Alen Muharemi (l.) macht bei SHK-Unternehmer Sebastian Fuchs eine Ausbildung in Teilzeit. Bis 14 Uhr ist der junge Fußballer im Betrieb. Abends trainiert er in der U19 von Fortuna Düsseldorf; Foto: © Inga Geiser

Alen Muharemi (l.) macht bei SHK-Unternehmer Sebastian Fuchs eine Ausbildung in Teilzeit. Bis 14 Uhr ist der junge Fußballer im Betrieb. Abends trainiert er in der U19 von Fortuna Düsseldorf; Foto: © Inga Geiser

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Teilzeitausbildung: Sanitär, Heizung, Liga

Betriebsführung

Leistungssport und eine Ausbildung miteinander in Einklang zu bringen, ist schwierig. In Düsseldorf probieren es die Handwerkskammer, der Fußballclub Fortuna Düsseldorf und ein SHK-Unternehmer aus.

Was Alen Muharemi macht, hat Hand und Fuß. Bis zum frühen Nachmittag absolviert der 18-Jährige eine Teilzeitausbildung als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Am Abend schnürt er die Fußballschuhe für die U19 von Fortuna Düsseldorf. Der Mittelfeldspieler gehört dem Kader der letzten Jugendmannschaft vor dem Profibereich an. Seiner beruflichen Zukunft kann er aber relativ gelassen entgegensehen. Selbst wenn es Alen Muharemi nicht in die Lizenzspielerabteilung des Zweitligisten schafft, hat er nach dreieinhalb Jahren eine solide Ausbildung im Handwerk in der Tasche.

Verzahnung ist eine "geniale Idee"

"Den Leistungssport mit einer dualen Ausbildung zu verzahnen, ist eine geniale Idee", meint Andreas Ehlert. Der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf hat Anfang November eine Kooperation mit Fortuna Düsseldorf vereinbart. Künftig sollen die bislang eher losen Kontakte auf eine systematische und nachhaltige Basis gestellt werden. Die Partner nehmen sich unter anderem vor, gemeinsame Berufsinformationsveranstaltungen und individuelle Beratungen zur Berufsorientierung für die Nachwuchskicker anzubieten sowie einen Stamm von Betrieben aufzubauen, in denen sie eine Lehre in Teilzeitform machen können.

Für Frank Schaefer bringt die Kooperation einige Vorteile mit sich. "Fortuna Düsseldorf konkurriert im Westen mit vielen Proficlubs um die besten Talente. Das Ausbildungsprojekt macht uns in den Gesprächen mit Jugendlichen und ihren Eltern attraktiver", ist der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Fortuna überzeugt. Zudem funktionieren die Spieler nach seinen Erfahrungen besser, wenn sie einen geordneten, strukturierten Tagesablauf haben und bestimmte Werte und Verhaltensmuster vermittelt bekommen.

Die treibende Kraft hinter der Initiative ist Sebastian Fuchs. Als Anhänger der Fortuna wollte der Unternehmer ursprünglich mehr Handwerker als Kleinsponsoren an den Club binden. Nun geht der Inhaber eines Düsseldorfer SHK-Betriebs auch in Sachen Ausbildung voran. Er hat Alen Muharemi ebenfalls unter Vertrag genommen – als Teilzeitlehrling in seiner Firma. Der junge Leistungssportler arbeitet von 7.30 bis 14 Uhr. "Alen verlässt die Baustelle etwas früher, macht aber trotzdem eine klassische Ausbildung – nur eben 30 Stunden pro Woche", erklärt der Unternehmer, der seit kurzem auch im Vorstand von Fortuna Düsseldorf sitzt.

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Strahlkraft für das Handwerk

Die Kooperation im Rheinland kommt auch in Berlin gut an. Holger Schwannecke beglückwünscht das Düsseldorfer Handwerk und die Nachwuchsabteilung der Fortuna zu ihrem Ausbildungsmodell. "Eine tolle Initiative", findet der ZDH-Generalsekretär, denn Handwerk und Spitzensport verbinde vieles. Beide kennzeichnen Ehrgeiz und Leidenschaft, Präzision und Disziplin, hartes Training und Teamwork und am Ende schließlich Könner- und Meisterschaft. "Daher geben wir jungen Menschen mit einer Passion für Sport gerne die Chance, sich im Handwerk zu qualifizieren und sich dadurch ein zweites berufliches Standbein aufzubauen." Umgekehrt freue man sich, wenn sportliche Leistungsträger während und nach ihrer sportlichen Laufbahn zu Aushängeschildern mit Strahlkraft für das Handwerk werden.

Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) findet lobende Worte. "Der DFB begrüßt solche Kooperationen, denn die Planung einer dualen Karriere ist eine Win-win-Situation", erklärt Markus Hirte, Leiter der DFB-Talentförderung. Erstens komme nicht jeder talentierte Spieler im Profibereich an und könne sich nur über den Fußball finanzieren. Zweitens seien Spieler, die eine zusätzliche Ausbildung absolvieren, erfahrungsgemäß fokussierter und strukturierter. "Sie haben einen geregelten Tagesablauf und Einblicke in das alltägliche Leben. Dadurch werden sie früher erwachsen und erweitern ihren Horizont."

Sebastian Fuchs sieht der beruflichen und sportlichen Entwicklung von Alen Muharemi gespannt entgegen. "Wir würden uns freuen, wenn aus den Reihen unserer Firma ein guter Fußballer kommt. Aber wir freuen uns genauso darüber, wenn aus Alen ein guter Anlagenmechaniker wird – denn davon gibt es schließlich auch nicht mehr so viele."

Text: / handwerksblatt.de

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