Den Chef nicht zu grüßen ist kein Grund zur Kündigung, entschied das Arbeitsgericht in Köln. Hier mehr zum Urteil lesen.

Den Chef nicht zu grüßen ist kein Grund zur Kündigung, entschied das Arbeitsgericht in Köln. Hier mehr zum Urteil lesen. (Foto: © 8vfanrf/123RF.com)

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Unhöflichkeit ist kein Kündigungsgrund

Betriebsführung

Das Landesarbeitsgericht Köln hatte zu klären, ob es ein verhaltensbedingter Kündigungsgrund ist, wenn der Arbeitnehmer seinen Chef nicht grüßt.

Zum Beispiel, wie im vorliegenden Fall, wenn man sich am Wochenende bei einem Wald-Spaziergang begegnet und der Arbeitgeber zwar grüßt, der Mitarbeiter den Gruß aber stur ignoriert.

Ein Unternehmen, das mit Bäckereimaschinen handelt, hatte einem Außendienstmitarbeiter nach mehr als zehnjähriger Beschäftigungszeit gekündigt und begründete das in erster Linie mit einer betrieblichen Umorganisation. Zudem warf der Geschäftsführer dem Arbeitnehmer vor, dass er ihn kurz vor der Kündigung bei zwei Begegnungen außerhalb des Betriebes im Beisein anderer Personen nicht gegrüßt hat.

Der Arbeitnehmer verteidigte sich damit, es könne ihm nicht vorgeworfen werden, bei privaten Treffen in einem Wald nicht gegrüßt zu haben. Dieses sei entschuldbar. Der Geschäftsführer habe ihm zuvor zu verstehen gegeben, dass er ihn wegen krankheitsbedingter Fehlzeiten entlassen wolle. Das Landesarbeitsgericht hat die Verweigerung des Grußes nicht als Kündigungsgrund anerkannt und auch den Antrag des Arbeitgebers abgewiesen, das Arbeitsverhältnis aus diesem Grunde gegen Zahlung einer Abfindung aufzulösen. Dieses ist nach dem Kündigungsschutzgesetz (§ 9) möglich, "wenn Gründe vorliegen, die eine den Betriebszwecken dienliche weitere Zusammenarbeit" nicht erwarten lassen.

In der Urteilsbegründung heißt es: "Die mehrfache Verweigerung des Grußes gegenüber dem Geschäftsführer nach dessen vorherigem Gruß stellt keine - grobe - Beleidigung dar, die zum Ausspruch einer Kündigung berechtigen könnte. Durch das Verweigern des Grußes nach einem Personalgespräch können Arbeitnehmer ihre Verärgerung oder Verstimmung anzeigen, ohne damit eine Ehrverletzung zu bezwecken.

Der Arbeitgeber, den dies stört und der nicht abwarten will, ob der Arbeitnehmer bald wieder zu dem im Betrieb und außerhalb des Betriebes üblichen Grüßen zurückkehrt, kann den Arbeitnehmer zu einem weiteren Personalgespräch bitten und ihn daran zu erinnern, dass bei allem Verständnis für die aktuellen Gefühle des Arbeitnehmers doch die üblichen Umgangsformen gewahrt werden sollten."

Ob die dauerhafte Verweigerung des Grußes auch nach einer Abmahnung einen Kündigungsgrund darstellen kann, hat das Landesarbeitsgericht Köln nicht zu entscheiden gehabt. (Urteil vom 29.11.2005, AZ 9 (7) Sa 657/05)

Text: / handwerksblatt.de

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