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Handwerk für ein Europa in "Vielfalt zusammen"

Europawahl: Wie das Handwerk zu der Europäischen Union (EU) steht, wollte die HWK Münster wissen. Das Ergebnis: Handwerker sind überzeugte Europäer.

Handwerker sind überzeugte Europäer, aber sehen noch Verbesserungsbedarf bei den Aktivitäten der Europäischen Union (EU) für kleine und mittlere Unternehmen: Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster, an der 111 Betriebe aus dem Bezirk der Handwerkskammer teilnahmen. Präsident Hans Hund formulierte bei der Vorstellung der Ergebnisse in einem Pressegespräch auch Wünsche für ein "Europa in Vielfalt zusammen".

Laut Umfrage ist der Anteil der EU-Befürworter im Handwerk mit 84 Prozent etwas größer als im Bevölkerungsdurchschnitt, wo er laut dem Europäischen Parlament 81 Prozent erreicht.

Foto: © Teamfoto Marquardt89 Prozent der Befragten sagen, die EU ist gut für die deutsche Wirtschaft insgesamt. Auf die Frage, ob sich die Mitgliedschaft Deutschlands in der EU auch positiv auf das deutsche Handwerk als Teil der kleinen und mittleren Unternehmen auswirkt, fiel der Grad der Zustimmung mit 65 Prozent aber deutlich geringer aus.

Als EU-Bürger schätzen auch Handwerker Vorteile wie dauerhaften Frieden, die Bündelung der politischen Interessen, die Schaffung und den Erhalt einer weltoffenen Kultur und so weiter. 91 Prozent schreiben der EU diese positiven Auswirkungen zu.

Das Handwerk profitiert von der EU

Auch das Handwerk im Kammerbezirk Münster verdanke der Europäischen Union sehr viel und profitiere von ihr. Aber wenn Europa die Menschen mitnehmen wolle, müsse es Lösungen schaffen, die vor Ort passten, forderte Hund. "Wir brauchen keine neuen Probleme durch Bürokratiemonster und Harmonisierungskraken, die über das Ziel hinausschießen."

Hund fasste die Wünsche des Handwerks für eine Europäischen Union in Vielfalt zusammen: Risikominimierung und Strukturreformen zur Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion; eine Konzentration auf die großen, gemeinsamen Herausforderungen, ohne funktionierende Einheiten der Nationalstaaten außer Kraft zu setzen; die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen; Fachkräftesicherung durch Intensivierung des dualen Systems der Berufsbildung und der Höheren Berufsbildung; praxisgerechte Klima- und Umweltpolitik und Spielräume für Bürger und die Wirtschaft der Regionen.

"Der Binnenmarkt mit der Freizügigkeit von Personen und dem freien Verkehr von Waren ist auch im Kammerbezirk Münster Fakt", ergänzte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz: 9 Prozent der Alleininhaber von Handwerksbetrieben im Kammerbezirk besitzen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die Hälfte davon kommt aus dem Gebiet der Europäischen Union. Größte Gruppen sind Polen, Niederländer und Rumänen.

Vorteile des EU-Binnenmarktes erschließen

Das Handwerk der Region bildet zurzeit Auszubildende aus 90 Nationen aus. 1.780 Lehrlinge haben einen ausländischen Pass. Die Staatsangehörigkeit eines anderen EU-Landes bringen 12 Prozent der ausländischen Lehrlinge mit.

Die Handwerkskammer Münster hilft den Betrieben im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region, die Vorteile des EU-Binnenmarktes zu erschließen. "Es gibt noch viel ungenutztes Potenzial", ist Banasiewicz sicher. 9 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster erwirtschaften einen Teil des Umsatzes im Ausland, durchschnittlich 13 Prozent der Erlöse. Außenwirtschaftsexperten der Handwerksorganisationen schätzen das Exportpotenzial auf 14 Prozent der Betriebe ein. Es sind derzeit vor allem die Größeren, die den Schritt aufs internationale Parkett tun. Eine Affinität zum Auslandsgeschäft haben besonders Zulieferer und Ausbaugewerke.

Außenwirtschaftsberatung

Die Außenwirtschaftsberatung der Kammer unterstützt alle Handwerksbetriebe, die sich für den Export ihrer Leistungen interessieren oder ihn ausweiten wollen oder bei Problemen Rat suchen. 2018 haben 131 Betriebe diesen Service wahrgenommen. Die Hauptzielländer in den Beratungen waren die Niederlande, Luxemburg und die Schweiz. 12 Betriebe interessierten sich für Asien und 3 für die USA.

Auslandspraktika 

Das zweite HWK-Sprungbrett über Grenzen hinweg ist ihre Kontaktstelle Ausland. Sie unterstützt Auszubildende und Handwerksbetriebe bei der Organisation von Auslandspraktika und bei der Beantragung finanzieller Fördermittel. Die Kammer organisiert zudem regelmäßig Lehrlingsaustausche mit einer Berufsschule in Norwegen.

Im vergangenen Jahr gingen 247 Anfragen ein. Die Kontaktstelle führte 461 Betriebsberatungen zu berufsbezogenen Auslandsaufenthalten durch. Das Interesse daran nimmt messbar zu. Machten vor 3 Jahren noch 5 Prozent aller Handwerkslehrlinge ein Auslandspraktikum, vor allem in Europa, konnten im vergangenen Jahr schon 6 Prozent diese Chance nutzen. "Wir wünschen uns noch mehr Auszubildende und Ausbildungsbetriebe, die die Vorteile erkennen und wahrnehmen", so Banasiewicz.

Text: / handwerksblatt.de

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