Ein E-Auto von der Post

Die Deutsche Post geht unter die Autohersteller. Ab Herbst soll der Elektrotransporter als "Work" auch für andere Unternehmen zu kaufen sein.

Es war lange angekündigt, jetzt wird es tatsächlich Realität. Denn für seinen Elektrotransporter StreetScooter "Work" baut der deutsche Logistikkonzern namens Deutsche Post ein zweites Werk. Damit soll dann die Produktion über den eigenen Bedarf hinweg ausgebaut und der E-Lieferwagen – zu Preisen ab 32.000 Euro – auch anderen Kunden angeboten werden. Verfügbar ist der "Work" in drei Versionen: als geschlossener Kastenwagen, als Plattformwagen oder Pick-up.

Der Verkauf des Elektrotransporters an andere Unternehmen soll ab sofort starten, die Auslieferungen im Herbst beginnen. Bis Ende des Jahres will die Post mit ihrer neuen Fabrik die Produktionszahlen des Work von 10.000 auf bis zu 20.000 Einheiten verdoppeln. Der für den Elektrolieferwagen zuständige Post-Vorstand Jürgen Gerdes kündigte an, dass mindestens die Hälfte der Jahresproduktion 2017, geplant sind rund 10.000 Einheiten, für externe Geschäftskunden wie Flottenbetreiber oder Kommunen im In- und Ausland bestimmt sei.

Neue Fabrik in Nordrhein-Westfalen 

Die neue Fabrik soll eine niedrige dreistellige Zahl neuer Arbeitsplätze schaffen und in Nordrhein-Westfalen gebaut werden. Denn es sei "sinnvoll, dass die Techniker und Führungskräfte des Mutterwerkes in Aachen kurze Wege haben", so Gerdes. Die Post wolle damit ihren Anspruch untermauern, "Motor der Elektromobilität zu bleiben und Marktführer in der grünen Logistik zu werden", erklärt Gerdes. Denn angesichts drohender Fahrverbote in Großstädten wie etwa in Stuttgart seien viele Handwerker und Bauunternehmer, Kommunen, Liefer- und Paketdienste händeringend auf der Suche nach elektrisch betriebenen Alternativen zu den klassischen Transportern mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Bei diesen Aussichten blickt Gerdes optimistisch in die Zukunft. Selbst der Bau eines dritten Werkes ist für ihn ebenso denkbar wie weitere Produktionsorte im Ausland. Damit ließen sich dann in zehn Werken jährlich etwa 100.000 Exemplare des StreetScooters bauen.

Gegründet wurde StreetScooter, wo die E-Transporter von den Firmengründern Achim Kampker und Günther Schuh nach Vorgaben der Post entwickelt wurden, im Jahre 2010 als Start-up-Unternehmen im Umfeld der RWTH Aachen. Der erste Prototyp des StreetScooter wurde 2012 vorgestellt. Entworfen wurde der "Work", bei dem besonderer Wert auf leichtes Ein- und Aussteigen gelegt wurde, als einfacher und funktionaler Transporter mit großem Laderaum für den Einsatz bei der Auslieferung auf dem Land sowie in kleineren und mittleren Städten. Trotz seines kompakten Formats – das Fahrzeug ist 4,6 Meter lang – besitzt das bis zu 80 km/h schnelle Fahrzeug eine Ladefläche von 4,3 Kubikmeter. Der StreetScooter "Work" wird mit verschiedenen Batteriepacks angeboten. Er verfügt über eine Leistung von bis zu 30 kW, die von einer Lithium-Ionen-Batterie und einem Asynchronmotor erzeugt wird.

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Wartung in zertifizierten Werkstätten 

Seit 2014 gehört die StreetScooter GmbH der Post, seit 2015 wird der E-Transporter in Serie produziert. Aktuell sind im Unternehmen rund 200 Mitarbeiter in der Entwicklung und Produktion des E-Kleinlasters beschäftigt. Rund 2.500 StreetScooter hat die Post im Lieferdienst derzeit bundesweit im Einsatz. Insgesamt sollen bis zu 30.000 Fahrzeuge durch den StreetScooter ersetzt werden. Die werden über einige hundert von der Post zertifizierte Werkstätten gewartet. Diese Werkstätten könnten, so Gerdes, künftig auch für die potenziellen Fremdkunden arbeiten. Denn über ihre Tochter "Post Service" will – und muss – die Post für ihre künftigen Fahrzeug-Käufer beispielsweise auch Garantien und Dienstleistungen wie ein klassischer Automobilhersteller anbieten.

Im vergangenen Jahr präsentierte StreetScooter auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover mit dem StreetScooter "Work L" den großen Bruder des "Work" mit acht Kubikmetern Laderaum. Das entspricht bis zu 150 Paketen. Damit hat der "Work L" eine doppelt so große Ladekapazität (bis 1.000 kg) wie das kleinere Modell. Dazu verfügt er über einen stärkeren Motor und eine neue Lithium-Ionen-Batterie mit einer Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Ein weiteres Modell skizzierte denkbare Einsatzmöglichkeiten des Work im kommunalen Umfeld. Der in typischem Orange gehaltene "Work Orange" verfügt anstatt eines in der Postzustellung üblichen Kofferaufbaus über einen elektrohydraulischen Drei-Seiten-Kipper. 


Technische Daten: Streetscooter

  • Einsatzgebiet: Verbundzustellung
  • Motorleistung: bis zu 30 kW
  • Drehmoment: 130 Nm
  • Batterietyp: Lithium-Ionen
  • Batteriegröße: 20,6 kWh
  • Reichweite: bis zu 80 Kilometer
  • Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
  • Länge/Breite/Höhe: 464 cm/209 cm/203 cm
  • Ladevolumen: 4,3 Kubikmeter
  • Nutzlast: 650 kg
  • Leergewicht: 1.500 kg
  • Zul. Gesamtgewicht: 2.200 kg

Text: Gerhard Prien; Foto: © Andreas Kühlken

Text: / handwerksblatt.de

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