Der ländliche Raum bekommt Unterstützung von höchster Stelle. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung des  Zukunftsforums Ländliche Entwicklung mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Hermann-Josef Thoben, Vorstandsvorsitzender der Akademie für die ländlichen Räume Schleswig-Holstein e.V..

Der ländliche Raum bekommt Unterstützung von höchster Stelle. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung des Zukunftsforums Ländliche Entwicklung mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Hermann-Josef Thoben, Vorstandsvorsitzender der Akademie für die ländlichen Räume Schleswig-Holstein e.V.. (Foto: © Messe Berlin GmbH)

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Ländlicher Raum: Als Standort unverzichtbar

Unternehmen auf dem Land brauchen unbedingt Glasfasernetze und 5G-Mobilfunkversorgung, Gewerbeflächen und Förderprogramme. Das Aktionsbündnis "Leben auf dem Land" will was bewegen.

Das Bündnis "Leben auf dem Land", dem auch das Handwerk angehört, will unter dem Motto "regional vernetzt, gemeinsam stark" die ländlichen Räume stärken. Auf der Grünen Woche haben die Bündnispartner ihr Kommuniqué vorgestellt.

Die Partner fordern darin unter anderem:

  • Der Ausbau des Glasfasernetzes und der Aufbau der 5G-Mobilfunkversorgung soll in den ländlichen Räumen vorangetrieben werden.
  • Die Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" sollte rasch zu ersten belastbaren Ergebnissen gelangen. Hier erwartet das Bündnis insbesondere Festlegungen zur Weiterentwicklung von Fördermechanismen, zur Dezentralisierung von Verwaltungs- und Hochschuleinrichtungen und zur nachhaltigen Finanzierung von Infrastruktur in der Fläche.
  • Ländliche Räume brauchen bessere Förderinstrumente; so sollen die EU-Fördermechanismen entsprechend weiterentwickelt und insbesondere die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz soll verbreitert werden.
  • Die Finanzausstattung der Kommunen soll so gestaltet werden, dass diese die Standorte attraktiv halten können etwa durch gezielte Investitionen u.a. in Bildungseinrichtungen, Gesundheitsinfrastruktur.
  • Regionale Mobilitätsangebote sollen dem Bedarf der Menschen auf dem Land flexibel angepasst; für den Schienenverkehr soll ein umfassendes Förderprogramm aufgelegt werden.
  • Initiativen zur Rückwanderung und zum Zuzug sollen entwickelt und unterstützt werden.

57 Prozent der Deutschen leben auf dem Land  

Die Spitzenvertreter des Aktionsbündnisses Leben auf dem Land haben in Berlin ein gemeinsames Kommuniqué vorgestellt. Foto: © BMEL/Thomas Trutschel/photothek.netDie Spitzenvertreter des Aktionsbündnisses Leben auf dem Land haben in Berlin ein gemeinsames Kommuniqué vorgestellt. Foto: © BMEL/Thomas Trutschel/photothek.net

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner betonte beim Treffen des Aktionsbündnisses "Leben auf dem Land", dass 57 Prozent der Deutschen auf dem Land wohnen, das rund 90 Prozent unserer Fläche ausmacht: "Der ländliche Raum ist unser Motor, er steckt voller Innovation und Dynamik. Vor allem ist er Heimat für die Mehrheit der Bevölkerung. Sie fühlen sich wohl in ihren Dörfern und Gemeinden, brauchen aber auch die passenden Rahmenbedingungen, um nicht abgehängt zu werden. Moderne Infrastruktur, Digitalisierung, das Ehrenamt, die Nahversorgung und gute Standortfaktoren für Unternehmen gehören dazu.

Zum Aktionsbündnis "Leben auf dem Land" gehören das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der Deutsche Landkreistag (DLT), der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Ihr sei keine Gießkannenpolitik wichtig, sondern passgenaue Lösungen. Klöckner: "Und niemand weiß besser, wo die Stärken und Schwächen einer Region liegen als die, die vor Ort sind. Deshalb gehen wir mit genau diesen Partnern das Aktionsbündnis ein."

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Jeder im Bündnis bringe seine Erfahrungen und Ideen mit. "Wir wollen Vernetzung und neue Blickwinkel erreichen. Uns geht es um neue Impulse für eine gute Entwicklung des ländlichen Raums, um Lebensqualität für alle, die gerne dort leben."

Digitale Infrastruktur ist Standortfaktor der Zukunft

Die meisten Handwerksbetriebe sind auf dem Land angesiedelt. Für das Handwerk ist die Stärkung der ländlichen Räume deshalb ein zentrales Zukunftsthema. Dazu erklärte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer: "Für das Handwerk sind die ländlichen Räume als Standorte für hunderttausende Betriebe unverzichtbar Handwerker bilden dort aus, beschäftigen Menschen, sichern maßgeblich die Versorgungsstrukturen."

Handwerksunternehmen, wie die Bäckerei & Konditorei Plentz aus Brandenburg, brauchen verlässliche Strukturen auf dem Land. Die Bäckerei ist seit 1877 in Familienhand und soll auch eine sichere Zukunft haben. Foto: © Messe Berlin GmbHHandwerksunternehmen, wie die Bäckerei & Konditorei Plentz aus Brandenburg, brauchen verlässliche Strukturen auf dem Land. Die Bäckerei ist seit 1877 in Familienhand und soll auch eine sichere Zukunft haben. Foto: © Messe Berlin GmbH

Um die ländlichen Räume als Lebens- und Arbeitsorte zu sichern, sei vor allem eine flächendeckende digitale Infrastruktur ein unabdingbarer Zukunfts-Standortfaktor, betonte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Daher müsse der Ausbau des Glasfasernetzes sowie der Aufbau der 5G-Mobilfunkversorgung vorangetrieben werden, um eine digitale Spaltung des Landes zu verhindern." 

Bessere Förderinstrumente

Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, fordert verbesserte Förderinstrument. "Dem dient insbesondere eine entsprechend verbreiterte Gemeinschaftsaufgabe ‚Agrarstruktur und Küstenschutz‘. Darüber muss Ende Januar 2019 im Vermittlungsausschuss entschieden werden. Die Länder haben im Sommer 2018 im Bundesrat mit 16:0 Stimmen einen entsprechenden Beschluss gefasst."

Nicht nur digital, auch real muss man erreichbar sein

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Dr. Gerd Landsberg möchte schnell konkrete Maßnahmen. "Ohne die Weiterentwicklung von Fördermechanismen und nachhaltiger Infrastrukturfinanzierung ist kein echter Mehrwert für die ländlichen Räume zu erwarten. Das gilt ebenso für eine am Bedarf orientierte Mobilität: Lebensqualität und wirtschaftliche Prosperität hängen schon jetzt und in Zukunft essentiell von der realen und der digitalen Erreichbarkeit ab."

Nachwuchs und Fachkräfte für das Land begeistern

Dr. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages,  möchte mit dem Aktionsbündnis ein Signal für eine erfolgreiche Zukunft der Unternehmen in den ländlichen Regionen setzen. "Ein Schwerpunkt unserer Arbeit muss sein, Nachwuchs und Fachkräfte wieder stärker für die Perspektiven auf dem Land zu begeistern. Das ist entscheidend für den Fortbestand vieler Betriebe (...)" 

Folgende Schwerpunkte setzt das Aktionsbündnis:

- Regionale Wertschöpfung unterstützen: Es sollen unter anderem in Pilotvorhaben neue Instrumente zur Standortentwicklung erprobt werden. 
- Ehrenamtliche Strukturen stärken: Ziel ist es, in den Landkreisen hauptamtliche Begleitstrukturen für das Ehrenamt in ländlichen Räumen aufzubauen bzw. zu stärken.  
- Fachkräfte für Wirtschaft in ländlichen Räumen gewinnen und halten: Gerade weil auf dem Land viele Weltmarktführer zuhause sind, soll das Projekt helfen, Regionen attraktiv für Fachkräfte zu gestalten.
- Multifunktionale Nahversorgung sichern: Hier geht es um innovative Konzepte zur Nahversorgung in der Fläche, die interkommunal und regional abgestimmt sind.
Quelle: BMEL; ZDH

Steinmeier: "Internet ist wie Strom und Wasser"

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hob bei seinem Messerundgang auf der Grünen Woche die Bedeutung der ländlichen Räume hervor. Der Bundespräsident hat dabei die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in städtischen und ländlichen Räumen eingefordert. Dazu sei flächendeckendes schnelleres Internet unabdingbar, sagte er beim Zukunftsforum Ländliche Entwicklung. Bei der Einführung des 5G-Mobilfunkstandards in Deutschland dürfe der ländliche Raum nicht wieder abgehängt werden, warnte Steinmeier. Über die schleppende Einführung der Breitbandversorgung "lamentieren wir jetzt schon viel zu lange", sagte er.  Niemand käme auf die Idee, wegen der demographischen Entwicklung die Versorgung eines kleinen Dorfes mit Strom und Wasser einzustellen: "Internet ist wie Strom und Wasser", und wer zukunftssichere Arbeitsplätze auf dem Land wolle, brauche schnelles Internet nicht nur in den Wohnungen, sondern auch auf dem Feld. "Landwirtschaft und Lasertechnik, Marktplatz und Weltmarkt müssen kein Widerspruch sein."

Text: / handwerksblatt.de

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