Reims: Kathedrale der Versöhnung
Glaskunst aus Deutschland schmückt das Umfeld der heiligen Johanna in Reims. Die Fenster sollen ein Zeichen der Versöhnung mit Deutschland sein.
Es ist ein Farbenspiel der besonderen Art: Die Fenster von Imi Knoebel strahlen in einer einzigartigen bunten Schönheit. Orange, Rot, Violett, Grün. Die Verantwortlichen für die Sanierung der Kathedrale waren ein wenig geschockt - diese Farbenvielfalt in der ehrwürdigen Kathedrale! Die Sorge trieb die Denkmalschützer um, dass die farbstarken Knoebel-Fenster den unmittelbar danebenliegenden Fenstern von Marc Chagall die Lichtkraft nehmen könnten. Aber Franzosen sind nun einmal galant, und ein Geschenk des Künstlers und deutscher Institutionen stellt man nicht Frage.
Fenster als Zeichen der Versöhnung
So durchfluten seit einigen Jahren die Lichtstrahlen des Beuys-Schülers aus Düsseldorf die stolze Kathedrale von Reims. Die Fenster sollen ein Zeichen der Versöhnung mit Deutschland sein, so wollte es der Düsseldorfer Künstler. Sozusagen als leuchtende Friedensgeste über der Skulptur von Jeanne d´Arc, der Nationalheiligen von Frankreich.
Hinter der Schenkung des Künstlers, der drei Jahre an den neuen Entwürfen gearbeitet hatte, stand aber auch die Unterstützung des Bundesaußenministers und der Kunststiftung NRW. Knoebel war der Impulsgeber, und am 24. April 2015 wurden die drei Glasfenster in der Kapelle der Heiligen Johanna von Orléans eingebaut. In ihrer Ästhetik knüpfen sie an die Entwürfe der ersten sechs Glasfenster von Knoebel an, die 2011 eingebaut wurden. In ihrer Formen- und Farbenvielfalt sind sie jedoch reicher, schreibt ein Kunstkritiker. Knoebel, der als Vertreter der Minimal Art gilt, habe abstrakte Feuerwerke aus spitzen und gewundenen Glassplittern geschaffen, die durch den Zauber des Lichts die Kapelle magisch erleuchteten.
Der damalige französische Außenminister Laurent Fabius (l-r), der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der Künstler Imi Knoebel und seine Ehefrau Carmen betrachten im Mai 2015 in der Kathedrale drei von Imi Knoebel gestalteten Kirchenfenstern. Foto: © Jörg Carstensen/dpa Die Tradition der Glashandwerker
3.500 Quadratmeter verglaste Fläche misst die Glasausstattung der Kathedrale insgesamt. Trotz der massiven Zerstörungen vor allem im 18. Jahrhundert und in den Weltkriegen existieren heute noch viele Fenster des 13. Jahrhunderts neben den modernen Werken von Chagall aus den 70er Jahren bis hin zu den modernen Fenstern des Düsseldorfer Künstlers Knoebel.
Vor allem die Glashandwerker aus der Traditionswerkstatt Jacques Simon haben sich zwölf Generationen lang um die Glaskunst der ehrwürdigen Kathedrale von Reims verdient gemacht. Der künstlerische Beitrag der Deutschen steht als Versöhnungsgeste in einer großen Tradition. Hier reichten sich die Staatsoberhäupter von Frankreich und Deutschland, Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, im Jahr 1962 die Hände. Eine eingelassene Platte am Hauptportal erinnert die Nachwelt an die große Begegnung.
Architektonisch zählt die Kirchenhaus zu den Schmuckstücken der europäischen Kathedralen. Kaum eine andere Kirche zählt so viele Statuen. 2303 schmücken das Gebäude. 211 davon mit einer Größe von drei bis vier Metern, 788 Tiere gibt es in unterschiedlichen Größen. Die Königin von Saba und der lächelnde Engel, das Wahrzeichen von Reims, wurde in den Jahren 2006 und 2007 restauriert. Auf der westlichen Seite der Kathedrale befindet sich die Galerie der Könige.
Taufszene von Chlodwig
Im Zentrum der dargestellten Figuren befindet sich die Taufszene von Chlodwig, dem ersten König der Franzosen überhaupt. Dieser hatte geschworen, wenn er die Schlacht gegen die Alemannen gewinnt, werde er zum christlichen Glauben seiner Frau konvertieren. Er siegte im Jahr 496 und wurde Christ, getauft in Reims. Nach Chlodwig erhielten so ziemlich alle französischen Könige ihre Weihen hier in Reims, so etwa Karl VII. und der Sonnenkönig Ludwig XIV.
Reims in der Champagne ist eine bedeutende Kunst- und Geschichtsstädte. Die Stadt verdankt ihre Berühmtheit der Kathedrale in Erinnerung an die Krönungen der Könige von Frankreich und dem Champagner, mit zahlreichen Produzenten, die ihren Sitz in Reims haben. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören der erzbischöfliche Palast "Palais du Tau", die Abtei und die Basilika Saint-Remi, Weltkulturerbe der UNESCO. Sehenswert: das Museum der schönen Künste, das Museum und Stadthaus Le Vergeur, das einstige Jesuitenkolleg und das Planetarium, die Festung La Pompelle, das Musée de Reddition [Museum der Rückgabe], das Automobilmuseum Reims Champagne, die Foujita Kapelle sowie das Ensemble Cryptoportique.
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Die Welt des Champagners
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Anreise: Flüge ab verschiedenen deutschen Städten ab 120 Euro.
Text:
Rainer Schmidt /
handwerksblatt.de
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