Zwei Jahrhunderthochwasser hat Tischlermeister Roman Treiber erleben müssen. Zweimal hat er seinen Betrieb in Eilenburg (Sachsen) neu aufgebaut.

Zwei Jahrhunderthochwasser hat Tischlermeister Roman Treiber erleben müssen. Zweimal hat er seinen Betrieb in Eilenburg (Sachsen) neu aufgebaut. (Foto: © Tischlerei Treiber)

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Hochwasser: "Die Hilfsbereitschaft war enorm"

Zwei Hochwasser, zwei komplette Neuanfänge: Zum zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe an der Ahr kommen auch bei Tischlermeister Roman Treiber aus dem sächsischen Eilenburg die Erinnerungen wieder hoch.

"Über Generationen hat man etwas aufgebaut und dann wird über Nacht alles zerstört. Das wünscht man keinem." Wenn Tischlermeister Roman Treiber Bilder von Hochwasser sieht, dann kommen ihm die Erinnerungen hoch. Gleich zweimal haben die Fluten der Mulde, ein Nebenfluss der Elbe, den Betrieb und die Wohnung der Familie zerstört.

Bei der Jahrtausendflut im August 2002 stand die Tischlerei Treiber im sächsischen Eilenburg 40 Zentimeter unter Wasser. Und mit ihr auch das Wohnhaus der Familie im selben Gebäude. "Die Hilfsbereitschaft damals war enorm", erinnert sich der Unternehmer. Die Mitarbeiter, die Familie und auch viele fremde Menschen aus ganz Deutschland hätten ihm geholfen.

Mit dem zweiten Wiederaufbau hat Roman Treiber sein Unternehmen neu ausgerichtet. Foto: © Tischlerei TreiberMit dem zweiten Wiederaufbau hat Roman Treiber sein Unternehmen neu ausgerichtet. Foto: © Tischlerei Treiber

"Das hat uns moralisch aufgerichtet", erzählt Treiber. Doch die Maschinen waren defekt, die Bestände unbrauchbar, das Zuhause am sonst so idyllischen Mühlgraben - einem Nebenarm der Mulde - unbewohnbar. Der Schaden lag bei etwa 200.000 Euro, für den die Versicherung nicht aufkam. "An einen Elementarschutz hatte ich in keiner Weise gedacht. Das war ein Schlag ins Kontor."

Dank der Hilfen vom Bund und vom Land konnte Roman Treiber den 1926 von seinem Großvater gegründeten Traditionsbetrieb, den er 1998 in dritter Generation übernommen hatte, wieder aufbauen. Auch die Wohnung konnte er mit seiner Familie wieder beziehen. Unmittelbar nach der Flut hat die Stadt Eilenburg einen Schutzdamm errichtet.

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Bei der nächsten Hochwasserkatastrophe elf Jahre später im Juni 2013 war das gut für die Stadt – die blieb verschont – aber schlecht für die Tischlerei am Mühlgraben. Über Nacht haben die Wassermassen wieder Wohnräume und Werkstatt zerstört – inklusive einer nagelneuen CNC-Maschine für rund 150.000 Euro.

Glück im Unglück für Roman Treiber: Einige Zeit nach dem ersten Hochwasser konnte er dank eines Tipps seines Versicherungsvertreters eine Elementarschutzversicherung abschließen, sodass zumindest der finanzielle Schaden im Rahmen blieb. "Aber ich bin jedes Mal ein Stück gealtert", sagt der 52-jährige Unternehmer, der Innungsobermeister und Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Landkreis Leipzig/ Nordsachsen ist.

Stichwort Elementarschutzversicherung Etwa die Hälfte aller Gebäude in Deutschland ist nicht richtig gegen Naturgewalten versichert, berichtet der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV). Gerade in vielen älteren Verträgen seien oft nur Sturm oder Hagel versichert, Stark­regen und Hochwasser aber nicht. Der Wohngebäude- und Hausratversicherung fehlt der Zusatzbaustein "Elementarschadenver­sicherung". Diese sogenannte "erweiterte Naturgefahrenversicherung" versichert je nach ­Vertrag bei Schäden durch Starkregen, Überschwemmung, Rückstau, Hochwasser, Schneedruck, Lawinen, Erdrutsch, Erdsenkung, Erdbeben und Vulkan­ausbruch. Meist wird eine Selbstbeteiligung vereinbart. Der Verband GDV be­richtet, dass der Zusatzbaustein in neueren Verträgen oft bereits vorhanden ist und man ihn bewusst abwählen muss, wenn man ihn nicht möchte. Ältere Ver­träge ­lassen sich ergänzen. In Hoch­wasser­­regionen setzten die Versicherungen in der Regel ­vor Vertragsabschluss voraus, dass die Hausbesitzer ihre ­Gebäude und Wert­gegenstände ent­sprechend schützen.

Zweiter Neuanfang 2014

Doch auch 2013 hat Roman Treiber Mut gefasst und von vorne angefangen. Nach einem provisorischen Wiederaufbau zur Aufrechterhaltung der Produktion hat die Tischlerei 2014 im Industrie- und Gewerbegebiet "Kunststoffcenter am ECW Wasserturm" in Eilenburg komplett neu aufgebaut - ausreichend weit entfernt vom Mühlgraben und der Mulde. 

Und wie so oft hatte das Schlechte auch hier etwas Gutes: Mit dem Umzug konnte der Betrieb mit aktuell neun Beschäftigten auf 1.200 Quadratmeter vergrößert und neu ausgerichtet werden. Von der Bautischlerei zum Fachbetrieb für Möbel, Büro- und Praxiseinrichtung, Ladenbau und Gastronomie.

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Text: / handwerksblatt.de

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