Im Mittelstand tritt allmählich die gesamte Generation der Babyboomer aus Altersgründen ab. (Foto: © racorn/123RF.com)

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Babyboomer treten ab: Nachfolger dringend gesucht

Betriebsführung

Im Mittelstand ist die Lage angespannt. Der Grund: Die Generation der Babyboomer kommt langsam aber sicher ins Rentenalter und sucht dringend Nachfolger.

Die Zahl der Firmenübernahmen bei kleinen und mittleren Unternehmen steigt immer weiter an. Bedenklich ist das zunehmende Alter der Unternehmer, die vor einer Nachfolge stehen. Viele Unternehmer sind inzwischen über 60. In mehr als der Hälfte aller Bundesländer sind mindestens 15 Prozent der Unternehmer sogar schon älter als 65 Jahre. Sie treffen auf eine rückläufige Anzahl potenzieller Nachfolger. Die deutschen Bürgschaftsbanken haben zuletzt 52 Prozent Unternehmensnachfolgen gefördert und 48 Prozent Neugründungen.

Dies sind die zentralen Ergebnisse des erstmals erstellten "Nachfolgemonitors", den der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB), Creditreform Rating und die FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinsam in Berlin vorgestellt haben. Über 6.400 Übernahmen aus den Jahren 2013 bis 2018 wurden untersucht. 

Oft gibt es einen Investitionsstau

Immerhin: Unternehmensnachfolgen verlaufen häufig erfolgreich, aber nicht immer.  Bei einem Drittel der Fälle konnte der Umsatz nicht gehalten oder gesteigert werden. In fast jedem zweiten Unternehmen, die kurz vor der Übernahme stehen, gab es einen Investitionsstau.

Die meisten übergebenden Firmeneigentümer waren zum Zeitpunkt der Übergabe zwischen 64 und 66 Jahre alt, zehn Prozent der Übergebenden sogar 70 Jahre und älter. Das Alter der Übernehmenden lag meist zwischen 30 und 40 Jahren (etwa 39 Prozent der Übernehmenden), gefolgt von den 40 bis 49-Jährigen (33 Prozent). "Der Bedarf an Lösungen für Unternehmensnachfolgen wird weiter deutlich ansteigen", betonte der wissenschaftliche Leiter der Studie Prof. Dr. Holger Wassermann von der FOM Hochschule. 

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Unternehmertypen sind gefragt

Der Mittelstand ist durch die Einheit von Eigentum und Leitung gekennzeichnet. Die Unternehmensnachfolge ist eine wesentliche strategische Herausforderung aller mittelständischen Unternehmen dar.

Nicht nur eine neue Geschäftsführerin oder ein neuer Geschäftsführer müssen gefunden werden sondern eine neue Unternehmerin oder ein neuer Unternehmer. "Durch den enorm hohen Anteil von Unternehmen kleinster, kleiner und mittlerer Größe an der Gesamtzahl aller Unternehmen hängt in Deutschland die Mehrzahl der Arbeitsplätze vom Erfolg der Übergabe des Betriebs an die nächste Generation ab", so Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG.

Weniger Frauen als Männer

"Die Anzahl der Nachfolgerinnen liegt mit nur 23 Prozent deutlich unter dem bundesweiten Anteil weiblicher Führungskräfte", sagt Stephan Jansen, Geschäftsführer des VDB. Auffällig seien auch die Branchenunterschiede. So liege der Frauenanteil der Übernehmenden etwa im Verarbeitenden Gewerbe bei 9,8 Prozent, im Baugewerbe (5,7 Prozent ) und im Finanz- und Versicherungsgewerbe (2,4 Prozent ) deutlich unter zehn Prozent.

Im Gesundheits- und Sozialwesen (51,1 Prozent ), Gastgewerbe (29,6 Prozent ) und Grundstücks- und Wohnungswesen (27,9 Prozent ) liege der Anteil überdurchschnittlich hoch, ähnlich wie auch in den Branchen Kunst und Unterhaltung und Erziehung/Unterricht.

Text: / handwerksblatt.de

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