Ehrenamtliches Engagement ist auch für das Handwerk wichtig. Es gibt zahlreiche Aufgaben für Handwerkerinnen und Handwerker in unterschiedlichen Gremien und Gruppen.

Ehrenamtliches Engagement ist auch für das Handwerk wichtig. Es gibt zahlreiche Aufgaben für Handwerkerinnen und Handwerker in unterschiedlichen Gremien und Gruppen. (Foto: © kebox/123RF.com)

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Freiwillig dabei – Ehrenamtsengagement

29 Millionen Deutsche sind ehrenamtlich tätig – und liefern so den Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Dennoch wird Nachwuchs dringend gesucht. Auch im Handwerk.

Ehrenamt ist so bunt wie die Gesellschaft, weil sich so viele engagieren. 28,8 Millionen Menschen ab 14 Jahren engagieren sich regelmäßig, hat der 5. Deutsche Freiwilligensurvey in einer Umfrage unter knapp 28.000 Personen 2019 herausgefunden. Alle fünf Jahre analysiert die größte repräsentative Bevölkerungsbefragung unter der wissenschaftlichen Leitung des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) das freiwillige Engagement in Deutschland. Ob Feuerwehr, Seniorenbetreuung, Sportverein, Prüfungsausschüsse, Umweltschutz oder ­Essensausgabe – es gibt keinen gesellschaftlichen Bereich ohne Ehrenamt, was sich deshalb als Kitt für den Zusammenhalt der Menschen erweist. Dabei engagieren sich Männer und Frauen mittlerweile gleichermaßen, auch die Unterschiede zwischen Ost und West haben sich egalisiert. Anders sieht es beim Bildungshintergrund aus: Während sich jeder Zweite mit hohem Bildungsabschluss engagiert (51,1 Prozent), sinkt die Bereitschaft mit mittlerem (37,4 Prozent) und niedrigem Bildungsabschluss (26,3 Prozent).

Tatsächlich ist der Anteil der Ehrenamtstätigen in den letzten 20 Jahren gestiegen, aber das zeitliche Engagement, was Ehrenämtler jede Woche investieren, nimmt ab. Noch bröckelt also nicht der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält, aber es zeigen sich erste Risse. Denn es fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern auch ehrenamtlich Tätige. Das gilt auch für das Handwerk. "Das Handwerk ist dringend auf dieses Engagement angewiesen", sagt Holger Schwannecke, Generalsekretär im Zentralverband des Deutschen Handwerks.

Rund 50.000 Handwerker im Ehrenamt

Tatsächlich engagieren sich rund 50.000 Handwerkerinnen und Handwerker ehrenamtlich in den Gremien der eigenen Organisation, nicht gerechnet die freiwilligen Verpflichtungen außerhalb des handwerklichen Kreises. Sie sitzen in Vollversammlungen, Ausschüssen, Kommissionen, Prüfungsgremien. Mit diesem Engagement gestalten sie aktiv auf lokaler, regionaler und Bundesebene, aber selbst auf der europäischen Bühne politische Entscheidungen, nehmen Einfluss auf Normungen, an Aus- und Weiterbildungsordnungen, und stellen für das Handwerk die entscheidenden Weichen für die Zukunftsfähigkeit.

Das Beste: Engagieren kann sich jeder aktive Mensch, unabhängig vom Beruf oder Alter. Wie viel Zeit man investieren möchte, bleibt jedem selbst überlassen und hängt vom jeweiligen Amt ab. Die Verpflichtungen reichen etwa von wenigen Tagen im Jahr, zum Beispiel durch punktuelle Teilnahme an Sitzungen oder Prüfungen, aber das kann sich gerade in den Spitzenämtern wie Kammer- oder Vizekammerpräsident, Kreishandwerks- oder Obermeister schon kontinuierlich durch das ganze Jahr ziehen.

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Zitat "Das Handwerk ist dringend auf dieses Engagement angewiesen." Holger Schwannecke, Generalsekretär im Zentralverband des Deutschen Handwerks

 

Der Einstieg in den Handwerksgremien kann nicht nur nach erfolgreich abgelegter Meisterprüfung erfolgen, sondern auch schon – als Vertreter auf Arbeitnehmerseite – nach der Gesellenprüfung. Und tatsächlich ist beim Nachwuchs das ehrenamtliche Engagement vorhanden. Bei den Feierlichkeiten zu den bestandenen Prüfungen folgen die ersten Ansprachen, ob sich die Prüflinge nicht selbst in Gremien einbringen wollen. Auch die Nachwuchsorganisationen wie die Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) oder die Handwerksjunioren sind bei diesen Veranstaltungen vertreten, um für sich zu werben. Sie haben eine entscheidende Funktion: "Aus diesen Organisationen rekrutiert sich ein Großteil der Ehrenamtsträger im Handwerk", sagt Marco Jaeger, Bundesvorsitzender der Handwerksjunioren im Interview mit dem Deutschen Handwerksblatt. "Nach wie vor sehe ich ein hohes Engagement bei den jungen Menschen", hat Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, beobachtet. "Allerdings haben sich die Prioritäten verschoben: Die jungen Nachwuchstalente denken weniger in Legislaturperioden von Wahl zu Wahl, sondern eher projektbezogen." Darauf müsse man sich auch einstellen.

Deshalb bemüht sich die Handwerksorganisation schon lange darum, begeisterte Nachwuchstalente für ein Ehrenamt zu qualifizieren. In nahezu jedem Bundesland gibt es sogenannte Ehrenakademien des Handwerks oder adäquate Weiterbildungsangebote. Damit will die Organisation das ehrenamtliche Engagement unterstützen und bietet in der Regel kostenfreie Seminare zum Beispiel zur Führung und Selbstführung, zur Gestaltung von Auftritten inklusive Sprachtrainings für Reden oder zur Konfliktlösung an.

Wichtiges zum ehrenamtlichen Engagement

Ehrenamt & Steuern: Gelder aus ehrenamtlichen Tätigkeiten sind Einnahmen, die versteuert gehören. Der Gesetzgeber hat 2021 die Pauschale für eine ehrenamtliche Vergütung von 720 Euro auf 840 Euro heraufgesetzt. Sie darf in dieser Höhe für jede ehrenamtliche Arbeit in ­einer gemeinnützigen, mildtätigen, kirchlichen oder öffentlich-rechtlichen Körperschaft steuer- und sozialversicherungsfrei fließen – und auch nur dann, wenn die Tätigkeit nebenberuflich ausgeübt wird. Eine Ausnahme von der steuer- und sozialver­sicherungspflichtigen Grenze sind die Aufwandspauschalen als Übungsleiter; hier liegt die Grenze bei 3.000 Euro pro Jahr.

Ehrenamt & Haftung: Ehrenämtler müssen nur dann haften, wenn sie grob fahrlässig oder gar mit Vorsatz handeln. Das regelt das BGB. Schäden übernimmt in der Regel der Verein, aber bei extremen Fällen kann die Schadenersatzforderung auf das Privatvermögen durchgreifen. Eine private Haftpflichtversicherung reicht oft nicht aus, es gibt aber spezielle Versicherungen, die im Haftungsfall schützen. Dazu zählt eine sogenannte D&O-Versicherung (Director & Officers), die finanzielle Schäden abwehrt und zugleich passive Rechtsschutzversicherung ist: Sie prüft, ob Ansprüche gerechtfertigt sind oder nicht.

Engagement lohnt sich: Viel Zeit, wenig Lohn? Von wegen, bestätigen nahezu alle ­ehrenamtlich engagierten Menschen. Dabei geht es nicht um die finan­zielle Entlohnung (es gibt nur eine Aufwandsentschädigung, sonst wäre es kein Ehrenamt), sondern darum, was jede(r) für sich persönlich daraus ziehen kann. Ein E­hrenamt lohnt sich, weil jede(r)…

  • … fachliche, politische und soziale Vorhaben auf jeder Ebene aktiv mitgestalten und umsetzen kann.
  • … die individuellen Stärken und Erfahrungen einbringen und ­weitergeben kann und so die Gesellschaft fördert.
  • … Nachwuchstalente in der beruflichen Entwicklung unter­stützen und fördern kann.
  • … das eigene Gewerk nach außen vertritt und damit fördert.
  • … die eigenen Kompetenzen vertiefen und den eigenen ­Horizont erweitern kann.
  • … durch den gemeinsamen Erfahrungsaustausch auf fachlicher und persönlicher Ebene eigene Probleme lösen oder erst gar nicht entstehen lassen kann.
  • … durch den Austausch neue persönliche und berufliche Kontakte knüpft und sich ein verlässliches Netzwerk aufbaut.
  • … das ehrenamtliche Engagement im Kleinen und Großen ­honoriert und anerkannt bekommt.
  • … sich auf Veranstaltungen und Seminaren beruflich weiter­bilden kann und so in seinem Fach stets up-to-date bleibt.

 

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Text: / handwerksblatt.de

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