In den Online-Trainings der Future Talent Camps und den Präsenzveranstaltungen der Smart Camps (im Bild) erfahren Auszubildende, wie sie sich und ihren Ausbildungsbetrieb in den Sozialen Medien am besten präsentieren.

In den Online-Trainings der Future Talent Camps und den Präsenzveranstaltungen der Smart Camps (im Bild) erfahren Auszubildende, wie sie sich und ihren Ausbildungsbetrieb in den Sozialen Medien am besten präsentieren. (Foto: © BG3000 Service GmbH)

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So werden Azubis aus dem Handwerk zu Ausbildungs-Influencern

Azubis sind die besten Botschafter ihres Ausbildungsbetriebs. In den Online-Trainings der Future Talent Camps werden sie zu Influencern ausgebildet. Auf Social Media sollen sie authentisch über ihre Ausbildung berichten.

Das Handwerk braucht Fachkräfte. Einige Betriebe bilden sie selbst aus. Doch die Zahl der Bewerber sinkt. "Die Jugendlichen haben völlig falsche Vorstellungen vom Handwerk. Viele wissen gar nicht, wie attraktiv die Berufe sind", meint Simone Stein-Lücke. Den Chefs fehle aber oft die Zeit, sich neben der Arbeit auch noch um die Nachwuchsakquise zu kümmern.

Müssen sie auch gar nicht – sofern sie junge Handwerker in ihren Reihen haben. "Auszubildende berichten am authentischsten, wie aufregend ihr Job ist", sagt die Gründerin und Geschäftsführerin der BG3000 Service GmbH. Ein Future Talent Camp macht die Auszubildenden zu Ausbildungs-Influencern ihres Betriebs. 

Jugendliche und Social Media

Die meisten Jugendlichen tummeln sich in den Soziale Medien. Das geht etwa aus dem Digital-Index 2020/2021 der Initiative D21 hervor. Ausbildungsbetriebe dürfte besonders die Gruppe der 14- bis 19-Jährigen interessieren. Darin nutzen 74 Prozent YouTube, 64 Prozent Facebook, 61 Prozent Instagram, 36 Prozent Snapchat und 22 Prozent TikTok.

Am breit gestreuten Medienkonsum knüpft das Future Talent Camp an. "Wir zeigen den teilnehmenden Azubis, auf welchen Plattformen sie ihre Peer-Group erreichen und wie sie gute Inhalte für den jeweiligen Kanal produzieren", fasst Simone Stein-Lücke das Konzept kurz zusammen.

Aufbau der Camps

Die Future Talent Camps sind Online-Trainings. Sie bestehen aus sechs Modulen.

  1. Im ersten Modul erfahren die Auszubildenden, welchen Stellenwert die Sozialen Medien besitzen. Außerdem lernen sie die wichtigsten Plattformen für ihre Influencer-Mission kennen.
  2. Im Fokus des zweiten Moduls stehen die Schattenseiten der Online-Welt. "Es geht darum, wie man mit Mobbing, Hate-Speech und Fake News umgeht und wie man sich und seinen Betrieb davor schützen kann", umreißt Simone Stein-Lücke knapp den Inhalt.
  3. Das dritte Modul trägt den Titel "Broadcast your company". Den Teilnehmern werden die Grundlagen der Content-Produktion vermittelt. "Dazu gehört, was eine gute Story ausmacht und wie sie richtig filmen, fotografieren, posten und taggen", verdeutlicht die Geschäftsführerin der BG3000 Service GmbH. 
  4. Modul vier behandelt die Gestaltung einer Webseite und den Aufbau eines Blogs mit dem Content-Management-System WordPress.
  5. Das fünfte Modul rückt TikTok und Instagram in den Fokus. Die Teilnehmer sollen Trends identifizieren und Inhalte gezielt für diese Plattformen erstellen.
  6. Letzter Baustein des Basic Future Talent Camp ist Modul sechs. "Wir kümmern uns um die Social-Media-Policy und digitale Ethik. Die wenigsten kleinen und mittelständischen Unternehmen haben einen Leitfaden, was ihre Mitarbeiter im Netz dürfen und was nicht."

Großer Experten-Pool

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Die Referenten sind Experten ihres Fachgebiets. Simone Stein-Lücke schöpft aus einem Pool von über 130 Trainern. "Die Bandbreite reicht vom Sucht-Psychologen bis hin zum Influencer von Bullshit-TV. Wir arbeiten mit digitalen Profis aus verschiedenen Branchen. Kenner des Handwerks sind natürlich auch in unserem Trainer-Pool vertreten." Dies ermöglicht es der BG3000, die Inhalte individuell auf die Altersklasse, den Ausbildungsberuf oder die Region zuzuschneiden.

Hausaufgabe als Challenge

Jedes der sechs Module der Future Talent Camps umfasst eine Stunde Live-Training pro Woche. Die Phasen der Vor- und Nachbereitung können sich die Azubis selbst einteilen und sich bei Fragen an den individuellen Telefon-Support wenden. Von Woche zu Woche stellen die Referenten den Teilnehmern eine Hausaufgabe. "Mit dieser Challenge wenden die Auszubildenden ihr Wissen direkt an. Jede Woche küren wir die drei Besten."

Kurse für Einsteiger, Fortgeschrittene und Profis

Die Kurse richten sich an Einsteiger (Basic), Fortgeschrittene (Intermediate) und Profis (Professional). Einzeln gebucht kosten sie jeweils 900 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer). "Der Preis für ein Future Talent Camp reduziert sich, wenn mehrere Betriebe ihre Azubis gebündelt anmelden. Dies gilt auch für Gruppen oder Klassen von Handwerkskammern, Innungen oder Berufsschulen", erklärt Simone Stein-Lücke: "Wer spezielle Wünsche hat, soll einfach auf uns zukommen. Auch Hybrid- oder Präsenz-Camps realisieren wir sehr gern."

Erfolgreicher Test

Simone Stein-Lücke Foto: © BG3000 Service GmbHSimone Stein-Lücke Foto: © BG3000 Service GmbH

Das Konzept der Online-Trainings haben die Joint-Venture-Partner BG3000 Service GmbH und die Lobeco GmbH zusammen mit der Arbeitgeberverband HessenChemie im vergangenen Jahr aufgebaut und getestet. Daran waren Auszubildende, Ausbilder und Berufsschullehrer beteiligt. Letztere haben von der Kooperation der Lernorte besonders profitiert. "Die einen arbeiten bereits auf dem höchsten Niveau mit digitalen Anwendungen, die anderen noch mit einem zerfledderten Lehrbuch", beschreibt Simone Stein-Lücke die digitale Kluft zwischen Wirtschaft und Schulen. Das Projekt sei um zwei Jahre verlängert worden.  

Bewährtes Konzept

Die Future Talent Camps sind eine Reaktion auf die Corona-Pandemie. Sie basieren inhaltlich auf den Smart Camps, die als dreitägige Präsenzveranstaltungen während des Shutdowns ausfallen mussten. "In den vergangenen sechs Jahren haben wir darüber mehr als 30.000 Schüler, Auszubildende und Lehrer digital trainiert und damit über 500.000 Schulstunden ersetzt", sagt Simone Stein-Lücke stolz.

Ihr Engagement wird anerkannt. Die BG3000 Service GmbH sei offizieller Partner des Digitalgipfels der Bundesregierung und habe die Smart Camps als Vorzeigemodell schon in den USA und Singapur vorgestellt. 

Gute Investition

"Dem Handwerk geht es so gut wie nie, aber vielen Betrieben fehlen derzeit schon tüchtige Azubis und damit mittelfristig qualifizierte Fachkräfte", beobachtet Simone Stein-Lücke. Die Future Talent Camps können aus ihrer Sicht dazu beitragen, die Auszubildenden als authentische Botschafter ihrer Betriebe und ihres Berufes in den Sozialen Medien zu positionieren.

"Die sechs einstündigen Online-Trainings mit zeitlich flexibler Vor- und Nachbereitungsphase sind eine gute Investition, um die Ausbildungsberufe des Handwerks unter Jugendlichen bekannter und attraktiver zu machen. Motivierte junge Menschen suchen nach zeitgemäßen Ausbildungsangeboten. Digitale Kompetenzen sind dabei ein ganz wichtiger Bestandteil."

Text: / handwerksblatt.de