Baudenkmalpfleger Roland Schulze (2.v.l.) hat sich die letzten 20 Jahre fast jedes Wochenende dafür eingesetzt, zwei zwei Architekturdenkmäler in Potsdam vor dem Verfall zu retten. Natürlich nicht alleine, sondern im Team mit mit hunderten Handwerkern und Bürgern der Landeshauptstadt. (Foto: © Andreas Klaer)

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"Die Retter der Denkmäler"

Zusammen mit hunderten Handwerkern und Bürgern wurden unter der fachlichen Leitung von Roland Schulze zwei bedeutende Baudenkmäler in Potsdam ehrenamtlich vor dem Verfall bewahrt.

Gegenüber des Parks Sanssouci liegt der Winzerberg. Eine beeindruckende Terrassenanlage im Potsdamer Weltkulturerbe. Seit 1763 wurde die Anlage zum königlichen Weinanbau genutzt, später ist sie verfallen, war als Totalruine sogar abgesperrt. Dass sich hier neuerdings Studenten bei Konzerten treffen, Potsdamer Bürger und Touristen das restaurierte Triumphtor fotografieren und die alten Rebsorten bewundern können, das hier Weinverkostungen stattfinden, das alles haben sie ehrenamtlichen Handwerkern rund um den Potsdamer Baudenkmalpfleger Roland Schulze zu verdanken.

Vom Lehrling über den Meister bis hin zum Rentner - alle haben geholfen

Foto: © Andreas KlaerDie letzten zwölf Jahre hat der erfolgreiche Unternehmer, einer der gefragtesten Experten in der Baudenkmalpflege in der Region, nahezu jedes Wochenende damit verbracht, das Architekturdenkmal wieder in seiner alten Schönheit erstrahlen zu lassen. Natürlich nicht alleine. "Etwa 1.400 freiwillige Helfer haben da mitgemacht", erzählt Roland Schulze. Dafür haben er und viele Bürger aus Potsdam und Umgebung im Jahr 2005 den Bauverein Winzerberg gegründet. "Wir haben uns hier zusammengeschlossen, um ohne Zeitnot und ohne Druck das Objekt wieder aufzubauen", berichtet der 60-Jährige. "Wir Unternehmer sind in der Stadt gut vernetzt und treffen unsere Vereinbarungen noch per Handschlag."

7.500 Potsdamer Bürger haben das Projekt unterstützt

Auch auf Großsponsoren habe man bewusst verzichtet, sondern auf Unterstützung aus der Bevölkerung gesetzt. "7.500 Menschen haben Foto: © Bauverein e.V. K. Wolfsich beteiligt", erzählt Schulze. Schüler haben am Winzerberg Praktika gemacht, Studenten ihre Diplomarbeit geschrieben, Lehrlinge aus Deutschland und Polen haben hier Mauern und Putzen gelernt oder ein Berufsfindungsjahr gemacht. "Frage nicht, was die Stadt für Dich tun kann, sondern frage Dich, was Du für Deine Stadt tun kannst." Dieser Spruch, angelehnt an ein Zitat von John F. Kennedy, habe die Freiwilligen angetrieben, berichtet der Unternehmer.

Ausgezeichnet mit EU-Kulturerbepreis

Natürlich freut man sich nach dem jahrelangen Einsatz auch über besondere Ehrungen: Am 22. Juni wurde der Bauverein Winzerberg im Beisein des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit Europäischen Kulturerbepreis "Europa Nostra Award 2018" ausgezeichnet. Die Jury hat besonders gewürdigt, dass bei der Rekonstruktion der Anlage die örtliche Bevölkerung eingebunden wurde: "Das Projekt stellt ein ausgezeichnetes Beispiel für eine Initiative 'von unten' dar, deren Hauptfinanzierungsquelle sich aus einer Vielzahl von Beiträgen Einzelner speist."

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Wiederaufbau der Angerkirche

Foto: © Bauverein e.V. A. StiebitzDer Winzerberg ist übrigens nicht das erste Architekturdenkmal, das Potsdams Handwerker vor dem Verfall und dem Vergessen gerettet hat. Von 1998 bis 2005 hat ein Förderverein für den Wiederaufbau der Kirche am Neuendorfer Anger gesorgt. Der oktogonale Zentralbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts war eine Ruine, bevor die engagierten Bürger den Wiederaufbau in Eigenregie beschlossen hatten. Seit 13 Jahren finden wieder Gottesdienste, Hochzeiten und Taufen statt.

Für alle Helfer der beiden Projekte heißt es nach 20 Jahren erst einmal durchatmen und das Ergebnis genießen. Sicherlich auch bei einem Glas Wein am Winzerberg oder einem Konzertbesuch in der Angerkirche.  

Text: / handwerksblatt.de

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