Das Handwerk unterstützt die Initiative der Grünen, die Laufbahnregelungen im öffentlichen Dienst zu ändern. (Foto: © Le Moa Olivier/123RF.com)

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Mehr Karrierechancen in der Berufsbildung

Handwerkspolitik

Die Grünen setzen sich dafür ein, Laufbahnregelungen im öffentlichen Dienst zu ändern. Der gehobene und höhere Dienst soll für Absolventen beruflicher Bildung geöffnet werden. Das Handwerk unterstützt die Initiative.

Das Handwerk klagt schon lange über den Akademisierungswahn in Deutschland und es wird nicht müde, immer wieder die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung zu fordern. Der Trend zur Akademisierung setzt das Handwerk unter Druck. Ein Resultat: Fachkräftemangel. Der hat sich mittlerweile zur veritablen Wachstumsbremse in der Branche entwickelt, weil die Betriebe wegen fehlenden Personals nicht mehr alle Aufträge, die sie reinbekommen annehmen können. Eine Initiative der Grünen könnte der beruflichen Bildung zumindest einen kleinen Schub geben. Sie fordern, die Laufbahnregelungen im öffentlichen Dienst so zu ändern, dass auch Stellen im gehobenen und höheren Dienst für Absolventen der beruflichen Bildung zugänglich werden.

Die Grünen sind der Meinung, dass beruflich Qualifizierte immer noch schlechtere Karrieremöglichkeiten haben als Akademiker. "Der öffentliche Dienst sollte Vorreiter und Vorbild sein für die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung", schreibt Kai Gehring, Mitglied der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, auf Facebook. Darum befürworte er, Laufbahnregelungen und Tarifrecht zu flexibilisieren, damit Gleichwertigkeit nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis stattfindet. "Wann bemüht sich auch Ministerin Karliczek für diese Schritte, die Durchlässigkeit und Chancengleichheit bringen?", fragt er.

Zustimmung kommt aus dem Handwerk

Aus dem Handwerk bekommt Gehring Zustimmung für seinen Vorschlag. "Der öffentliche Dienst muss als größter Arbeitgeber auch im gehobenen und höheren Dienst zugänglich für Absolventen der beruflichen Bildung sein", so Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. Auch ohne akademischen Abschluss müsse der öffentliche Dienst im gehobenen und höheren Dienst für beruflich Qualifizierte geöffnet werden. "Nur dann bekommen wir einen Sinneswandel in der Elterngeneration, ihre Kinder zu einer beruflichen Ausbildung zu ermuntern und sie dabei zu unterstützen." Entscheidend sollte die Gleichwertigkeit der Bildungsabschlüsse und nicht das gewählte Bildungssystem sein, das zu diesen geführt hat.

Die Diskussion über das passende Verhältnis von beruflich und akademisch Qualifizierten werde einseitig und wenig faktenbasiert geführt, schreibt die Grünenfraktion in einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung und fragt nach der Zahl der Führungskräfte ohne Hochschulabschluss in privaten Betrieben, öffentlichen und staatlichen Einrichtungen. Belastbare Daten lägen der Regierung nicht vor, da es keine anerkannte Definition für den Begriff Führungskraft gibt, so die Antwort. Nach ihrer Einschätzung prägen Führungskräfte ohne Hochschulabschluss besonders das Handwerk und meint damit die selbstständigen Meister, die über ihre duale Ausbildung zu Führungskräften wurden.

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Stärkung des Deutschen Qualifikationsrahmens gefordert

Die Regierung sei nicht wie die Fraktion der Grünen der Meinung, dass ein Aufstieg ohne Studium nahezu unmöglich sei. "Dessen ungeachtet setzt sie sich für eine Stärkung der dualen Ausbildung ein, um die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildungswege zu betonen." Unternehmerische Entscheidungen unterlägen nicht der Kontrolle der Bundesregierung. Fachlich qualifizierte Personen ohne Hochschulabschluss hätten im Beamtenbereich des Bundes Zugang zu Führungspositionen. Nach dem Laufbahnrecht sei das allerdings nur in Ausnahmen möglich – auch weil Laufbahnbewerber hier bevorzugt eingestellt werden. Für die Tarifbeschäftigten des Bundes bestünden bereits weitreichende Möglichkeiten, auch ohne entsprechende Bildungsvoraussetzungen adäquat beschäftigt werden zu können.

Die Grünen fordern in ihrer Anfrage die Stärkung des Deutschen Qualifikationsrahmens, um einen Schritt in Richtung Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung zu gehen. Handwerkspräsident Wollseifer schlägt vor, ihn wie den Nationalen Qualifikationsrahmen in Österreich gesetzlich zu verankern. "Damit erhielte die Gleichwertigkeit der Bildungsabschlüsse einen deutlich höheren Stellenwert." Die im aktuellen Entwurf des Berufsbildungsmodernisierungsgesetzes vorgeschlagenen Einführung international verständlicher Fortbildungsstufenbezeichnungen (Bachelor Professional und Master Professional) sei ein erster wichtiger Beitrag, um die berufliche Bildung zu stärken, ihre Attraktivität zu steigern und zudem zur Gleichbehandlung von Hochschulbildung und tertiärer Berufsbildung zu kommen.

Text: / handwerksblatt.de

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