Handwerkszeug

Damit das Handwerk sich weiterhin selbst verwalten kann, braucht es ehrenamtliches Engagement. Das Projekt PerSe stattet die Ehrenämtler mit dem notwendigen Handwerkszeug aus. (Foto: © Oleg Dudko/123RF.com)

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Selbstverwaltung im Handwerk stärken

Das Projekt "PerSe – Perspektive Selbstverwaltung" soll mehr Menschen Lust aufs Ehrenamt machen und damit die Selbstverwaltung im Handwerk stärken.

"Die Selbstverwaltung lebt vom Engagement der Mitglieder, aber leider wird es offenbar immer schwieriger, Menschen für ehrenamtliche Mitarbeit in den Kammern zu gewinnen", sagt Iris Gleicke, parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie. Das Projekt "PerSe– Perspektive Handwerk" wolle deshalb zur Weiterentwicklung und zur Attraktivität des bewährten Kammersystems beitragen. Der Auftakt des Bildungsprojekts zur Stärkung der Selbstverwaltung im Handwerk fand kürzlich im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) in Berlin statt.


Das BMWI fördert das Projekt in den nächsten drei Jahren mit über 1,5 Millionen Euro. Es ist ein Ergebnis des Branchendialogs Handwerk, der gemeinsam vom BMWI, vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) 2015 ins Leben gerufen wurde. Das Projekt soll ehrenamtliches Engagement in der Selbstverwaltung fördern, um die Mitglieder fit für die Arbeit in den Kammern zu machen. Ziel sind Qualifizierungs-, Bildungs- und Beratungsstrukturen in der und für die Selbstverwaltung des Handwerks. Durchgeführt wird das Projekt vom Bundesarbeitskreis Verein Arbeit und Leben.

Vorgesehen sind rund 150 Maßnahmen, beispielsweise die Rekrutierung von neuen, bislang noch nicht aktiven Zielgruppen für eine ehrenamtliche Tätigkeit sowie der Aufbau von Mentoring-Angeboten für Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund. Berücksichtigt werden sollen auch die im BMWI-Branchendialog behandelten Themen wie interkulturelle Öffnung, demografischer Wandel und Digitalisierung. Bislang nehmen 29 Handwerkskammern an PerSe teil.

Kammern sind wichtigste Interessenvertretung des Handwerks

"Die Kammern sind ein Teil des Staates, sie werden von den Mitgliedern finanziert und sind die wichtigste Interessenvertretung des Handwerks", sagt Sabine Hepperle, Leiterin der Abteilung Mittelstandspolitik im BMWI. Die oft umstrittene Pflichtmitgliedschaft gewährleiste die Teilhabe aller, sie sei das Fundament für eine funktionierende und starke Selbstverwaltung. Holger Schwannecke, der Generalsekretär des ZDH, erklärt, Ziel sei auch, Arbeitnehmer und Arbeitgeber für das Engagement zu gewinnen und zu qualifizieren. Einerseits brauche der Staat kompetente Ansprechpartner, andererseits brauchen die Betriebe, die überwiegend unter zehn Mitarbeiter haben, die Vertretung.


Zu den größten Herausforderungen des Handwerks zählt der Fachkräftemangel. "Wir würden gerne wachsen, haben volle Auftragsbücher, bilden aus und suchen Azubis", sagt Corina Reifenstein, die Vizepräsidentin der Handwerkskammer Cottbus und Leiterin eines Bauunternehmens mit 50 Mitarbeitern. Der fehlende Nachwuchs macht nicht nur den Betrieben zu schaffen, sondern auch der Selbstverwaltung des Handwerks. Zudem finde in vielen Betrieben ein Generationenwechsel statt, doch auch viele geschäftsführende Meister finden keinen Nachfolger.

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Nachwuchs für das Handwerk gewinnen

Das Handwerk leistet mit 5,4 Millionen Beschäftigten, rund einer Million meist inhabergeführten Betrieben und über 530 Milliarden Euro Jahresumsatz einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftsstandort Deutschland. Um das Handwerk weiterhin auf Erfolgskurs zu halten, wurden vom BMWI, dem DGB und dem ZDH Maßnahmen zu den Themenfeldern Investitionen und Finanzierung, Fachkräfte und Beschäftigungssicherung sowie Digitalisierung vereinbart. Zur langfristig orientierten Kreditfinanzierung des Mittelstands sollen Bürgschaftsbanken und ihre Angebote weiter ausgebaut werden. Zur Stärkung von Liquidität und Eigenkapital der Betriebe sollen Abschreibungszeiträume angepasst werden.


Um Nachwuchs für das Handwerk zu gewinnen, soll das Interesse von jungen Menschen, von lernstarken und lernschwachen Jugendlichen, Frauen sowie von Menschen mit Migrationshintergrund beispielsweise durch Praktika gewonnen werden. Außerdem geht es darum, die Wertschätzung nicht akademischer Berufe zu erhöhen. In der gemeinsamen Erklärung heißt es: "BMWI, Handwerk und Gewerkschaften werden sich weiter gemeinsam auf europäischer Ebene für den Meisterbrief als qualifikationsgebundenen Berufszugang einsetzen." Um die Betriebe fit für die Digitalisierung zu machen, sollen sie fachlich unterstützt werden. Anlaufstellen sind Beratungsangebote in der Selbstverwaltung und Kompetenzzentren des Handwerks und des BMWI. Außerdem soll eine bessere Breitbandversorgung in ländlichen Gebieten die Teilnahme an der Digitalisierung sichern.


Projektstart PerSE: Das Handwerk ändert sich. Die Anzahl von Solo-Selbstständigen steigt, neben Kleinstbetrieben entstehen Handwerkskonzerne. Demografischer Wandel und Fachkräftemangel sorgen für weitere Herausforderungen. Das Bildungsprojekt zur Stärkung der Selbstverwaltung reagiert mit Seminaren, Workshops und Beratungen auf diese Entwicklungen. Ziel ist, Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu unterstützen, damit sie ihre Rolle in der Interessenvertretung wahrnehmen und den Strukturwandel im Handwerk begleiten und selbst gestalten. Das Projekt PerSe – Perspektive Selbstverwaltung wird bundesweit von dem Verein Arbeit und Leben, eine Fachorganisation der politischen und sozialen Jugend- und Erwachsenenbildung, durchgeführt. Bisher nehmen 29 Handwerkskammern te

Text: / handwerksblatt.de

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