Handwerk.NRW wünscht allen Betriebsinhabern, Beschäftigten, Auszubildenden und allen Lesern, die sich dem Handwerk zugehörig oder verbunden fühlen, ein erfolgreiches, glückliches Jahr 2019. (Foto: © chelovek/123RF.com)

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Jahresgeleitwort: Auf in ein erfolgreiches Jahr 2019

Betriebsführung

Das nordrhein-westfälische Handwerk blickt zurück auf eines der erfolgreichsten Jahre überhaupt. Auch für das kommende Jahr ist es zuversichtlich – allerdings nähmen wirtschaftliche und politische Risiken zu.

Kaum sind die Weihnachtstage und der Jahreswechsel vorüber, packt uns schnell wieder der Alltag. Erste Termine, die anstehen, und neue Entscheidungen, die getroffen werden müssen, reißen uns dann schnell wieder mit, und darüber verblasst die Erinnerung an das, was uns im alten Jahr bewegt hat. Es bleibt kaum die Zeit, innezuhalten und zu bilanzieren.

Es ist erfreulich, dass das Jahr 2018 eines der erfolgreichsten für das Handwerk überhaupt war. Die Betriebe haben alle Hände voll zu tun, die Auftragsbücher sind voll, die Auslastung ist bei vielen Betrieben am Limit, die Preise und Umsätze entwickeln sich ordentlich. Und wir können auch für das Jahr 2019 zuversichtlich sein, dass sich das Handwerk weiter stark entwickelt. Vor allem das Baugewerbe und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf sind derzeit starke Konjunkturlokomotiven für das gesamte Handwerk.

Wirtschaftliche und politische Risiken

Allerdings müssen wir uns darauf einstellen, dass wirtschaftliche und politische Risiken im Verlaufe des Jahres 2019 zunehmen. Niemand weiß, wie lange die Bundesregierung noch zusammenhält und ob sie die Kraft zu mutigen und nachhaltigen Entscheidungen findet. Wir alle blicken mit Sorge und Ungewissheit auf die Entwicklung der Europäischen Union: Kommt es zum Brexit? Setzt sich in der Wirtschafts- und Währungsunion ein Kurs der Stabilität und Vernunft durch oder bleiben wir im Teufelskreis aus mangelnder Haushaltsdisziplin, fehlender Reformbereitschaft und ausgreifender Kollektivhaftung für Schulden gefangen?

Und wenn wir auf die gesellschaftlichen Entwicklungen in unserem eigenen Land und in den europäischen Nachbarländern blicken, dann stellt sich auch die Frage, wie es um den Zusammenhalt bestellt ist: Erodieren die Kräfte der Mitte, driftet unser Land auseinander, nehmen die sozialen und politischen Konflikte zu? Die etablierten Parteien haben an Rückhalt verloren, das Vertrauen in öffentliche Institutionen ist geschwunden, politische Verantwortung lässt sich im komplizierten Entscheidungssystem zwischen Brüssel, Berlin und Düsseldorf immer schwerer zuweisen. Hat die Politik die Kraft, die richtigen Entscheidungen zu treffen? Ist sie fähig, Fehlentwicklungen entschlossen zu korrigieren?

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Klare Haltung in der Diskussion um den Diesel

Auch im Handwerk werden solche Fragen aufgeworfen. Und wir müssen in einer Zeit, in der die politischen Unsicherheiten zunehmen, die Interessen des Handwerks, sowohl der Unternehmer als auch der Arbeitnehmer, wirksam und erfolgreich vertreten. Das Aufregerthema schlechthin ist derzeit die Diskussion um den Diesel. Auch in Nordrhein-Westfalen drohen nach aktuellem Stand Fahrverbote in großen Innenstädten und sogar auf der A 40, der Lebensader des Ruhrgebiets. Wenn es dazu käme, wären viele Betriebe existentiell gefährdet. Und es gäbe viele Menschen, die nicht wüssten, wie sie den Weg zur Arbeit nehmen sollen

Wir vertreten im Handwerk dazu eine klare Haltung: Wir tun viel für Klimaschutz und Energieeffizienz, aber wir halten Fahrverbote für ein völlig untaugliches und unverhältnismäßiges Mittel. Es kann nicht sein, dass mittelständische Betriebe und deren Beschäftigte dafür in Haftung genommen werden, dass die Politik aller Ebenen über viele Jahre hinweg versäumt hat, geeignete und verhältnismäßige Maßnahmen zur Luftreinhaltung auf den Weg zu bringen. Gerade in Nordrhein-Westfalen mit seinen maroden Straßen und seinem störungsanfälligen ÖPNV muss es darum gehen, Mobilität zu ermöglichen statt zu verhindern.

Dauerthema Bürokratiebelastung

Ein Dauerbrenner für viele Betriebe ist das Thema Bürokratiebelastung. Die Landesregierung hat mit ihrer "Entfesselungsstrategie" einiges auf den Weg gebracht: Verzicht auf die umstrittene Hygieneampel, Entschlackung des Tariftreue- und Vergabegesetzes, Entbürokratisierung der Landesbauordnung und des Landesentwicklungsplans, Einführung einer elektronischen Gewerbeanmeldung. Von allen Seiten prasseln neue oder verschärfte Anforderungen auf die Betriebe ein, daher ist es wichtig, wenigstens in kleinen Schritten und bei einzelnen Themen Bürokratie zurückzudrängen, damit sich Unternehmer auf das Unternehmersein konzentrieren können. Wir werden uns deshalb gegenüber der Landesregierung und dem Landtag mit großem Nachdruck und mit eigenen Vorschlägen für eine konsequente Entbürokratisierung einsetzen.

Uns allen liegt die berufliche Bildung am Herzen. Wir sind davon überzeugt, dass sie eine gleichwertige Alternative zur akademischen Bildung darstellt. Wir werden uns deshalb weiter dafür stark machen, dass die Rahmenbedingungen verbessert werden. Die Bemühungen im Kampf gegen Fachlehrermangel und Unterrichtsausfall an den Berufskollegs muss fortgesetzt werden. Wir brauchen wohnortnahe Fachklassen in der Ausbildung – auch für kleinere Fächer. Und nicht zuletzt müssen wir mehr Geld in die Hand nehmen, damit unsere Bildungsstätten modernisiert werden. Es ist gut, dass dafür im neuen Landeshaushalt deutlich mehr Mittel als bisher vorgesehen sind.

Interessen des Handwerks auf allen Ebenen vertreten

Die Liste der Stichworte ließe sich leicht verlängern und würde doch nur eines zeigen: Wir müssen auch im neuen Jahr 2019 die Interessen des Handwerks auf allen Ebenen wirksam und erfolgreich vertreten. Handwerk NRW tut das in Düsseldorf als Dachorganisation nahezu aller Handwerksorganisationen – von den Innungen, Fachverbänden, Kreishandwerkerschaften bis hin zu den Kammern, Handwerksjunioren oder Unternehmerfrauen – und vieler dem Handwerk nahestehender Institutionen. Uns kommt es darauf an, die ganze Vielfalt des Handwerks in unserer Arbeit widerzuspiegeln, die Interessen der Starken und der Kleinen gleichermaßen aufzugreifen und sie mit einer gemeinsamen Stimme nach außen zu tragen.

Wir wünschen allen Betriebsinhabern, Beschäftigten, Auszubildenden und allen Lesern, die sich dem Handwerk zugehörig oder verbunden fühlen, ein erfolgreiches, glückliches Jahr 2019!

HANDWERK.NRW

Andreas Ehlert, Präsident
Hans Joachim Hering, Vizepräsident
Hans Hund, Vizepräsident
Prof. Dr. Hans-Jörg Hennecke, Hauptgeschäftsführer

Text: / handwerksblatt.de