Handwerk

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Die Hoffnung stirbt zuletzt

Betriebsführung

Wer in NRW die Aufstiegsfortbildungsförderung, das sogenannte Meister-BAföG, beantragt, muss mit langen Wartezeiten rechnen, bis das Geld fließt. Manche Meisterschüler mussten ihre Weiterbildung abbrechen, weil sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten konnten.

Wer im Handwerk seinen Meister macht, kann für den Lebensunterhalt und die Kosten der Maßnahme Unterstützung beantragen. Reichen Einkommen und Vermögen nicht aus, dürfen Teilnehmer in Vollzeit-Weiterbildungskursen auf Unterhaltsgeld – das Meister-BAföG – hoffen. Die Kurs- und Prüfungsgebühren werden dagegen bei Teilzeit- und Vollzeitkursen – unabhängig vom jeweiligen Vermögen – auf Antrag gefördert.

In Nordrhein-Westfalen bleibt es derzeit in vielen Fällen lange bei der Hoffnung. Denn Handwerker, die die Förderung zum ersten Mal beantragen, müssen mit erheblichen Verzögerungen bei der Auszahlung der Mittel rechnen.

"Wir bekommen immer wieder Beschwerdebriefe von Betroffenen, die viele Monate, im Einzelfall bis zu zehn, auf die erste Auszahlung warten mussten", erklärt Andreas Oehme. "Seit Einführung dieses Förderinstruments 1996 hatten wir schon öfter Phasen, in denen sich die Auszahlung verzögerte. Jetzt haben wir das Problem aber schon seit Jahren", so der Geschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertages.

Personalprobleme bei der zuständigen Behörde

Besonders Handwerker, die ihre Fortbildung in Vollzeit absolvieren, stellt das teils vor unlösbare Schwierigkeiten. "Das ist eine Katastrophe. Es gibt Meisterschüler, die ihre Weiterbildung deswegen abbrechen müssen", sagt Lothar Vahling, Geschäftsführer bei der Handwerkskammer Düsseldorf. Denn wer über kein Einkommen und kein Vermögen verfügt, hat es schwer, den eigenen Lebensunterhalt für eine so lange Zeit vorzufinanzieren.

Das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz, nach dem die Leistungen gewährt werden, ist ein Bundesgesetz. Jedes Land unterhält aber eigene Behörden, die die Förderanträge bearbeiten und für die Beratung zuständig sind. Für NRW ist das das Dezernat 49 der Bezirksregierung Köln mit Sitz in Aachen. "Dort gibt es Personalprobleme, das ist seit Jahren bekannt", betont Vahling.

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In Düsseldorf kann die ARGE helfen

"Wir propagieren alle Fördermöglichkeiten, um die Leute ins Handwerk zu holen, und dann klappt das nicht. Das kann doch nicht sein." Es gehe hier doch um den nicht nur für das Handwerk, sondern auch für das Land und den Staat wichtigen Fachkräftenachwuchs. Um das zuständige NRW-Bildungsministerium auf die Probleme aufmerksam zu machen, vereinbarten Oehme und Vahling ein Gespräch mit Staatssekretär Ludwig Hecke. Er räumte personelle Probleme im Dezernat 49 ein und versprach, daran zu arbeiten. "Bis jetzt hat sich leider nichts spürbar verändert", stellt Andreas Oehme fest.

Die Kammern versuchen zu helfen, wo es geht, indem sie mit den Teilnehmern der Kurse Ratenzahlungen vereinbaren oder Zahlungen stunden. In Düsseldorf konnte Lothar Vahling von der ARGE Hilfe organisieren. Sie erklärte sich bereit, Mittel für den Lebensunterhalt, die eigentlich von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) (60,5 Prozent) und der jeweils zuständigen Bezirksregierung (39,5 Prozent) kommen müssten, so lange zu zahlen, bis der jeweilige Förderantrag bewilligt ist, und die Mittel regulär (dann auch rückwirkend) fließen. Im Gegenzug verpflichtet sich der Meisterschüler, das Geld zurückzuzahlen, sobald KfW und Bezirksregierung beginnen, die Leistungen auszuschütten.

"Alle mussten auf ihr Geld warten"

Rainer Schmidt* konnte die Hilfe der ARGE in Anspruch nehmen. Er musste nach Beginn der Meisterfortbildung sechs Monate auf die Bewilligung seines BAföG-Antrags und damit auch auf das Geld warten. "Ich wurde da komplett im Regen stehen gelassen", sagt er. Zunächst versuchte er, so viel wie möglich nebenher zu arbeiten (den Meisterlehrgang absolvierte er in Vollzeit). Lange konnte er das aber nicht durchhalten – Alternativen mussten her. Die Eltern und Großeltern halfen aus.

Schließlich sprang das Jobcenter ein, damit Schmidt die Miete bezahlen und sich etwas zu essen kaufen konnte. Und er war nicht der Einzige, der solche Probleme hatte: "Zu Beginn des Kurses hatte keiner der Teilnehmer einen Bewilligungsbescheid. Alle mussten auf ihr Geld warten." Manche von ihnen hätten ihren Meisterkurs fast abbrechen müssen.

Schmidt selbst konnte seinen Lehrgang erfolgreich abschließen. Aber mit Beginn der Qualifizierungsmaßnahme zum Betriebswirt des Handwerks ging der Ärger schon wieder von vorne los: "Den Antrag für die Förderung habe ich Ende Oktober eingereicht. Ich hoffe bis heute auf eine Antwort." Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

*Name von der Redaktion geändert

Text: / handwerksblatt.de

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