Die Aida blu war das erste Kreuzfahrtschiff, dass mit einer Brauerei an Bord auf große Seereise ging. (Foto: © Aida Cruises)

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Braumeister auf dem Meer - mit der Aida unterwegs

Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Für die Braumeister auf hoher See ein wichtiger Segenswunsch. Denn ohne Meerwasser können sie kein Bier brauen.

Ferne Länder besuchen. Den Wind und die Wellen spüren und immer im selben Hotel schlafen. Das sind einige der Vorteile, die Kreuzfahrten immer beliebter werden lassen. Für Reisende auf den Aida-Schiffen kommt ein geschmackvoller Aspekt hinzu. Über alle Weltmeere hinweg produzieren Braumeister auf insgesamt sieben Schiffen ein köstliches Aida-Zwickel aus dem Hause Radeberger, das Hövels, nach dem Rezept der Dortmunder Brauerei, sowie wechselnde Aktionsbiere. Wie es zu diesem ungewöhnlichen Arbeitsplatz kam, erzählen Andreas Prien, leitender Braumeister auf allen AIDA-Schiffen, und Jens Berndt, Braumeister auf der AIDA Perla, dem Deutschen Handwerksblatt.

Die erste Brauerei auf hoher See

Bei jeder Fahrt wird ein Reisender zum Braushausbürgermeister gewählt. Der darf das erste Fass auf der Reise anstechen. Foto: © Aida CruisesBei jeder Fahrt wird ein Reisender zum Braushausbürgermeister gewählt. Der darf das erste Fass auf der Reise anstechen. Foto: © Aida Cruises

Die Idee entstand an einem geselligen Abend. "Wie das halt so ist, wenn man lustig zusammensitzt“, lacht Andreas Prien vergnügt über die gelungene Eingebung. Mit der Firma JBT, Joh. Albrecht Brautechnik, aus München gewinnt das Unternehmen den einzigen Anlagenbauer in ganz Deutschland, der eine Brauanlage an Bord eines Schiffs installieren kann. Das war im Jahr 2010. "Natürlich ist es schwer, die benötigten Mengen an Wasser auf den Reisen mitzuführen“, sagt Jens Berndt, seit 2016 auf dem Kreuzfahrtschiff. Bis zu 22.000 Liter Bier lagern in den Tanks.

Jedes Meerwasser eignet sich für ein Bierchen

Irgendwer kam auf die Idee, das für Bier so wichtige H2O aus der Nordsee, der Ostsee, dem Indischen Ozean oder dem Atlantik zu fischen. "Jedes Meerwasser eignet sich für ein schönes kühles Bierchen“, versichern die Experten, dass der Geschmack des Gerstensafts immer gleich lecker ist. Sobald das Schiff den Hafen verlässt, wird das Wasser auf offener See an Bord gesogen. Über eine Meerwasserentsalzungsanlage wird es im Maschinenraum komplett aufbereitet und in reines Brauwasser verwandelt. Die Filter sind so fein, dass auch noch so kleinste Kunststofffitzelchen komplett mit entsorgt werden. "Fische sind auch keine drin“, feixt Andreas Prien mit einem Augenzwinkern. Über Rohre gelangt das Wasser dann in die Brauerei, wo es unter Zugabe der Zutaten strikt nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wird.

Vorschriften strenger als an Land

Der Arbeitsplatz von Jens Bernd ist direkt in der Brauerei. Foto: © Aida CruisesDer Arbeitsplatz von Jens Bernd ist direkt in der Brauerei. Foto: © Aida Cruises

Einmal im Jahr führt Andreas Prien auf allen Schiffen ein Audit durch. Geprüft werden unter anderem die Wasserqualität oder die hygienischen Verhältnisse. Alles wird penibel unter die Lupe genommen. "Auf einem Schiff gelten sogar noch strengere Vorschriften als an Land“, versichert der Experte, dass es kaum einen Unterschied zwischen einer Brauerei an Land oder auf dem Wasser gibt. Außer bei hohem Seegang. "Bevor die Braumeister den Sud ansetzen, müssen sie daher zuerst das Wetter checken.“ Wer als Brauer auf einem Schiff anheuern möchte, der benötigt neben dem Meisterbrief ein sonniges Gemüt. Die Braumeister sind nämlich nicht nur für den Brauprozess allein verantwortlich. Jens Berndt und seine Kollegen sind ebenso als Entertainer im Einsatz. Am ersten Tag auf See findet auf der Brauhausbühne ein Interview mit dem Brauer statt. Ein Gast wird zum Brauhausbürgermeister gewählt und in einem Seminar erleben Gäste den kompletten Ablauf des Bierbrauens. Wer dann immer noch glaubt, dass die Brauerei reine Deko sei, dem nimmt Jens Berndt bei einem Bier und einem Brauereirundgang freundlich den Wind aus den Segeln.

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Biervielfalt an Bord

Foto: © Verlagsanstalt HandwerkFoto: © Verlagsanstalt Handwerk

"Das Tolle an meinem Job ist das direkte Feedback der Gäste“, gerät der Braumeister mit der coolen Lebensfreude über seinen Arbeitsplatz ins Schwärmen. "Ich sage den Gästen immer, es gibt nicht nur Pils oder Weizen“, versucht Jens Berndt jeden Wunsch seiner Gäste nach dem richtigen Trank zu erfüllen. Inzwischen buchen ­Reisende sogar eine Fahrt mit einem Brauereischiff nur wegen des guten Bieres. "Ich braue zum Beispiel ein schönes fruchtiges Pale Ale, ein Honigbräu oder ein Stout“, sagt der Bierspezialist, dass er sich bei den Aktionsbieren richtig schön verwirklichen kann.

Braumeister auf dem Meer kein Job für die Ewigkeit


Dass der Beruf des Braumeisters auf den AIDA-Schiffen kein Job für die Ewigkeit ist, weiß auch Jens Berndt. Die meisten Brauer sind recht jung, wollen irgendwann eine Familie gründen. Eigentlich hat der 30-Jährige nur für einen Vertrag über vier Monate angeheuert. Aktuell ist er mit seinem sechsten Vertrag auf den Ozeanen unterwegs. "Das sagt doch schon alles über meinen Job“, lacht der aufgeweckte Braumeister. Bis es so weit ist, möchte er noch ein wenig mehr die Welt entdecken und so ganz nebenbei an diesem ungewöhnlichen Arbeitsplatz Pluspunkte für seine Vita sammeln.

 

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Text: / handwerksblatt.de