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Einige Betriebe meiden Auftragsportale, andere überbrücken mit MyHammer und Co. kurzfristige Auftragsflauten, manche gründen darauf eine ganze Existenz. (Foto: © goodluz/123RF.com)
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September 2017
Online-Auftragsportale sind für Handwerker eine spezielle Form der Kundenakquise. Doch was sind Vorteile, Chancen und Risiken der umstrittenen Portale?
Auftragsportale treten als Online-Vermittler von Handwerksdienstleistungen auf und versprechen Betrieben viel – vor allem Neukunden und schnelle Aufträge. Mit dieser Strategie sind die Internet-Marktplätze in den letzten Jahren gewachsen: Rund 200.000 Handwerksbetriebe sind aktuell beim deutschen Marktführer MyHammer registriert und bewerben sich hier um Aufträge von fast drei Millionen Kunden. Hier werden monatlich mehr als 63.000 neue Aufträge eingestellt. Beim Konkurrenten Blauarbeit.de konkurrieren rund 150.000 Betriebe um 30.000 Aufträge pro Monat.
Typische Rückwärtsauktionen, bei denen sich Handwerksbetriebe gegenseitig im Preis unterbieten, gibt es allerdings kaum noch: Die meisten Portale setzen mittlerweile auf eine Auftragsausschreibung mit verdeckten Angeboten. So kann kein Betrieb sehen, zu welchen Preisen die Konkurrenz ihre Leistungen anbietet – ein gegenseitiges Unterbieten wird unmöglich. Darüber hinaus kann der Kunde am Ende frei entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Dabei ist der Preis sicherlich ein wichtiges Kriterium, andere Kunden achten mehr auf gute Bewertungen oder besondere Kompetenzen von Betrieben.
Handwerksbetriebe, die sich über Auftragsportale neue Kundengruppen erschließen wollen, müssen dafür zunächst tief in die Tasche greifen: Eine einjährige Mitgliedschaft bei MyHammer kostet fast 60 Euro im Monat. Bei Blauarbeit.de werden zwischen 10 und 55 Euro monatlich fällig – je nach Leistungspaket, Zahlungsweise und Dauer der Mitgliedschaft. Aus Gründen der Qualitätssicherung werden Hobby-Handwerker von einigen Portalen ausgeschlossen: Bei MyHammer können sich nur Betriebe auf A- und B-Aufträge gemäß Handwerksordnung bewerben, wenn Gewerbeschein, Handelsregisterauszug und eine HWK-, IHK- oder ähnliche Eintragung vorliegt. Auch Blauarbeit.de prüft Dokumente, zum Beispiel Gewerbeschein, Gesellen-/Meisterbrief oder Zusatzqualifikationen – allerdings nur bei Basic- und Premium-Mitgliedern.
Bei MyHammer und Blauarbeit.de ist außerdem ein Eintrag ins jeweilige Branchenbuch im Preis inbegriffen. Der Vorteil dieser Einträge: Hier werden Betriebe über die Suchfunktion gefunden, selbst wenn sie sich nicht aktiv auf Aufträge bewerben. Außerdem sind die Branchenbücher für Suchmaschinen optimiert, sodass der eigene Eintrag häufig besser bewertet wird als die Internetseite des Betriebs.
Wer sich nicht mit monatlichen Beiträgen an ein Auftragsportal binden möchte, kann Portale wie UnderTool nutzen. Hier handelt es sich allerdings um eine der wenigen verbliebenen Plattformen, die noch auf klassische Rückwärtsauktionen setzt. Der Anbieter verlangt nur im Erfolgsfall eine Provision zwischen 2 und 4,5 Prozent des Auftragspreises. Komplett kostenlos ist die Vermittlung von Aufträgen bei Work5.de – allerdings sind die monatlich neu eingestellten Aufträge hier überschaubar.
Fazit: Wer mit Aufträgen ausgelastet ist, kann zwar auf Auftragsportale verzichten – trotzdem kann es sich lohnen, diese Form der digitalen Auftragsakquise kennenzulernen. Denn die nachwachsende Kundengeneration setzt verstärkt auf das Internet, sodass Auftragsportale in Zukunft weiter wachsen werden. Ob sich die Nutzung für Handwerksbetriebe rentiert, hängt von vielen Faktoren ab. Natürlich kostet es einen Betrieb Zeit, online nach interessanten Aufträgen zu suchen, diese durchzukalkulieren und Angebote zu erstellen.
Wer sich auf viele Aufträge bewirbt, aber trotzdem keinen Zuschlag erhält, verliert Zeit und Geld. Andererseits kann ein einziger Zuschlag die Gewinnschraube direkt in den Plus-Bereich drehen. Und oft ist der Zeitaufwand für die Kalkulation eines gut beschriebenen Online-Auftrags deutlich geringer, als die Akquise von Neukunden auf herkömmlichen Wegen. Um Preisdumping langfristig zu vermeiden, ist es dabei im Interesse aller Betriebe, Leistungen nur mit Gewinn anzubieten.
Checkliste: Tipps zu Auftragsportalen
• Legen Sie ein ausführliches Anbieter-Profil an und setzen Sie dieses fürs Online-Marketing ein. Diese Profile werden von Suchmaschinen oft besser eingestuft als die eigene Internetseite.
• Stellen Sie sich in Ihren Profilen professionell dar: Geben Sie Meistertitel, Zusatz-Qualifikationen, besondere Kompetenzen und bekannte Referenzkunden an.
• Falls möglich: Laden Sie in Ihr Profil ein professionell fotografiertes Porträtbild. Profile mit Bildern werden sehr viel häufiger angeklickt. Außerdem bekommt Ihr Betrieb auf diese Weise ein – im wahrsten Sinne des Wortes – vertrauenswürdiges Gesicht.
• Zeigen Sie Ihre besten Projekte: Präsentieren Sie in Ihrem Profil hochwertige Fotos von eigenen Arbeitsbeispielen.
• Fordern Sie vor einer Angebotsabgabe fehlende Auftragsdetails schriftlich an oder vereinbaren Sie einen Besichtigungstermin. So vermeiden Sie Missverständnisse und können ein exakteres Angebot abgeben.
• Falls auf dem Portal Kunden bewertet werden: Schauen Sie sich vorhandene Bewertungen vor einer Angebotsabgabe genau an.
• Kalkulieren Sie jeden Auftrag vorab genau durch: Bieten Sie Leistungen nur an, wenn Sie diese professionell erbringen können und gleichzeitig Gewinne erzielen.
• Setzen Sie für jeden Auftrag eine preisliche Untergrenze fest, die Sie auf keinen Fall unterschreiten.
• Beantworten Sie Rückfragen immer freundlich, schnell und professionell. Werden Sie zeitnah aktiv, wenn Sie einen Auftragszuschlag erhalten.
• Fixieren Sie bei jedem Auftragszuschlag alle besprochenen Angebotsdetails schriftlich. Lassen Sie das Dokument vom Auftragnehmer unterschreiben.
• Vermeiden Sie Verluste: Bei Materialbestellungen empfiehlt sich die Vereinbarung einer entsprechenden Vorauszahlung durch den Kunden.
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