Smarte Stromzähler: Was denken Sie darüber?
Seit dem 31. Januar läuft die breite Einführung intelligenter Strommesssysteme, sogenannter Smart Meter. Mit einem Aufruf an die Kunden möchte sich die Verbraucherzentrale ein Bild von der Lage machen.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Weg frei für Smart Meter?!
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat am 31. Januar 2020 den Startschuss für die breite Einführung der digitalen Stromzähler und intelligenten Messsysteme (Smart Meter) gegeben. Die Marktbeobachtung des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) begleitet den nun startenden Rollout der modernen Messeinrichtungen. Mit einem Verbraucheraufruf möchte er ein Bild von der aktuellen Lage bekommen.
Seit dem ersten Januar dürfen zur Ermittlung des Stromverbrauchs nur noch digitale Zähler eingebaut werden. Er ist Teil eines intelligenten Messsystems, sogenannter Smart Meter, die zunächst für Haushalte mit hohem Stromverbrauch ab 6.000 kw/h Pflicht werden. Bis zum Jahr 2032 sollen dann die herkömmlichen analogen Stromzähler mit Drehscheibe – aus den Haushalten verschwunden sein.
Mit den neuen Smart Metern sollen die Stromnetze besser genutzt und der Energieverbrauch gesenkt werden. In den Haushalten sollen stromfressende Geräte erkennbar werden. Was ist ein Smart Meter?
Ein intelligentes Messsystem – auch Smart Meter genannt – besteht aus zwei Elementen: einem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul, das die Datenübertragung ermöglicht. Der digitale Stromzähler ersetzt den alten analogen Stromzähler. Er wird auch als moderne Messeinrichtung bezeichnet und kann mit einem Kommunikationsmodul verbunden werden. Erst durch dieses Kommunikationsmodul – auch Smart-Meter-Gateway genannt – wird eine moderne Messeinrichtung zu einem intelligenten Messsystem (Smart Meter). Das intelligente Messsystem ermittelt den Stromverbrauch, speichert und verarbeitet die Daten. Es ermöglicht die Datenübertragung in beide Richtungen. Mehr Informationen > finden Sie beim BSI
Verbraucher haben Mehrkosten
Für einen Teil der Haushalte ist der Einbau der Smart Meter verpflichtend und es fallen erst einmal Kosten zwischen 23 Euro und 100 Euro an. "Ob diese Kosten durch variable Stromtarife von den Verbrauchern eingespart werden können, steht aber in den Sternen. Das ist ärgerlich", so Dr. Thomas Engelke, Leiter des Teams Energie und Bauen beim vzbv.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband prüft nun, ob die Anbieter von modernen Messeinrichtungen und intelligenten Messsystemen die gesetzlichen Vorschriften einhalten oder ob es Hinweise auf mögliche Verstöße gibt. Verbraucher sind daher dazu aufgerufen, über ein Online-Formular ihre Erfahrungen mit dem Einbau und Betrieb dieser Stromzähler zu berichten.
Mit modernen Messeinrichtungen wird der Stromverbrauch digital erfasst, das Ergebnis muss wie bisher vor Ort abgelesen werden. Intelligente Messsysteme, sogenannte Smart Meter, sind zusätzlich mit einem Gateway als Kommunikationsstelle ausgerüstet, über welche die Daten verschlüsselt zum Beispiel an den Messstellenbetreiber gesendet werden. Smart Meter sollen auch variable Stromtarife nutzen und Stromerzeugung und -verbrauch steuern können.
Nötige Funktionen fehlen den Systemen noch
Foto: © Verbraucherzentrale NRWDie jetzt vom BSI zugelassenen drei Smart-Meter-Modelle sind in ihren Anwendungsfunktionen noch eingeschränkt. Das Bundeswirtschaftsministerium hat am 20. Januar in seinem "Fahrplan für die weitere Digitalisierung der Energiewende" darauf hingewiesen, dass vor einem Rollout der Smart Meter für Haushalte mit Stromerzeugern, Speichern und Nachtspeicherheizungen zunächst noch das Erneuerbare-Energien-Gesetz geändert werden müsse.
Zwangseinbau für Haushalte mit Stromerzeugung, Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Speichern wurde verschoben
Der Datenaustausch zwischen Erzeugern, Verbrauchern, Stromlieferanten und Netzbetreibern erfolgt bei intelligenten Messsystemen automatisiert und verschlüsselt über ein Smart-Meter-Gateway in ein sicheres Kommunikationsnetz. "Bei den Smart Metern, die jetzt eingeführt werden, fehlen allerdings noch viele Funktionen", bewertet Engelke: "Zum Beispiel können die neuen Zähler nicht auf die Strommenge im Netz reagieren und auch nicht die Photovoltaikanlage auf dem Dach steuern. Es ist daher zu begrüßen, dass der Zwangseinbau für Haushalte mit Stromerzeugung, Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Speichern verschoben wurde."
Der vzbv fordert die Bundesregierung auf, den Einbau der Smart Meter in diesem Jahr erst dann zuzulassen, wenn sie alle dafür erforderlichen Funktionen auch erfüllen.
Die Installation und Einbindung von Smart Metern in ein intelligentes Stromnetz gehört zu den wichtigen Geschäftsfeldern der e-handwerklichen Fachbetriebe, betont der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH).
Lesen Sie hier seine FAQ zum Thema
Text:
Anne Kieserling /
handwerksblatt.de
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