Für Benjamin Stocksiefen war der Nachfolgeprozess, der bis Anfang 2020 andauerte, ein langer Weg mit einigen Hindernissen und Hürden.

Für Benjamin Stocksiefen war der Nachfolgeprozess, der bis Anfang 2020 andauerte, ein langer Weg mit einigen Hindernissen und Hürden. (Foto: © privat)

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Nachfolge gemeistert, Buch geschrieben

Generationswechsel: In seinem ersten Buch erzählt Zimmermeister Benjamin Stocksiefen, der in vierter Generation ein Holzbauunternehmen übernommen hat, von seiner Liebe zum Holz und der Firmenübernahme. 

Manchmal lässt sich Benjamin Stocksiefen in seinen Bürostuhl fallen und holt ein kleines Stück Holz aus seiner Schreibtischschublade. Auch wenn der Geruch von frischem Holz verflogen ist, allein das Gefühl erinnert ihn an seine Kindheit, als er stundenlang durch Dachstühle geklettert ist – an der Seite seines Vaters Heiner Stocksiefen. Der leitet den 1945 gegründeten Zimmereibetrieb in Niederkassel zwischen Köln und Bonn seit 1989 in dritter Generation. Inzwischen ist auch Benjamin Stocksiefen in die Geschäftsführung eingestiegen. 2012, nach der Meisterschule, begann der Nachfolgeprozess, der bis Anfang 2020 andauerte. Es war für Vater und Sohn ein langer Weg mit einigen Hindernissen und Hürden.

Zitat Wenn man seinen eigenen Weg geht, dann wird das Ganze auch erfolgreich. Benjamin Stocksiefen, Zimmermeister und Autor.

Unterschiedliche Sichtweisen bei der Führung, Ausrichtung und Weiterentwicklung des Unternehmens

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Unterschiedliche Sichtweisen bei der Führung, Ausrichtung und Weiterentwicklung des Unternehmens galt es zu bewältigen. Dazu kamen die typischen Rollenerwartungen von Eltern an ihre Kinder, die auch in Nicht-Unternehmerfamilien oft zu Streit führen. Auch die Akzeptanz im Team – aus dem Sohn des Chefs wird ein Vorgesetzter – musste erst erarbeitet werden.  

Am Ende ist es harmonisch ausgegangen. Benjamin Stocksiefen, der inzwischen selbst Vater einer dreijährigen Tochter ist, führt die Holzbau Stocksiefen GmbH heute gemeinsam mit seinem Vater als Geschäftsführer "auf Augenhöhe".

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Zum Team gehören noch Michael Stocksiefen, Bruder von Heiner Stocksiefen, und sieben Angestellte. Vater und Sohn haben sich auf ihrem Weg zur gemeinsamen Firmenleitung eingestanden, dass jeder eine eigene Persönlichkeit mit unterschiedlichen Stärken mitbringt, die er nun im Unternehmen ausleben kann. 

Nicht jeder muss alles können

Während Benjamin Stocksiefen für Vertrieb und Kundenbetreuung zuständig ist, kümmert sich sein Vater um die technische Umsetzung und sein Onkel um Marketing und Buchhaltung. "So ist das heute sauber unter uns dreien aufgeteilt und jeder Einzelne hat Spaß in seinem Bereich", meint Benjamin Stocksiefen.

"Wir mussten erst lernen, dass nicht jeder alles können muss. Wenn man aber seinen eigenen Weg geht, dann wird das Ganze auch erfolgreich." Coaches und Mentoren haben den Handwerkern auf ihrem Weg dahin geholfen. Am Ende hat der Junior-Geschäftsführer seine eigene Handschrift und Visionen in die Firma einbringen können. 

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Ausbau zum führenden Anbieter von Holzhäusern

Benjamin Stocksiefen ist im Unternehmen nun für Vertrieb und Kundenbetreuung zuständig. Foto: © privatBenjamin Stocksiefen ist im Unternehmen nun für Vertrieb und Kundenbetreuung zuständig. Foto: © privat

Aus dem klassischen Zimmereibetrieb, der früher in erster Linie auf Dachstühle und Carports spezialisiert war, will der Junior-Chef das Unternehmen zum führenden Anbieter von Holzhäusern in seiner Heimatregion, dem Rheinland, ausbauen. Holz ist für den Zimmermeister das Baumaterial der Zukunft. "Ich möchte den Baustoff Holz im Rheinland etablieren. Damit unsere Kinder ein gutes Leben haben."

Und weil der 33-Jährige nebenbei gerne erzählt und der kommunikative Typ in der Familie ist, hat er sich hingesetzt und seine Geschichte und Persönlichkeitsentwicklung detailliert und bildreich aufgeschrieben. In erster Linie für seine Tochter, aber auch für andere Nachfolger im Handwerk, die vor einer ähnlichen Situation stehen oder sich mitten in einem Nachfolgeprozess befinden.

"Die Feels Wood Story: Wie Holz dabei hilft, ein nachhaltiges und erfülltes Leben zu führen" heißt sein Buch, für das er mithilfe eines Co-Autors alle seine Notizen und Gedanken zusammengebracht hat. 

Inzwischen hält Benjamin Stocksiefen auch Vorträge über seine Erfahrung bei der Betriebsübergabe. Zum Beispiel an seiner "alten" Meisterschule in Kassel oder der Seminarreihe von Sven Schöpker "Mission geiles Handwerk".  Stocksiefens Botschaft an die Handwerker ist, dass sie sich damit auseinandersetzen, was sie wirklich wollen. "Klar möchte man den elterlichen Betrieb übernehmen oder – wie in meinem Fall – was mit Holz machen. Aber was genau an der Arbeit macht einem eigentlich Spaß? Möchte man handwerklich in der ersten Reihe stehen oder hat man vielleicht mehr Spaß am Umgang mit den Kunden?" Das darf und sollte jeder für sich entscheiden, findet der Unternehmer. "Man muss heute nicht mehr alles selbst machen."

BUCHTIPP

Foto: © Benjamin StocksiefenFoto: © Benjamin Stocksiefen

Benjamin Stocksiefen
Die Feels Wood Story: Wie Holz
dabei hilft, ein nachhaltiges und
erfülltes Leben zu führen
152 Seiten, 9,90 Euro
Zu bestellen im vh-buchshop.de

 

 

Text: / handwerksblatt.de

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