Elektromeister Martin Böhm aus Troisdorf gehört zu den Hidden Champions im Mittelstand, wenn es um das Thema E-Mobilität geht. Jede sechste E-Ladesäule in Deutschland wurde von seinem Team aufgestellt. (Foto: © Harald Siebert)

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E-Ladesäulen aus Troisdorf

Betriebsführung

Elektromeister Martin Böhm aus Troisdorf setzt seit mehreren Jahren immer mehr auf das Thema E-Mobilität.

Wenn so genannte Hidden Champions gesucht werden, also "heimliche" Marktführer aus dem Mittelstand, dann muss auch der Troisdorfer Elektromeister Martin Böhm mit seiner Unternehmenssparte Böhm E-Mobility in den Blick genommen werden: Seit mehreren Jahren setzt er immer stärker auf das Thema E-Mobilität. Inzwischen hat er bundesweit etwa 2.500 Ladesäulen errichtet. Das bedeutet, dass immerhin jede sechste derzeit aktive Station in Deutschland von den Troisdorfer E-Handwerkern gebaut worden ist. 

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"Wir machen heute bei 23 Mitarbeitern 40 Prozent unseres Umsatzes mit der Installation, der Wartung und dem Rundum-Service von Ladesäulen für Elektroautos. Im nächsten Jahr gehe ich davon aus, dass es bei wohl 25 Beschäftigten schon 70 Prozent sein werden", erläutert der 46-jährige Unternehmer.   

Anfangs belächelt, heute Vorreiter

Etwa 2011 ist er in diesen Bereich eingestiegen. "Ich fand das Thema faszinierend und für mich stand und steht absolut fest, dass das Elektrohandwerk die Kompetenz für diese Technik hat. Warum sollen wir sie also Quereinsteigern, Großkonzernen oder der Mineralölwirtschaft überlassen?". Allerdings gibt er offen zu, anfangs für diese Einstellung auch in Kollegenkreisen belächelt worden zu sein. Heute jedoch folgen ihm mehr und mehr Kollegen und die Bereitschaft zu Kooperationen sei groß. Die Nachfrage nach Ladestationen und der Infrastruktur für sie steige in letzter Zeit immens an. "Vor allem die Industrie und andere Wirtschaftsbereiche steigen massiv um, weil ihnen die fossile Energie zu teuer wird und weil ihre Compliance-Vorgaben auf eine möglichst CO2-freie Produktion und Logistik hinauslaufen. Leider hinkt die Politik hinter diesem Trend noch weit hinterher", so Böhms Eindruck. 

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Full-Service-Dienstleister für E-Mobilität

Die Marktentwicklung bedeutet für ihn, dass er seinen Betrieb zum Full-Servie-Dienstleister rund um die E-Mobilität machen wird. Das reicht bis zur Fernüberwachung und -wartung der Säulen und zur Abrechnung des Strombezugs. Um das Ganze auch qualitativ abzudecken, hat Böhm federführend daran mitgewirkt, eine allgemeingültige Richtlinie für die Wartung der Stationen zu erarbeiten. "Da waren wir vom Handwerk mit der Industrie auf gleicher Augenhöhe." Zudem hat er innerhalb des Zentralverbands der Elektro- und Informationstechnischen Handwerke eine Qualifizierung zum E-Mobilitäts-Fachbetrieb initiiert und umgesetzt.

Sechs "Stromer" derzeit im Einsatz

Dass der Chef "die E-Brille aufhat", macht selbstverständlich auch vor dem Böhmschen Unternehmen selbst nicht halt. Sechs strombetriebene Fahrzeuge sind im Moment im Einsatz, weitere sechs sollen möglichst schnell hinzukommen. Damit wäre der gesamte Fuhrpark weg von Benzin und Diesel. Als Ergänzung will Böhm große Photovoltaikanlagen plus entsprechende Batteriespeicher installieren sowie eine Wärmepumpe mit Wärmerückgewinnung zur Heizung und Kühlung der Betriebsräume. So will man von konventioneller Energie autark werden. Dass ganz allgemein die Wende im Verkehrssektor kurz bevorsteht und dass sie möglich ist, steht für den Unternehmer außer Frage: "Immer mehr Autos, Transporter und bald auch LKW stehen zur Verfügung, die Technik wird immer besser und auch die Netze können verstärkt werden. Wir müssen uns eben nur endlich zu diesen Schritten entscheiden. Der Klimawandel lässt uns nicht mehr viel Zeit dazu."

Zweifel über die Einsatzfähigkeit der strombetriebenen Transporter lässt der 46-Jährige nicht zu. "Wir fahren quasi täglich mit ihnen Strecken bis Düsseldorf oder Aachen und wieder zurück. Das geht problemlos. Also könnten viel mehr Handwerker umsteigen." 

 

Hintergrund: Martin Böhm steht seit zehn Jahren an der Spitze der Innung für Elektrotechnik Bonn/Rhein-Sieg. Mit 260 Mitgliedsbetrieben ist sie die zweitgrößte Elektro-Innung in NRW. Das Obermeister-Amt hat es mit sich gebracht, dass er 2011 zunächst Beisitzer im Vorstand des Landesverbands wurde. Ab 2015 hatte er das Amt des Vizepräsidenten und seit Mai ist er der Landesinnungsmeister beim FEH NRW.

Text: / handwerksblatt.de

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