Gabor Leisten, Leiter der HWK-Unternehmensberatung, Kammerpräsident Berthold Schröder und Unternehmer Matthias Hartwig (v. l.)

Gabor Leisten, Leiter der HWK-Unternehmensberatung, Kammerpräsident Berthold Schröder und Unternehmer Matthias Hartwig (v. l.) (Foto: © Christoph Ledder)

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Fachkräftemangel sorgt für Probleme bei der Nachfolge

Betriebsführung

Die Handwerkskammer Dortmund präsentiert die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage und einer Sonderumfrage zum Thema Nachfolge.

Die Werkshalle des Günther Nolte Baugeschäft in Herne, einem 90 Jahre alten Familienbetrieb, hat die Handwerkskammer Dortmund ihre aktuellen Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Herbst vorgestellt. Neben der Umfrage zur Geschäftssituation der verschiedenen Handwerksbranchen präsentiert die Kammer eine Sonderumfrage zum Thema Nachfolge.

Im gesamten Kammerbezirk ist in den kommenden fünf Jahren bei knapp jedem vierten Betrieb (23,4 Prozent) eine Übergabe geplant. Bei rund sieben Prozent der Unternehmen, bei denen eine Übergabe ansteht, ist eine Betriebsschließung im selben Zeitraum geplant, weil sie keinen geeigneten Nachfolger finden. Wer diesen nicht innerhalb der eigenen Familie parat hat, sucht oft vergeblich.

Hohe bürokratische Aufwände hemmen Nachfolger

Mit einer Übernahme gehen für einen möglichen Nachfolger sowohl hohe bürokratische Aufwände als auch immense Kosten einher. "Das allein schreckt viele ab", sagt Kammer-Präsident Berthold Schröder.
Weitere Hürden einer Übernahme, mit denen mögliche Nachfolger rechnen müssen, sind beispielsweise Personalübernahmen, Marktveränderungen sowie die nicht gesicherte Altersvorsorge. Dazu kommen steuerliche und baurechtliche Aspekte.

Darüber hinaus hat die Umfrage ergeben, dass zwölf Prozent der Betriebsinhaber planen, ihren Betrieb an den Nachfolger zu verschenken, auch unter Auflagen. Eine solche gemischte Schenkung wird von rund sieben Prozent angestrebt. Weitere neun Prozent wollen ihren Betrieb verpachten. Auch eine mögliche Beteiligung kommt für manche Inhaber infrage (fünf Prozent).

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"Politik muss gesamtgesellschaftlich handeln"

Allerdings bleibt der Fachkräftemangel im Handwerk das zentrale Problem, wenn es um das Thema Nachfolge geht. Sowohl der Kammerpräsident Berthold Schröder als auch Matthias Hartwig, der das Günther Nolte Baugeschäft in vierter Generation als Maurer- und Betonmeister führt, befürchten beide, dass in Zukunft noch mehr Betriebe schließen werden, wenn die Politik nicht handelt. "Die Politik muss hier gesamtgesellschaftlich gegensteuern und eine Investitionsoffensive in die Bildungsstätten starten." Zu viele Schulabgänger würden sich für ein Studium und nicht für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden, so Schröder.

Hartwig nannte einen anderen Aspekt: Seiner Meinung nach bringen Azubis zu wenig Kompetenzen aus der Schule mit. "Es mangelt an den Grundfähigkeiten, wie lesen, schreiben und rechnen", sagt der Maurer- und Betonmeister. Auch Basics wie Fleiß, Pünktlichkeit und Durchhaltevermögen seien bei den heutigen Schulabgängern nur unzureichend ausgeprägt. Sowohl Hartwig als auch Schröder sind sich einig: "Das Handwerk braucht Leute, die fit sind."

Bau- und Ausbaugewerbe geht es gut

Laut der Konjunkturumfrage sind 97 Prozent der befragten Unternehmen im Bauhauptgewerbe mit ihrer aktuellen Lage zufrieden. So rechnen die Betriebe mit Blick auf die einzelnen Konjunkturindikatoren, wie die Beschäftigtenzahl (35 Prozent), den Auftragsbestand (54 Prozent), den Verkaufspreisen (43 Prozent), dem Gesamtumsatz (44 Prozent) sowie den Investitionen (26 Prozent) mit einer guten Entwicklung.

Der sich fortsetzende Bauboom sowie die weiter anhaltende Niedrigzinsphase verstärken laut Umfrageergebnis das optimistische Denken im Bauhauptgewerbe, da auch immer mehr Privatverbraucher sich dazu entscheiden, in die eigenen vier Wände zu investieren. Allerdings hätten viele Betriebe ein Problem, da sie aufgrund der hohen Nachfrage nach Bauleistungen an oder über der Belastungsgrenze arbeiten. Der Grund dafür seien Probleme, geeignete und qualifizierte Mitarbeiter zu finden.

Konsumlaune mit positiver Wirkung

Außerdem schätzen auch die personenbezogenen Dienstleistungen die derzeitige Lage sehr gut ein. 92 Prozent der befragten Betriebe blicken optimistisch auf die kommenden Monate. "Es sieht richtig gut aus fürs Handwerk. Deutlich mehr Betriebe als bisher konnten dank der anhaltenden Konsumlaune der Verbraucher Aufträge dazu gewinnen, ihren Gesamtumsatz somit verbessern und mehr Investitionen tätigen", resümiert Kammerpräsident Berthold Schröder.

Allerdings ist die Stimmung nicht im gesamten Handwerk durchweg positiv. Wie die Konjunkturumfrage zeigt, ist die Geschäftslage vor allem bei Handwerken für den Gewerblichen Bedarf rückläufig. Sie liegt derzeit bei 93 Prozent. Im Herbst 2017 waren es noch 97 Prozent.

Kfz-Handwerk mit Verbesserungen

Verbesserungen gibt es laut Umfrage auch im Kfz-Handwerk. Hier sind 93 Prozent der befragten Betriebe mit der aktuellen Geschäftssituation zufrieden. Dennoch werden die Konjunkturindikatoren, wie beispielsweise Beschäftigte, Auftragsbestand und Verkaufspreise deutlich negativer beurteilt als von anderen Branchen. Auffällig sind hier die Differenzen beim Auftragsbestand. Zum Teil liegt hier die Differenz zum Gesamthandwerk bei 15 Prozent.

Auch bei den Nahrungsmittelhandwerken setzt sich der Positivtrend aus dem Vorjahreszeitraum weiter fort. "97 Prozent der befragten Betriebe rechnen (sogar) damit, dass es für sie bis zum nächsten Frühjahr geschäftlich gut weitergeht", so Berthold Schröder.

Text: / handwerksblatt.de

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