Eine Szene aus dem aktuellen TV Spot der Imagekampagne des Handwerks.

Eine Szene aus dem aktuellen TV Spot der Imagekampagne des Handwerks. (Foto: © handwerk.de/DHKT)

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Fachkräftemangel im Handwerk: Hier stimmt was nicht!

Die Handwerkskampagne ruft auf Plakaten, in Social Media und im TV zum Umdenken auf und fragt: "Handwerk liegt in der Natur des Menschen. Was hindert so viele daran, es zum Beruf zu machen?" 250.000 Fachkräfte fehlen, doch die Aufgaben können nicht warten.

Die bundesweite Imagekampagne des Handwerks stellt angesichts des gravierenden Fachkräftemangels eine provokanten Frage: "Handwerk liegt in der Natur des Menschen. Was hindert so viele daran, es zum Beruf zu machen?" Seit dem 7. Februar ist die Kampagne auf Großplakaten in Großstädten und für mehrere Wochen in TV-Spots sowie auf Motiven im Internet zu sehen.

"Deutschland steht vor großen Herausforderungen: unter anderem beim Klimaschutz, bei der Digitalisierung, bei der Modernisierung der Infrastruktur und im Wohnungsbau. Und diese Aufgaben können nicht warten. Entsprechend große Ziele hat sich die neue Bundesregierung bei diesen Themen gesteckt. "Erreicht werden können sie aber nur mit Handwerkerinnen und Handwerkern, die die Vorhaben praktisch umsetzen", heißt es von den Machern der Imagekampagne. 

20.000 Ausbildungsplätze bleiben Jahr für Jahr unbesetzt

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Das Problem: Im Handwerk fehlen rund 250.000 Fachkräfte – Tendenz steigend. Und das trotz bester Zukunftsaussichten: eine ungebrochen hohe Nachfrage, eine deutlich niedrigere Arbeitslosenquote als in den meisten akademischen Berufen, hervorragende Möglichkeiten sich selbständig zu machen oder einen etablierten Betrieb zu übernehmen. Trotzdem bleiben jährlich rund 20.000 Ausbildungsplätze unbesetzt, was den zukünftigen Fachkräftemangel verstärkt.

Landauf, landab ist die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe hoch, was fehlt, sind die Bewerberinnen und Bewerber. "Hier stimmt was nicht", macht das Handwerk daher mit einer bundesweiten Kommunikationsoffensive seit 7. Februar deutlich und will eine Gesellschaft zum Umdenken aufrufen, die jahrzehntelang Wissen über Können gestellt hat.

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Es liegt in der Natur der Menschen, mit den Händen etwas zu schaffen

Dazu rückt die Kampagne Kinder in den Mittelpunkt des Geschehens. "Denn mit ihren Händen etwas zu erschaffen, liegt in ihrer Natur und bereitet ihnen Freude. Doch mit zunehmendem Erwachsenwerden gerät das gesellschaftlich aus dem Blick. Vielmehr wird dann häufig als einzig anzustrebender Bildungsweg eine akademische Ausbildung propagiert. Die Folge: Viel zu wenige Menschen wollen Handwerk zum Beruf machen", heißt es.

Es liegt zum Teil auch im Image. Bei einer Forsa-Umfage zum Image des Handwerks  aus dem Herbst 2021 gaben 93 Prozent der befragten Deutschen an, dass Handwerk für sie persönlich sehr wichtig ist. Und über 80 Prozent schreiben dem Handwerk sichere Arbeitsplätze und gute Zukunftschance zu. Gleichzeitig schätzen aber nur 36 Prozent der Befragten das Ansehen des Handwerks als hoch ein. Auch deshalb lautet das Motto der Imagekampagne des Handwerks zu Anfang 2022: "Hier stimmt was nicht."

 "Es muss endlich in den Köpfen ankommen, dass eine berufliche Ausbildung genauso viel wert ist wie eine akademische", betont Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. "Damit die berufliche Ausbildung attraktiv bleibt, müssen die Berufe Wertschätzung erfahren. Die Menschen, die sie ausüben, müssen spüren, wie wichtig sie für die Zukunft des Landes sind." Der dringende Appell des Handwerkspräsidenten: "Wenn wir die Fachkräftelücke nicht schließen, vergeben wir uns, unseren Kindern und unserem Land eine große Chance."

Duale Ausbildung muss genauso angesehen sein wie die akademische

Aus Sicht von Ralf Stamer, Präsident der Handwerkskammer Schleswig-Holstein, macht die Kampagne auf einen jahrzehntelangen Missstand aufmerksam. "Die duale Ausbildung leidet in der Gesellschaft trotz hervorragender Karriereperspektiven immer noch an geringerer Akzeptanz als beispielsweise ein Studium", so Stamer. "Dieses Ungleichgewicht ist unverantwortlich. Es verschärft auf Dauer die angespannte Fachkräftesituation im Handwerk immer mehr." Es müsse endlich in den Köpfen ankommen, dass eine berufliche Ausbildung genauso viel wert sei wie eine akademische. Nur so könne es gelingen, dass wieder mehr junge Menschen den Weg ins Handwerk finden, so Stamer.

Das Handwerk fordert jetzt ein Umdenken auf breiter Ebene: Die Politik muss die berufliche Bildung gleichwertig zur akademischen Bildung anerkennen und fördern. In den Schulen gilt es, auch wieder praktische Fertigkeiten zu fördern und im Rahmen der Berufsorientierung die Karrieremöglichkeiten im dualen Bildungssystem als echte Alternative zum Studium aufzuzeigen.

Und nicht zuletzt sollten Eltern ihren Kindern die Möglichkeit geben, ihre Interessen und Stärken frei zu entfalten und geistige wie manuelle Fähigkeiten gleichermaßen fördern. 

Quellen: Handwerkskammer Schleswig-Holstein; handwerk.de

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Text: / handwerksblatt.de

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