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Mit Aktien für den Ruhestand vorsorgen!

Die dauerhaft niedrigen Zinsen erweisen sich immer mehr als tickende Zeitbombe. Handwerksunternehmer sollten ihre finanzielle Altersabsicherung überdenken.

Bei den Zentralbanken der wichtigen Industrienationen scheint es nach wie vor keine große Rolle zu spielen, wie Unternehmer ihre spätere finanzielle Altersvorsorge sicherstellen können. Wie ist sonst die kaum mehr zu vermittelnde anhaltende Niedrigzinspolitik zu erklären, bei der Anlagezinsen nahe der "Nulllinie" längst als normal gelten? Hier tickt jedenfalls eine sprichwörtliche Zeitbombe, über die sich betroffene Unternehmer nicht immer im Klaren sein dürften.

Realistische Bestandsaufnahme nötig

Wer die Finanzen für den Ruhestand plant, sollte deshalb mit einer realistischen Bestandsaufnahme beginnen. Dazu gehören sämtliche bisher möglicherweise erworbenen Ansprüche: Gesetzliche Rentenansprüche und Forderungen aus einer betrieblichen Förderung aus Zeiten als Arbeitnehmer sind ebenso wichtig wie oft bereits vor Jahrzehnten abgeschlossene Lebens- oder Rentenversicherungen.

Immobilien sollten bei Rentenbeginn schuldenfrei sein

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Die Versicherungsunternehmen erstellen regelmäßig eine Bestandsmitteilung. Diese Werte sind eine erste Orientierung für die Bestandsaufnahme. Sie sollte um realistische Vorhersagen der jeweiligen Finanzdienstleister über die späteren Auszahlungsbeträge ergänzt werden. Dazu sind konservative Wertentwicklungsansätze ohne sprichwörtliches Schönrechnen wichtig, um die eigenen Sparziele später nicht berichtigen und gegebenenfalls teuer nachfinanzieren zu müssen.

Natürlich gehören auch Immobilien – selbst genutzt oder als Renditeobjekte vermietet – zu den Bausteinen finanzieller Altersvorsorge. Soweit möglich sollten sie bis zum späteren Rentenbeginn vollständig entschuldet sein. Außerdem ist die Bildung einer angemessenen Liquiditätsreserve sinnvoll, um anfallende Renovierungsmaßnahmen auch zukünftig möglichst ohne Bankkredit finanzieren zu können.

Schuldenfreie Immobilien und Vermögenswerte sind bei Unternehmern aber keineswegs die Regel. Vielmehr reichen meistens die finanziellen Rücklagen nicht aus, um den heutigen Lebensstandard halten zu können, weil Liquidität bekanntlich immer wieder in den Betrieb investiert wird. Eine eigene zusätzliche Altersvorsorge ist also oftmals zwingend erforderlich.

Spekulative Anlageformen für den Vermögensaufbau?

Dazu spielt die Risikobereitschaft des Unternehmers eine wesentliche Rolle bei den jeweiligen Anlageentscheidungen. Wer beispielsweise von Aktien oder Investmentfonds nicht überzeugt ist, sollte seine Zweifel zumindest überdenken. Denn ohne spekulativere Anlageformen wird ein Vermögensaufbau in absehbarer Zukunft kaum mehr möglich sein. Dem eigenen Sicherheitsbedürfnis kann man Rechnung tragen, in dem der Spekulationsanteil im Laufe der Jahre angepasst wird.

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Sinnvoll ist darüber hinaus eine gründliche und vor allem regelmäßige Prüfung der ursprünglich festgelegten Anlageziele. Zumindest zwei Mal im Jahr sollte der jeweilige Vermögensstand einschließlich jeder einzelnen Anlageposition daher aktualisiert und überdacht werden. Dabei kann der Steuerberater helfen. Die eigene Hausbank bzw. andere Finanzpartner sollten ebenfalls um ihre (hoffentlich weitgehend objektive) Meinung gebeten werden.

Das "Magische Dreieck" der Geldanlage

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Das "Magische Dreieck" ist ein wichtiger Anlagegrundsatz. Dabei geht es um die drei wesentlichen Faktoren einer Geldanlage: Sicherheit, Verzinsung und Verfügbarkeit. Die Magie liegt darin, dass es nahezu unmöglich ist, diese drei Faktoren unter einen gemeinsamen Hut zu bringen. Das heißt, das zum Beispiel ein nicht marktgerechter, zu hoher Zinssatz grundsätzlich zu Lasten der Sicherheit der jeweiligen Geldanlage geht. Wer über sein Geld kurzfristig verfügen will, muss bereit sein, auf höhere Zinssätze zu verzichten, die in der Regel nur bei längeren Laufzeiten möglich sind.

Investoren und Sparer, die sich mit diesen Zusammenhängen und gegenseitigen Abhängigkeiten auseinandersetzen, können zumindest die Grundlagen für ein kaufmännisch sinnvolles Anlageverhalten schaffen.

Checkliste: Diese Punkte sollten Sie mit Ihrem Finanzdienstleistern rechtzeitig klären!

  1. Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Anlageberater in Ihrem Risikoprofil unmissverständlich fest, inwieweit Sie bereit sind zu spekulieren;
  2. Machen Sie deutlich, dass Sie auf ausgewogene Angebote Wert legen, die keinesfalls nur jene Anlageprodukte betreffen, die zum Beispiel Ihre Bank aus ihren eigenen Beständen loswerden möchte. Es ist längst möglich, die eigene Angebotspalette auch um (gute) Produkte von Mitbewerbern zu ergänzen;
  3. Regeln Sie verbindlich, welche Kosten Ihnen vor allem für die jeweiligen Transaktionen (Käufe und Verkäufe) und für die Verwahrung und Verwaltung Ihrer Vermögenswerte berechnet werden. Es kann hilfreich sein, aus Kostengründen über ein (Zweit-)Konto und Wertpapierdepot bei einer Direktbank nachzudenken;
  4. Vergessen Sie nicht den Zusammenhang zwischen hohen Zinssätzen beziehungsweise Wertentwicklungen und dem damit einhergehenden
  5. höherem Risiko. Das gilt selbstverständlich auch für die Anbieter, mit denen Sie zusammenarbeiten. Lassen Sie sich also klar und verbindlich mögliche Risiken gerade von Geldanlagen aufzeigen, die Ihnen als außerordentlich lukrativ angeboten werden.

Der Autor Michael Vetter ist Wirtschaftsberater mit dem Schwerpunkt Banken

Text: / handwerksblatt.de

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