Um den Übergang von Schule zu Beruf, berufliche Orientierung und den Sprung in die Ausbildung ging es beim Spitzengespräch mit Ministerpräsident Dietmar Woidke in der Staatskanzlei in Potsdam.

Um den Übergang von Schule zu Beruf, berufliche Orientierung und den Sprung in die Ausbildung ging es beim Spitzengespräch mit Ministerpräsident Dietmar Woidke in der Staatskanzlei in Potsdam. (Foto: © Antonio Guillem/123RF.com)

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Spitzengespräch in der Staatskanzlei

Den Übergang von Schule ins Berufsleben nahtlos gestalten, berufliche Orientierung erleichtern und den Sprung in die Ausbildung bestmöglich meistern: Das waren Themen beim Spitzengespräch Schule – Wirtschaft mit Ministerpräsident Dietmar Woidke

Gemeinsam mit Wirtschaftsminister Jörg Steinbach und Bildungsminister Steffen Freiberg tauschte sich Woidke unter anderen mit Fachleuten aus Bildung, Wirtschaft und Gewerkschaften aus. Klares gemeinsames Ziel: Die Berufliche Orientierung für junge Menschen muss weiter ausgebaut werden und die berufliche Ausbildung gestärkt werden. Diesem Ziel soll auch die Weiterentwicklung der Oberschulen dienen. Woidke: "Wir wollen die Schulabgängerinnen und Schulabgänger auf ihrem beruflichen Lebensweg unterstützen und den Betrieben passgenauen Arbeits- und Fachkräftenachwuchs sichern. Das ist zum Nutzen aller: der jungen Frauen und Männer und unserer Betriebe. Zugleich wollen wir klarmachen: Beruflicher Erfolg und ein erfüllender Beruf setzen nicht unbedingt das Abitur voraus. Auch die duale berufliche Ausbildung zum Beispiel in einem Handwerksberuf bietet beste Berufschancen in der Heimat Brandenburg."

An dem Treffen nahmen führende Vertreterinnen und Vertreter der sechs Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern, der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. (UVB), der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), vom Netzwerk Zukunft. Schule und Wirtschaft in Brandenburg e. V. sowie dem Bildungsberatungsunternehmen kobra.net gGmbH teil.

Diese Themen wurden behandelt:

  • die Weiterentwicklung der Oberschulen,
  • Voraussetzungen für einen gelingenden Eintritt in die betriebliche Ausbildung,
  • Handlungsansätze zur Stärkung der Ausbildungsfähigkeit,
  • Schulferienpraktika im Handwerk sowie
  • unterstützende Systeme in der Beruflichen Orientierung.

Zur Förderung der Beruflichen Orientierung stellt das Land (mit Unterstützung von Bundesmitteln, Mitteln der Agentur für Arbeit und des ESF) im Jahr 2024 insgesamt mehr als 12 Millionen Euro bereit.

Stimmen der Teilnehmer

  • Woidke: "Der Austausch mit Praktikerinnen und Praktikern ist enorm wichtig, um gemeinsam Schritte zu gehen, die auf die Bedürfnisse aller optimal zugeschnitten sind. Das ist von großer Bedeutung für Brandenburgs weitere wirtschaftliche Entwicklung. Unseren derzeit guten Lauf sollten wir dazu nutzen, denn Brandenburg ist in der Erfolgsspur. Im ersten Halbjahr 2023 waren wir mit sechs Prozent mit weitem Abstand Wachstumsmeister aller Bundesländer. Wir schaffen Tausende neue Industriearbeitsplätze. Dabei verbinden wir Klimaschutz und Wirtschaft. Diesen Weg können wir nur erfolgreich weitergehen, wenn wir genügend Arbeits- und Fachkräfte für unsere Unternehmen gewinnen. Dazu gehört auch, dass wir unserem eigenen Nachwuchs bestmöglich auf den Übergang von der Schule in den Beruf vorbereiten und begleiten. Meine Gespräche mit Schülerinnen und Schülern sowie ihren Lehrerinnen und Lehrern ergeben ein heterogenes Bild: Viele Jugendliche wissen genau, wohin ihre berufliche Reise gehen soll. Anderen fehlt es an Beruflicher Orientierung. Häufig wird das Studium einer Ausbildung vorgezogen. Dabei bieten auch Ausbildungsberufe vielfältige Perspektiven und Entwicklungschancen. Klar ist: Wir dürfen niemanden zurücklassen. Jeder junge Mensch hat Anspruch auf gute Bildung und Ausbildung. Daher ist es Aufgabe der Landesregierung, der Kammern, Gewerkschaften, Unternehmen und Schulen, allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen faire Chancen für den Einstieg ins Berufsleben zu bieten. Wie das künftig noch besser gelingen kann, darüber haben wir heute diskutiert. Dazu gibt es gute Ideen und Konzepte. Wir werden die Vorhaben vertiefen und umsetzen – und ich werde den Austausch dazu fortsetzen. Ich danke allen für die rege Beteiligung."
  • Steinbach: "In Zeiten einer sich rasant verändernden Arbeitswelt und des Fachkräftemangels ist es wichtiger denn je, dass Schülerinnen und Schüler nicht nur theoretisches Wissen erwerben, sondern auch Einblicke in verschiedene Berufsfelder erhalten. Nur auf diese Weise ist eine gut überlegte Berufswahl möglich. Gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern haben wir bereits viel auf den Weg gebracht. Dazu gehören die Verabredungen im Rahmen des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses, den wir im Herbst 2023 fortgeschrieben haben. Das Land Brandenburg hat mit dem Programm ‚Assistierte Ausbildung Brandenburg‘ und dem Programm zur qualifizierten Ausbildung im Verbundsystem wichtige Elemente geschaffen, um Jugendliche auf dem Weg in die Ausbildung und während der Ausbildung zu unterstützen. Mit der Elternkampagne ‚Ausbildung: Mein Kind macht Zukunft‘ oder der ‚Brandenburg will Dich‘-Bustour haben wir Formate entwickelt, die Eltern und Jugendliche auf die attraktiven Ausbildungsangebote im Land Brandenburg aufmerksam machen. Viele Ausbildungsbetriebe bieten auch Praktika an. Ich möchte alle Jugendlichen ausdrücklich ermuntern, diese Gelegenheiten zu nutzen."
  • Freiberg: "Die Schulen in Brandenburg bereiten junge Menschen gut auf die Berufswelt vor. Sie setzen die Landesstrategie zur Beruflichen Orientierung um, die gemeinsam mit Behörden, Wirtschaftsverbänden und Kammern, Gewerkschaften und Bildungsträgern sowie schulischen Gremien und Verbänden erarbeitet und 2021 vom Kabinett beschlossen wurde. Die Schulen und ihre Partner schaffen Angebote, die von Schülerbetriebspraktika bis zum Projekt ‚Praxislernen‘ über das Netzwerk Zukunft reicht. Die Stärkung des Netzwerks Zukunft sollte dabei langfristig Ziel aller Beteiligten sein. Zudem legen wir den Fokus auf Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in sprachlichen Bereichen und in den MINT-Fächern als Grundlagen für die erfolgreiche Berufswahl. Das Bildungsministerium unterstützt die Schulen zum Beispiel mit neuen Muster-Lehrplänen für die Fächer Deutsch und Mathematik. Künftig sollen vor allem die Oberschulen noch näher an die berufliche Praxis heranrücken. Mit dem neuen Schulgesetz haben wir Grundlagen für fächer- und auch jahrgangsübergreifenden Unterricht geschaffen."
  • Für Brandenburgs Industrie- und Handelskammern fügte der 1. Vizepräsident der IHK Potsdam, Ronny Bellovics, hinzu: "Wir unterstützen jegliche Aktivitäten, um jungen Menschen den Weg in die Ausbildung und damit ins Berufsleben zu ebnen. Schließlich wird der Arbeitskräfte- und vor allem Fachkräftemangel von unseren Unternehmen als Geschäftsrisiko Nummer eins benannt. Deshalb wird die Berufsausbildung im eigenen Betrieb zunehmend als der Königsweg beschritten, was auch die angestiegene Zahl der Ausbildungsplätze zeigt. Besonders wichtig ist uns dabei, dass das Schritthalten im Weltmaßstab nur über eine klare Leistungsorientierung – von der Schule bis zum Karriereende – gelingen kann. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die meisten jungen Leute dies auch können und wollen. Funktionierende Wirtschaft ist immer Wettbewerb, der nur mit dem entsprechenden Nachwuchs bestritten werden kann."
  • Für den Handwerkskammertag Land Brandenburg betonte die Präsidentin der Handwerkskammer Cottbus, Corina Reifenstein: "Die duale Ausbildung ist der Lebensweg der Zukunft. Gerade das Handwerk bietet ausgezeichnete Perspektiven. Je mehr Jugendliche während der Schulzeit praktische Erfahrungen mit dem Handwerk sammeln, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach dem Schulabschluss eine duale Ausbildung beginnen. Uns muss es noch besser gelingen, den Übergang von Schule und Beruf zu unterstützen. Notwendig sind eine verpflichtende Berufsorientierung in allen Schulformen sowie Berufspraktika auch in unseren Handwerksbetrieben. Gerade Praktika ermöglichen frühzeitige Einblicke in verschiedene Berufsfelder und helfen, Interessen und Stärken besser zu erkennen und eine fundierte berufliche Orientierung zu entwickeln. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Schulen, Kammern und Betrieben kann helfen, den Übergang ins Berufsleben erfolgreich zu gestalten. Wir unterstützen die Initiativen der Landesregierung in diesem Bereich und sind bereit, unseren Beitrag zu leisten."
  • Für den Deutschen Gewerkschaftsbund Brandenburg ergänzte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Günther Fuchs: "Die Gewerkschaften im DGB unterstützen nachdrücklich die Landesstrategie zur Beruflichen Orientierung. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die Stärkung der Oberschulen im Land Brandenburg. Es kommt darauf an, dass die Kompetenzen insbesondere in Deutsch und Englisch sowie in den Naturwissenschaften deutlich erhöht werden. Dazu muss es verpflichtende Vorgaben durch das dafür zuständige Ministerium geben. Die Möglichkeiten den Schülerinnen und Schülern Einblicke in die Praxis und Praktika sind nach unserer Auffassung auszuweiten. Die Lehrkräfte und die Schulen sind dabei von den zusätzlichen organisatorischen Maßnahmen und Aufwand spürbar zu entlasten. Dazu sind in den Schulen Stellen für Verwaltungsassistenzen zu schaffen. Zugleich regen wir an, dass die Maßnahmen zur Berufsorientierung und zur Steigerung der Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler ein wichtiger Bestandteil des beschlossenen Startchancen-Programms werden."
  • Katrin Kantak, Geschäftsführerin von kobra.net (Kooperation in Brandenburg gGmbH) sagte: "Mit der ‚Landesstrategie zur Beruflichen Orientierung‘ besitzt Brandenburg einen von Ministerien, Wirtschaftsverbänden, Kammern, Gewerkschaften und weiteren Partnern gemeinsam erarbeiteten Handlungsrahmen für eine systematische, individuelle und praxisnahe Berufs- und Studienorientierung. Das ist eine ausgezeichnete Grundlage. In der Umsetzung allerdings gibt es noch viel Luft nach oben: Wir brauchen mehr Unternehmen, die ihre Türen öffnen und jungen Menschen Praxiseinblicke, Praxislernplätze und Praktika ermöglichen. Und Schulträger sollten dies durch die Übernahme der dazu notwendigen Fahrtkosten für Schülerinnen und Schüler unterstützen – gerade auch im ländlichen Raum. Noch mehr Schulen gilt es für das Praxislernen in Betrieben aufzuschließen. An guten Beispielen mangelt es nicht, aber noch profitieren nicht alle jungen Menschen von diesen erfolgreichen Ansätzen. Um Lehrkräfte von dem damit verbundenen organisatorischen und administrativen Aufwand zu entlasten, plädiert kobra.net für Verwaltungsstellen an Schulen. Lehrkräfte als pädagogische Profis sollen sich mit ganzer Kraft der Förderung und Begleitung ihrer Schülerinnen und Schüler widmen können."

 

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Text: / handwerksblatt.de

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