Wir müssen vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation unterstützen", sagt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. (Foto: © Peter Bernik/123RF.com)

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Der Mittelstand hat noch Aufholbedarf

Betriebsführung

Kleine und mittlere Unternehmen in Nordrhein-Westfalen haben bei der Nutzung digitaler Techniken noch Luft nach oben. Das ergab eine aktuelle Studie.

Die digitale Transformation der mittelständischen Betriebe in Nordrhein-Westfalen steht noch am Anfang. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Sparkassenverband Westfalen-Lippe in Auftrag gegebene Studie zum Stand der Digitalisierung in NRW. Nötig seien vorstrukturierte Unterstützungsmöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die möglichst flächendeckend angeboten werden, empfehlen die Autoren von der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld. Sie hat in Zusammenarbeit mit dem Sparkassenverband den Digitalisierungsstand von KMU in NRW im Frühjahr dieses Jahres gemessen.

Je kleiner ein Unternehmen ist, desto geringer sei der Digitalisierungsstand. "Während die größeren Mittelständler hier also als teilweise digitalisiert anzusehen sind, sind die kleineren Mittelständler wie auch die Kleinunternehmen eher wenig digitalisiert, wobei die kleinen Mittelständler in der Regel weiter sind als die Kleinunternehmen", heißt es in der Studie. Die meisten kleinen Betriebe hätten auch keine digitale Strategie, größere mittelständische Unternehmen hätten sich zumindest teilweise einen Plan zurechtgelegt.

Handwerk mit Schwächen im Bereich Einkauf und Logistik

Das Handwerk sei im Vergleich mit anderen Branchen in den Bereichen Datenverarbeitung und -nutzung, IT-Sicherheit, Marketing und Vertrieb sowie personelle Zusammenarbeit ähnlich aufgestellt. Schwächen gegenüber der Industrie gibt es zum Beispiel im Bereich Einkauf und interne Logistik. Dafür ist das Handwerk bei der Digitalisierung der Leistungserstellung weiter. "Branchenübergreifend finden kaum Qualifizierungsmaßnahmen in Bezug auf die Digitalisierung statt", so die Wissenschaftler. Nur zwei Prozent der Unternehmen gaben an, ihre Mitarbeiter aktiv durch Schulungsmaßnahmen auf die Digitalisierung vorzubereiten.

Die größten Digitalisierungspotenziale für Betriebe erkennen die Autoren im Bereich der Wertschöpfung. "Dafür benötigen Unternehmen eine gut ausgebaute digitale Infrastruktur in den Regionen. Der Breitbandausbau muss damit weiter ausgebaut vorangetrieben werden", empfehlen sie. Die Betriebe selbst müssten sich über technische Möglichkeiten und ihren Nutzen informieren und bereit sein, Geld in neue Technik und auch in Digitalfachkräfte zu investieren. Allerdings gebe es davon nicht genug. Deshalb müssten Möglichkeiten der Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter geschaffen werden.

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Kooperationen nachhaltig fördern

Damit der kleine, weniger digitalisierte Mittelstand nicht weiter an Boden verliert, müssten Kooperationen von kleinen mittelständischen Unternehmen nachhaltig gefördert werden. "Kompetenzzentren bieten hier einen ersten Ansatzpunkt, werden momentan jedoch nur selten als Ansprechpartner genutzt. Vor allem sollte hier eine Zusammenarbeit der Förderer der Digitalisierung mit den Verbänden und Branchennetzwerken erfolgen, da die Unternehmen hier den Zugang zu der Thematik suchen." Die Entwicklung der Digitalisierung sollte in den Betrieben sowie den verschiedenen Branchen beobachtet werden. Ein Monitoring könne hier helfen, Förderbedarfe zu erkennen.

"Die Studie belegt: Wir müssen vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation unterstützen", sagt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. Notwendig seien flächendeckende Beratungs- und Förderangebote. "Daran müssen wir gemeinsam mit Kammern, Fachverbänden, Banken und Wissenschaft arbeiten." In den Bereichen Beratung und beim fehlenden Fachpersonal soll das Förderprogramm "Mittelstand.innovativ!" eine unternehmensspezifische Hilfe sein. Im Rahmen des Programms stehen die Förderinstrumente "Innovationsassistent" und der "Innovations- und Digitalisierungsgutschein" zur Verfügung. Die Landesregierung verdoppelt die Mittel für dieses Programm auf sieben Millionen Euro pro Jahr.

Text: / handwerksblatt.de

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