Grußwort von Hans Peter Wollseifer
Seit über einem Jahr gibt die Corona-Pandemie der Wirtschaft den Takt vor. Auch wenn einige Handwerksbetriebe damit noch verhältnismäßig gut zurechtkommen: Insgesamt erscheint die aktuelle Pandemielage nicht unbedingt dazu angetan und zu motivieren, Neues zu starten und sich ein eigenes Geschäft aufzubauen.
Und dennoch haben sich turbulente Zeiten immer schon auch als Nährböden für neue Geschäftsideen erwiesen. Wie viel Gründergeist im Handwerk aktuell steckt, davon zeugen jene Handwerkerinnen und Handwerker, die mitten in der Pandemie ihren Traum von der Selbstständigkeit Wirklichkeit haben werden lassen und die ihr Ladengeschäft eröffnet haben – wie die Optikermeisterin Jana Hoffmann aus Leipzig aus unserem ZDH-Jahrbuch. Wiederum andere sind – durch den Lockdown angestoßen – auf neue Geschäftskonzepte umgestiegen: So haben etwa zahlreiche Tischlereien jetzt Spucktrennwände angefertigt oder eine Konditorin hat ihre Kunden, die nicht mehr ins Café konnten, mit dem "Trecker-Torten-Taxi" beliefert. Einige dieser Umsteiger wollen diese spontan entstandenen Geschäftskonzepte auch nach der Pandemie weiterführen oder sogar ausbauen. Auch Neugründungen gibt es im Handwerk trotz der Pandemie glücklicherweise weiter.
Warum sich Handwerkerinnen und Handwerkern ausgerechnet in dieser Zeit hervorragende Chancen für eine Selbstständigkeit bieten, hat aber noch einen anderen Grund: Durch den demografischen Wandel fehlen schon jetzt jede Menge potenzielle Betriebsnachfolger. In den kommenden fünf Jahren werden voraussichtlich rund 125.000 Handwerksbetriebe an eine neue Führung übergeben. Daran ändert auch die Corona-Pandemie nichts. Deshalb empfehle ich allen Gründungsinteressierten, nicht nur an eine Neugründung, sondern auch an die Übernahme eines bestehenden Betriebs zu denken.
Das GründerNavi leistet sowohl bei Neugründungen als auch bei der Übernahme eines Betriebs einen wichtigen Beitrag, um in der kritischen Anfangsphase strukturiert vorzugehen. Es enthält Tipps und Anregungen, wie Startschwierigkeiten schneller überwunden und die richtigen Entscheidungen frühzeitig getroffen werden können.
Umfassende technische und betriebswirtschaftliche Unterstützung leisten darüber hinaus die Beratungsstellen der Handwerksorganisationen. Die Berater der Handwerkskammern und Verbände wissen, wie man Finanzierungsprobleme und Gründungsbürokratie meistern und von Anfang an die Chancen der Digitalisierung für die eigene Geschäftsidee nutzen kann. Auf dieses Wissen kommt es an, wenn der Start in die Selbstständigkeit ohne lange Anlaufschwierigkeiten gelingen soll.
Damit sich die neuen Handwerksbetriebe auch nach Corona am Markt behaupten können und die Wirtschaft wieder an Dynamik gewinnt, setzt sich der ZDH bei der Politik für gezielte Nachfrage- und Investitionsimpulse ein. Spätestens jetzt müssen bürokratische Hürden weiter abgebaut und die Digitalisierung in den öffentlichen Verwaltungen vorangebracht werden.
Die Erfahrung zeigt: Gründungen im Handwerk sind überdurchschnittlich erfolgreich. Das liegt auch am Meisterbrief, der mit seiner fachlichen Ausbildung ergänzt um pädagogische, kaufmännische und rechtliche Kenntnisse die ideale Ausgangsposition in das Unternehmerleben bietet. Allen Gründerinnen und Gründern möchte ich daher Mut machen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen – selbst in Pandemiezeiten wie diesen. Mit der Beratung der Handwerksorganisation im Rücken und dem GründerNavi vor Augen sind Sie gut informiert und beraten, um erfolgreich Ihren Betrieb aufzubauen!
Hans Peter Wollseifer
Präsident
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
Text:
Hans Peter Wollseifer /
handwerksblatt.de
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