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Achtung, jetzt kommt die Generation Y

Während für die Elterngeneration der heute 20- bis 30-Jährigen noch die Arbeit oberste Priorität hatte, ist der sogenannten Generation Y ganz anderes wichtig.

Ein Trend, der sich besonders in der Arbeitswelt zeigt. Zeit ist vielen mehr wert als Geld. Sie sind mit dem Gefühl groß geworden, etwas Besonderes zu sein. Aufmerksamkeit, Förderung und Lob der Eltern, Mitsprache und -entscheidung in der Familie spielten von Klein an eine Rolle, später waren Diskussionen mit Lehrern und Professoren ganz normal. Sie wurden zur Selbstständigkeit erzogen und sind es gewohnt, mit Autoritäten auf Augenhöhe zu sprechen. Sie haben hohe Ansprüche an sich und das Leben und an die Arbeit.

Werte wie Familie, Freundschaft und Freizeit sind ihnen wichtiger als Führungspositionen, Managergehälter oder sonstige monetäre Anreize. Sie treten selbstbewusst auf und wissen um ihren Wert – auch, weil der demographische Wandel und der Fachkräftemangel es für Unternehmen notwendig machen, stärker auf sie einzugehen. Von ihrer Arbeit erwarten sie interessante Projekte, schnelle Aufstiegsmöglichkeiten und eine ausgeglichene Work-Life-Balance.

Generation Y erobert die Unternehmen

Die Rede ist von der Generation Y – gesprochen wie das englische „Why“. Damit werden alle Geburtsjahrgänge zwischen 1981 und heute bezeichnet. Häufig heißen sie auch Digital Natives, also digitale Eingeborene, wegen ihrer Affinität zu den digitalen Medien wie Computern, Internet, Mobiltelefonen etc. mit denen sie groß geworden sind. Im Gegensatz dazu nennt man Menschen, die diese Dinge erst im Erwachsenenalter kennengelernt Digital Immigrants, also digitale Einwanderer. Die Generation X sind die zwischen 1965 und 1980 Geborenen und die Generation davor, also die Jahrgänge 1946 und 1964, sind die so genannten Babyboomer.

Die Ypsiloner erobern seit einiger Zeit die Unternehmen, wo sie eine Zeit lang Seite an Seite mit der bislang dominanten Babyboomer-Generation arbeiten, bevor sie diese ablösen werden. In einigen Jahren wird die Generation Y weltweit jeden zweiten Arbeitnehmer stellen. „Dies ist die anspruchsvollste und selbstbewussteste Generation seit Langem“, sagt Anders Parment von der Stockholm University School of Business, der ein Buch über die Ypsiloner geschrieben hat. Sie wird die Arbeitskultur in den Unternehmen radikal umkrempeln und damit vor dem Hintergrund des demografischen Wandels als wichtigstem Gesellschaftstrend zu einem weiteren wichtigen Trend, dem Wertewandel in der Gesellschaft, beitragen. 

Jobwechsel, wenn etwas nicht passt

So fordern die Ypsiloner beispielsweise nachdrücklich ein Privatleben, das diesen Namen verdient. Das Familienbild definiere sich neu, konservative Werte würden wiederentdeckt. Laut Dr. Christian Schmidt, der umfassende Recherchen zur Generation Y von Unternehmensberatungen, Arbeitsgruppen an Ministerien und soziologischen Instituten gesammelt und ausgewertet hat, brauchen die Ypsiloner ständiges Feedback, doch sie sind nicht kritikfähig – wohl auch, weil sie von den Babyboomern übermäßig gelobt wurden.

„Die Generation hat ein hohes Anforderungsprofil an den Arbeitsplatz, lehnt sowohl Hierarchien als auch Absitzen von Arbeitszeit ab. Überstunden müssen sehr gut begründet werden.“ Und er warnt: „Die Generation Y wechselt eher den Job als sich anzupassen.“ Und weil sie wissen, dass sie wahrscheinlich arbeiten müssen bis sie 70 sind, wollen die jungen Menschen die Welt gesehen haben, bevor sie in Rente gehen. Dazu braucht es flexible Arbeitszeiten, wo auch mal ein Sabbatjahr drin ist.


Zeit ist wichtiger als Geld

Charakteristisch sei auch die Unlust, sich intensiv in ein Thema einzuarbeiten. Wozu auch, wenn man schnell bei Wikipedia nachschlagen oder jemanden bei Facebook fragen kann? 

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Audi Personalvorstand Thomas Sigi rät Unternehmen: „Beide Seiten werden sich anpassen müssen – deshalb ist es ja so entscheidend zu wissen, was diese Generation antreibt. Sie will flache Hierarchien, wenig Autoritäten, im Mittelpunkt soll die inhaltliche Aufgabe und nicht die Arbeitszeit stehen. Diese Generation will nicht mehr die Welt verändern, sondern ein kleines bisschen besser machen. So wie ein Update für eine Software, die im Grunde gut funktioniert.“ Die Generation Y stehe für einen neuen Umgang mit Werten: Zeit oder eine gute Work-Life-Balance ist ihr wichtiger als Geld.

So ist die Generation Y

Prof. Dr. Jutta Rump, eine der wichtigsten Professoren für Personalmanagement im deutschsprachigen Raum, charakterisiert die Generation Y so: „Sie ist sehr leistungsorientiert, gleichzeitig ist ihnen bei der Arbeit Spaß und Freude wichtig, aber auch die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit. Ein weiterer Punkt ist, dass sie die Work-Life-Balance nicht verlieren möchte. Kein Wunder, die Generation Y muss insgesamt 50 Jahre arbeiten, das heißt, sie müssen mit ihren Ressourcen haushalten. Das gilt insbesondere auch in körperlich stark belastenden Berufen wie dem Bauhandwerk.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Zusammenarbeit in einem Betrieb. Für die Generation Y ist das eine Zweckgemeinschaft: 30 Jahre mit denselben Menschen zusammenzuarbeiten ist für sie keine erstrebenswerte Vorstellung. Auch sind sie weniger dazu bereit, Dinge auszuhalten, die für sie nicht passen. Sie wollen öfter mal was Neues, einen Perspektivwechsel. Loyalität wird in der Generation Y anders definiert, weniger im Sinne von Gefolgsamkeit, sondern aus freien Stücken, nämlich dann, wenn es die Person oder die Arbeitsstätte verdient.“

Von Bärbel Daiber

Text: / handwerksblatt.de

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